Die Zahl der Straftaten auf dem Cannstatter Volksfest ist in diesem Jahr deutlich rückläufig – offenbar noch deutlicher als auf der Münchner Wiesn.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Nicht nur beim Münchner Oktoberfest – auch beim Cannstatter Volksfest wird nun eine erfreuliche Sicherheitsbilanz gezogen: Die Zahl der Straftaten ist deutlich zurückgegangen. In Stuttgart sogar um 35 Prozent. Auf der Münchner Wiesn betrug das Minus immerhin 24 Prozent. „Ein Sicherheitsrädchen hat in das andere gegriffen“, zeigt sich Landesinnenminister Thomas Strobl zum Finale des Volksfests am Sonntag erfreut.

 

Die absoluten Zahlen an Straftaten muss man sich in Stuttgart indes herleiten. Ausgehend von 700 bis 800 Delikten in den Vorjahren würde der Rückgang eine Größenordnung zwischen 450 und 500 ergeben. In München sank die Zahl konkret von 930 auf 706 Straftaten auf dem Wiesngelände. „Unser Konzept ist aufgegangen“, bilanziert Strobl, „mit Präventions- und Aufklärungsarbeiten, offensiven Kontrollen vor Ort und zeitweise bis zu 160 eingesetzten Polizistinnen und Polizisten haben wir für ein hohes Sicherheitsniveau gesorgt.“

Weniger Drogendelikte wegen Legalisierung?

Dabei habe sich die Zahl der Aggressionsdelikte leicht verringert, stellt der Landesinnenminister fest. Noch deutlicher seien die Rückgänge bei Sexualdelikten. Etwas widersprüchlich: Während Cannstatts Revierleiter und Wasenwachen-Chef Jörg Schiebe von 50 Prozent weniger Taschendiebstählen spricht, halten sich laut Innenminister die Diebstähle insgesamt auf „etwa demselben Niveau“. Strobl sieht allerdings einen besonderen Grund für die deutlich gesunkenen Deliktszahlen, genauer: im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität – „bedingt durch die Legalisierung durch Cannabis“.

Hat es die Rückgänge in München und Stuttgart also vor allem nur gesetzesbedingt gegeben? Tatsächlich werden die Drogendelikte nicht in allen Statistiken gewertet, um die Vergleichszahlen mit dem Vorjahr nicht zu sehr zu verzerren. Allerdings war der Wasen in Sachen Betäubungsmittel durchaus keine straffreie Zone. Am 8. Oktober beispielsweise nahm die Polizei zwei 20 und 21 Jahre alte Männer fest, die auf dem Wasengelände offenbar mit Haschisch und Marihuana handelten. Das Duo landete tags darauf in Untersuchungshaft.

Friedlich trotz Fußball-Zündstoff

Ein positives Fazit zieht die Polizei auch bei anderen Veranstaltungen im Neckarpark. Da hätte es an den Spieltagen des VfB Stuttgart einigen Zündstoff geben können. Doch weder bei der Bundesligabegegnung gegen die TSG Hoffenheim noch beim Champions-League-Spiel gegen Sparta Prag habe es auf dem Festgelände Auseinandersetzungen gegeben. Freilich war die Polizei weit vorher aktiv gewesen. So war etwa ein Reisebus mit mutmaßlichen Hooligans aus Tschechien auf das Gelände des Polizeipräsidiums auf dem Pragsattel gelotst worden, nachdem die Bundespolizei Hinweise auf sogenannte „Passivbewaffnung“ bei Bus-Insassen erhalten hatte. Eine Sturmhaube, ein Widerstand und ein Hitlergruß sorgten dafür, dass drei Sparta-Anhänger den Wasen nicht erreichten.