Seine „Tierdocs“ sind ein Radiohit – nun trifft Andreas Müller auf ein „großes Tier“ in Stuttgart: Beim „doppelten Oettinger“ talkt der Parodist mit dem Politiker. Was hatter dann?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wenn Dr. Hart und Dr. Zart als „Tierdocs“ von SWR 3 ihre Patienten empfangen, kennen die beiden ihre Rituale perfekt. Die Frage „Was hatter dann?“ ist am Anfang so sicher wie die viel zu hohe Rechnung zum Schluss. Andreas Müller, Comedy-Chef des Senders, ist in der schrägen Sketch-Serie für den harten und geldgierigen Part zuständig. Dass der 58-Jährige auch anders kann, wird das Publikum am 4. Juli, 18 Uhr, bei einer Benefizveranstaltung für die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel in der Gastronomie des Schlosses Solitude erleben.

 

Unzählige Male hat Müller, einer der besten Parodisten des Landes, mit der Stimme des früheren Ministerpräsidenten und EU-Kommissars gesprochen. Beim „Doppelten Oettinger“ trifft der Echte auf das perfekte Fake. Im Interview sprechen wir mit Andreas Müller über Differenzen der beiden, über Politiker mit Lachgarantie und über die Nachfolge von Winfried Kretschmann. Wer sollte aus Sicht der Comedy der neue MP werden?

Herr Müller, am 4. Juli gibt es den „Doppelten Oettinger“ auf Schloss Solitude. Der eine Oettinger ist 71, der andere, also Sie, noch keine 60. Was kann der junge Oettinger, was der alte Oettinger nicht kann?

Vielen Dank für das „jung“. Ich vermute mal spontan: „Badisch schwätze“ ist das einzige, was ich vielleicht eher kann als das Original.

In welchen Punkten dürften sich der junge und der alte Oettinger einig sein – in welchen eher nicht?

Ich glaube, wir sind beide glühende LÄNDsmen und ebensolche überzeugten Europäer. Vielleicht haben wir Differenzen im Musikgeschmack – und beim Betonen bestimmter englischer Begriffe. Einen großen Dissens sehe ich aber eigentlich nicht.

Haben Sie sich schon mal getroffen, wenn ja, bei welcher Gelegenheit?

Ja, das ist schon einige Jahre her – auf einer Messe-Veranstaltung auf den Fildern, ich machte einen kleinen Auftritt als Comedian und er einen Rundgang als Ministerpräsident – und er war dann aber auch in meiner Show zu Gast. Ich habe ihn aber auch bei anderen sogenannten Galas schon als brillanten und höchst pointierten Redner erleben dürfen.

Sie parodieren alles, was Rang und Namen hat in der Politik und Co – und das seit vielen Jahren. Was ist Ihre Rangliste? Wer ist am besten geeignet für die Parodie? Und bei wem gibt es die meisten Lacher?

Die Rangliste ist stets veränderlich, denn meine Favoriten sind immer, diejenigen, die „gerade dran“ sind. Und da würde ich bei den Politikern aktuell Merz, Söder und Kretschmann nennen. Die Lachgarantie bleibt aber auch bei Lauterbach. Aus parodistischer Sicht hatte ich mit unseren baden-württembergischen Ministerpräsidenten immer Glück, da sie stets etwas sehr erkennbares und gut parodierbares an sich hatten. „Alles außer Hochdeutsch“ fruchtet ! Da lag mal ein Erwin Teufel ebenso gut wie ein Oettinger in dessen Zeit. Und es erklärt auch, warum Stefan Mappus nicht lange im Amt bleiben konnte – er war stimmlich zu unmarkant.

Andreas Müller (Mitte) mit seinen Tierdocs-Kollegen Steffen Auer und Vanessa Auer. Foto: SWR 3

Ihr Kretschmann ist stimmlich sehr markant. Nächstes Jahr wird neu gewählt. Wer ist Ihnen aus der Sicht der Parodie lieber als neuer MP? Hagel oder Özdemir?

Das ist in dem Fall klar Özedmir – den hab ich schon gut drauf . Es wäre aber nicht das erste Mal, dass man sich auf eine Rolle einstellt, die mal dann doch nicht braucht – Armin Laschet lässt grüßen. Aber Manuel Hagel hat auch durchaus parodierbares Potenzial. Man kennt ihn halt einfach noch nicht so gut und hat ihn nicht auf dem Schirm, bzw. im Ohr.

Ein großer Radiohit sind Ihre Tierdocs. Haben Sie genügend Stoff, wie lange können Sie noch weitermachen?

Es gibt wohl noch eine große Menge an Tierarten auf unserem Planeten, die noch nicht beschrieben sind. Wissenschaftler schätzen mehr als 5 Millionen Arten und nur knapp 1,8 Millionen sind erfasst. Allein in der Wilhelma gibt es mehr als 1100 Arten. Bei den SWR3 Tierdocs haben wir neulich die 400. Folge geschafft. Insofern, ja, es gibt noch Stoff, zumal die Serie gemeinsam mit meinem Kollegen Steffen Auer entsteht: Es fällt uns da im Doppel auch stets mehr ein als einem alleine. Ich hoffe, das klappt mit dem Doppel auf der Solitude auch so. Ich freue mich jedenfalls, mal ein wieder „großes Tier“ live erleben zu können. Und das auch noch für den guten Zweck.

Der doppelte Oettinger

Karten
Unterstützt wird die Veranstaltung vom Business Club Stuttgart Schloss Solitude. Jörg Mink liefert das Büfett zur Show, und die Firma Hofmeister verdoppelt den Eintritt von 59,50 Euro pro Person. Tickets für den „doppelten Oettinger“ gibt es im Internet unter https://eveeno.com/derdoppelteoettinger