An diesem Dienstag wäre der österreichische Dichter Thomas Bernhard neunzig Jahre alt geworden. Zwei Lebensberichte nähern sich dem streitbaren Polemiker aus unterschiedlichen Richtungen an.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Wenn nicht alles täuscht, so vollzieht sich im Nachleben des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard seit geraumer Zeit eine Verwandlung in zwei unterschiedliche Richtungen. Die eine macht aus einem der furiosesten und kompromisslosesten Gegenwartsvernichter einen allseits geschätzten Humoristen. Längst hat man auch in Österreich den einst mit Morddrohungen und Verbannungsfantasien verfolgten „Nestbeschmutzer“ und „Volksfeind“ als schillernden Paradiesvogel repatriiert, mit dessen prächtigem musikalischem Hassgesang man sich trösten kann, wenn die Wirklichkeit einen noch trostloseren Verlauf nimmt als in den bittersten seiner Pointen.