Die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters und potentiellen Erdogan-Herausforderers Ekrem Imamoglu findet auch in Stuttgart ein Echo. Demonstranten äußerten ihre Empörung.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Einen Tag nach der Verhaftung von Ekrem Imamoglu, des Bürgermeisters von Istanbul, haben in Stuttgart am Donnerstagnachmittag mehr als 200 Menschen, ganz überwiegend Türkeistämmige, beim türkischen Konsulat am Kernerplatz demonstriert. Veranstalter war der Verein CHP Württemberg, die die Interessen der gleichnamigen größten Oppositionspartei in der Türkei vertritt.

 

In einer Vorab verteilten Mitteilung, erklärte der Verein, man wolle gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Organisationen und öffentlichen Vertretern ein starkes Zeichen setzen: „Der Angriff auf Ekrem İmamoğlu ist eine Bedrohung für unsere gemeinsame Zukunft und ein Angriff auf die gesamte Türkei.“ Wenn die Rechtsstaatlichkeit, die Demokratie und die Gerechtigkeit in einem Land missachtet würden, bedeute dies auch das Ende des gesellschaftlichen Friedens.

Am Donnerstagnachmittag in Stuttgart: Demontration vor dem türkischen Konsulat am Kernerplatz Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der populäre Imamoglu, Mitglied der sozialdemokratischen CHP, gilt als größter politischer Konkurrent des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Hinter seiner Verhaftung werden politische Motive vermutet. Ihm werden unter anderem Korruption und Unterstützung der Terrorgruppe PKK zur Last gelegt.

Türken sollen für Demokratie einstehen

Die Kundgebung am Kernerplatz stand unter dem Motto „Entweder alle zusammen oder keiner von uns“. Die Veranstalter forderten, auch die Türken in Deutschland sollten für Demokratie, Gerechtigkeit und Menschenrechte stark machen: „Die türkische Gemeinschaft in Deutschland trägt eine große Verantwortung, sich gegen solche Rechtsverstöße auszusprechen.“

Demonstranten beim Hochhalten von Transparenten Foto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Die türkeistämmige Landtagspräsidentin Muhterem Aras schrieb auf LinkedIn: „Mit Imamoglu solle „ein politischer Gegner zum Schweigen gebracht werden. Mit dieser Taktik eifert Erdogan Autokraten wie Putin nach und setzt auf Repression, um an der Macht zu bleiben.“

Die Bundesregierung hatte die Festnahme zuvor bereits als „schweren Rückschlag für die Demokratie in dem Land am Bosporus“ kritisiert.