Wie kriminell sind jugendliche Asylbewerber, die ohne Begleitung in Deutschland ankommen? Schützt eine gute Kindheit vor Traumata? Hat der russische Präsident eine Persönlichkeitsstörung? Ein Gespräch mit dem Gewaltforscher Thomas Elbert.

Reportage: Robin Szuttor (szu)

Manchmal kann er vom Balkon aus die Zugspitze sehen. Manchmal weht dazu das Kuhglockengeläut von den saftigen Weiden herüber. Thomas Elbert, 72, verbringt viel Zeit an seinem Zweitwohnsitz in Schongau. Groß geworden ist er auf dem Pfänder im Westallgäu – mit Bodenseeblick. Sein Vater sagte gern: „Die armen Leute da unten im Nebel.“ Heute ist er da unten Professor für Klinische Psychologie. Wenn er nicht im Nebel oder im oberbayerischen Landidyll sitzt, beschäftigt er sich mit den Abgründen menschlichen Daseins in Burundi, Afghanistan, Somalia, Bosnien, Sri Lanka, Uganda, Syrien, Ruanda, Tansania, Kolumbien oder der D. R. Kongo, wo er mit Kriegsverbrechern und Kriegsopfern gesprochen hat. Wobei er diese Unterscheidung so nicht machen würde.