Herta Däubler-Gmelin erzählt, wie sie die 68er in Berlin erlebte – männliche Selbstherrlichkeit inklusive. Während sich die Rebellen im Rampenlicht der Geschichte wähnen, kämpfen Frauen vor allem in ihren Partnerschaften für Emanzipation.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Berlin/Tübingen - Von hinten durch die Brust ins Auge, würde es manch eine wohl nennen. Aber die Stoßrichtung war klar. Am Stuttgarter St. Agnes, einem reinen Mädchen-Gymnasium, ein Raucherzimmer zu fordern, zielte ins Herz der bundesrepublikanischen Grundüberzeugungen. Für Mädchen ziemte es sich nicht, Hosen zu tragen, sich zu schminken und schon gar nicht zu rauchen. Die Schülerin, die das Raucherzimmer forderte, war die Sprecherin der Schülermitverwaltung, Herta Gmelin. Emanzipatorischer Geist muss sich vor allem im Alltag bewähren, sagt diese Episode. Was die Frauenbewegung als Maxime des Handelns für sich reklamieren wird, dass nämlich Genderfragen Machtfragen sind, gilt auch in der katholischen Mädchenschule der Adenauerzeit in der Landeshauptstadt.