Der Handelsriese Lidl hat vor, sein bestehendes Versorgungs- und Warenverteilzentrum im Kreis Esslingen abzureißen und in den nächsten Jahren schrittweise durch einen größeren Neubau zu ersetzen. Was genau ist geplant?
Der Handelsriese Lidl will in den kommenden Jahren schrittweise sein bestehendes Verwaltungs- und Warenverteilzentrum in Kirchheim unter Teck erneuern. Der Gemeinderat der Stadt hat der erforderlichen Änderung des Bebauungsplans jüngst zugestimmt und somit den Weg geebnet für die Modernisierung des Standortes an der Hegelstraße. „Durch die Realisierung des Vorhabens kann das Entwicklungspotenzial der gewerblichen Baufläche komplett ausgeschöpft werden“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. „Die Ausweisung neuer Flächen im Außenbereich wird somit vermieden.“
Nach Firmenangaben ist „ein kompletter Abriss und Neubau des Logistikzentrums“ geplant. Die Bagger sollen schon bald anrücken. Einer Lidl-Sprecherin zufolge wird das Zentrallager in mehreren Bau- und Betriebszuständen bis 2029 umgebaut und soll dann bis zu 140 statt heute 80 Filialen im Großraum Stuttgart beliefern. Angaben zum Investitionsvolumens macht das Unternehmen nicht.
Vom nahe der Autobahn gelegenen Standort Kirchheim aus werden derzeit Geschäfte zwischen Nürtingen und Leinfelden-Echterdingen, Stuttgart und Leonberg, Winnenden und Schwäbisch Gmünd bis nach Geislingen beliefert. Das Zentrallager wurde im Februar 2005 eröffnet. Ursprünglich hatte es eine Lagerfläche von knapp 27 000 Quadratmetern. 2011 und 2014 folgten Erweiterungen. Inzwischen stehen insgesamt rund 43 000 Quadratmeter Lagerfläche zur Verfügung. Doch selbst das reicht inzwischen nicht mehr aus.
„Durch die sich verändernden Wünsche und Bedürfnisse der Kunden haben sich in den letzten Jahren auch die Anforderungen an die Logistik verändert“, heißt es aus der Zentrale des Discounters in Neckarsulm. Das Sortiment sei größer geworden, weshalb mehr Platz in den Lagern benötigt werde. Laut den Firmenangaben umfasst die Lidl-Produktpalette mehr als 4300 verschiedene Artikel aus allen Bereichen des täglichen Lebens.
Wie die Unternehmenssprecherin erläutert, analysiere man regelmäßig das Logistiknetzwerk und stärke dieses bei Bedarf. „Ein solches Beispiel ist das Warenverteilzentrum in Kirchheim unter Teck. Nach umfassender Prüfung der dortigen Kapazitäten haben wir festgestellt, dass diese den zukünftigen Anforderungen an die Warenversorgung der Filialen in der Region nicht mehr entsprechen.“ Um den Standort „zukunftssicher aufzustellen und mit neuester Technik auszustatten“, sei nun eine Vergrößerung auf 52 400 Quadratmeter vorgesehen. „Dabei werden die Lagerkapazitäten erhöht und beispielsweise die Lagerebenen im Kühlbereich von drei auf sechs erweitert“, teilt die Sprecherin mit.
Errichtet wird ein riesiger Gebäudekomplex, der in unterschiedliche Nutzungsbereiche unterteilt ist. Im östlichen Teil ist der Kühlbereich vorgesehen, zudem soll dort ein dreigeschossiges Parkhaus entstehen. Im Zentrum befindet sich ein neues Regallager mit anschließendem Warenein- und -ausgangsbereich. Im nördlichen Bereich werden 42 schräg angeordnete Lkw-Stellplätze angelegt. Die Zufahrt zum Logistikzentrum erfolgt weiterhin über die Hegelstraße.
Um keine größere, bislang unbebaute Fläche in Anspruch nehmen zu müssen, wird das Zentrallager im Vergleich mit dem heutigen Gebäude „geringfügig wachsen“: Die maximale Gebäudehöhe soll bei 23 Metern liegen. „In der Planung nimmt auch der Lärmschutz einen hohen Stellenwert ein“, versichert die Lidl-Sprecherin. Der bislang viereinhalb Meter hohe Lärmschutzwall zum angrenzenden Wohngebiet hin soll um zwei Meter erhöht werden.
Um während der langwierigen Umbauphase Platz für Bagger und Kräne auf dem fast elf Hektar großen Grundstück zu schaffen und dabei gleichzeitig weiterhin die Warenversorgung in der Region zu gewährleisten, wird nach Konzernangaben das Lager für alle nicht zu kühlenden Waren nach Ebersbach an der Fils ausgelagert – dort hat Lidl im neu gebauten „P3 Park“ rund 33 000 Quadratmeter Lager- sowie weitere Sozial-und Büroflächen angemietet.
„Durch den Umbau und die Erweiterung des Logistikstandorts in Kirchheim unter Teck sowie das ergänzende Lager in Ebersbach schaffen wir langfristig neue Arbeitsplätze in der Region“, betont die Unternehmenssprecherin. Aktuell seien 308 Mitarbeiter in Kirchheim beschäftigt, davon 96 in der Verwaltung und 212 in der Logistik. „Wir gehen davon aus, dass insgesamt bis zu 200 neue Stellen in beiden Bereichen entstehen werden.“
Geschichte
Angefangen hat alles 1930: In Neckarsulm wird die Lidl & Schwarz KG als Lebensmittel-Sortimentsgroßhandlung gegründet. Die erste Lidl-Filiale eröffnete 1973 in Ludwigshafen. Bereits 15 Jahre später gab es 460 Geschäfte mit insgesamt 5.700 Mitarbeitern. 1989 wird Lidl international mit der ersten Filiale in Frankreich.
Filialnetz
Inzwischen werden unter der Bezeichnung Lidl über 12 200 Filialen in 30 Ländern Europas sowie in den USA betrieben. Weltweit gibt es 225 Waren- und Logistikzentren. Bundesweit arbeiten in den 3250 Lidl-Filialen und den 39 Regionalgesellschaften mit angegliedertem Verwaltungs- und Logistikzentren rund 100 000 Mitarbeiter.
Umsatz
Lidl zählt zu den Marktführern bei den Lebensmitteldiscountern in Deutschland. Laut Konzernangaben stieg der Filialumsatz 2023 auf 125,5 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
