Das neue Verwaltungs- und Warenverteilzentrum von Lidl in Kirchheim (Kreis Esslingen) soll Mitte 2029 fertiggestellt sein. Es wird künftig 140 Filialen in der Region beliefern.
In Kirchheim unter Teck entsteht derzeit das modernste Verwaltungs- und Warenverteilzentrum des Handelsriesen Lidl in Deutschland. Mitte 2029 soll es in Betrieb genommen werden, kündigte Philipp Dedorath von der Lidl Immobilien-Dienstleistungsgesellschaft beim Spatenstich an. Gebaut wird am bestehenden Standort an der Hegelstraße, der nach 20 Jahren komplett umgestaltet und vergrößert wird. Zum Investitionsvolumen macht das Unternehmen keine Angaben.
Für Julian Maier war es ein ganz besonderer Moment, als er symbolisch den Spaten ins Erdreich stieß: 2005 startete seine Karriere in Kirchheim – damals war er als dualer Student dort tätig, inzwischen ist er Geschäftsführer der Lidl Kirchheim Vertriebsgesellschaft. Dieser Standort sei ihm „eine Herzensangelegenheit“. Lidl bekenne sich dadurch zur Region, mit der das Unternehmen tief verwurzelt sei.
Voller Stolz stellt Maier das Vorhaben vor: Angefangen habe Lidl einst mit 27 000 Quadratmetern Lagerfläche, diese wurde im Jahr 2014 auf 43 000 Quadratmeter erweitert. Nun soll die Lagerfläche in den Hallen auf gut 52 000 Quadratmeter anwachsen. Der modernisierte Logistikstandort soll künftig 140 Lidl-Filialen in der Region statt bislang 80 mit Waren beliefern können. Zudem wird die Zahl der Mitarbeitenden langfristig von derzeit 250 auf „weit über 350“ steigen.
Knapp ein Jahr, nachdem die Erweiterungspläne erstmals öffentlich präsentiert wurden, sind die Bauarbeiten auf dem fast elf Hektar großen Grundstück bereits voll im Gange. Hier sei alles viel schneller gegangen als üblich, lobt Dedorath die Kirchheimer Stadtverwaltung für die gute Zusammenarbeit. Gebäude für Gebäude wird nun abgerissen, die einzelnen Lager ziehen immer wieder um, bis alles fertiggestellt ist.
Neubau unter laufendem Betrieb
Die Halle für das Trockensortiment ist schon abgerissen, als Ersatz wurde dafür im nahen Ebersbach ein Außenlager angemietet. Das 2011 eingeweihte, voll automatisierte Hochregallager – damals das erste seiner Art –steht inzwischen leer. Nicht nur dort soll modernste Technik Einzug halten. Intelligente IT-Systeme steuern künftig sämtliche Lagerprozesse. Laut Maier werden allein 327 Kilometer Kabel verbaut. „Das entspricht der Strecke von Kirchheim bis Köln.“
Gekühlte Produkte werden hingegen weiterhin direkt von Kirchheim aus in die Filialen geliefert, „so bleibt die Versorgung aller Filialen ohne Unterbrechung gewährleistet“, betonte Betriebsleiter Mario Sunjic. Dass der Betrieb trotz der Baustelle reibungslos funktioniere, sei eine große Herausforderung.
„Wir setzen bewusst auf eine nachhaltige Bestandsentwicklung und verzichten auf die Nutzung neuer Flächen“, erläutert Dedorath. Entstehen wird ein riesiger Gebäudekomplex, der in unterschiedliche Nutzungsbereiche unterteilt ist. Im Vergleich mit den alten Hallen wachsen die Gebäude nur leicht in die Höhe. Der Raum wird so effizient genutzt, dass sich die Kapazität verdoppelt.
Herzstück des Projektes ist eine vollautomatische Kommissionieranlage für das Trockensortiment – dazu zählen lang haltbare Produkte wie Nudeln, Konserven und Gewürze. Die Anlage gewährleiste eine schnelle und präzise Bereitstellung des umfangreichen Lidl-Sortiments für die Filialen. Mit der Vollautomatisierung reagiere man auf sich verändernde Wünsche und Bedürfnisse der Kunden. „Das modernisierte Verwaltungs- und Warenverteilzentrum in Kirchheim stärkt die Versorgungssicherheit für die Region“, betont Dedorath.
Nachhaltigkeit steht im Fokus
Lidl setzt beim Umbau auf Nachhaltigkeit. Der Neubau wird mit Holz- und Betonfertigteilen errichtet und mit energieeffizienter Gebäudetechnik ausgestattet. So kommen beispielsweise natürliche Kältemittel zum Einsatz. Die Abwärme der Kälteanlage wird zum Heizen genutzt. Auf den Dächern ist eine großflächige Fotovoltaikanlage für die Stromerzeugung vorgesehen, zusätzlich entstehen 16 000 Quadratmeter Dachbegrünung sowie Blühwiesen. Das Regenwasser wird direkt auf dem Gelände zurückgehalten.
Dieser Umweltgedanke passe sehr gut zu Kirchheim, findet der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt, Pascal Bader. Vor allem aber wird dieses „Zukunftsprojekt“ seiner Überzeugung nach den Wirtschaftsstandort Kirchheim stärken und langfristig Arbeitsplätze sichern. „Das macht Mut. In einer Zeit, in der die Wirtschaft nicht gerade vor Optimismus strotzt, ist das ein positives Signal.“
Der Discounter Lidl
Geschichte
Angefangen hat alles 1930: In Neckarsulm wird die Lidl & Schwarz KG als Lebensmittel-Sortimentsgroßhandlung gegründet. Die erste Lidl-Filiale eröffnete 1973 in Ludwigshafen. Bereits 15 Jahre später gab es bundesweit 460 Geschäfte mit insgesamt 5700 Mitarbeitern. Inzwischen zählt Lidl zu den Marktführern bei den Lebensmitteldiscountern in Deutschland und ist Teil der Unternehmensgruppe Schwarz mit Sitz in Neckarsulm.
Filialen
Unter der Bezeichnung Lidl werden heute über 12 200 Filialen in 31 Ländern Europas sowie in den USA betrieben. Weltweit gibt es 225 Waren- und Logistikzentren. Bundesweit arbeiten in den 3250 Lidl-Filialen und den 39 Regionalgesellschaften mit angegliedertem Verwaltungs- und Logistikzentren rund 100 000 Mitarbeiter. Lidl machte nach Firmenangaben im vergangenen Jahr einen Filialumsatz von 132,1 Milliarden Euro.