Im Internet ist ein kurzer Videoschnipsel aufgetaucht, in dem die Ansage eines Stuttgarter S-Bahn-Lokführers zu hören ist. Er schimpft vor allen Fahrgästen drastisch über die neuen Züge. Wie reagiert die Bahn auf den Vorfall?

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Der Mann hat einen dicken Hals – unüberhörbar. In einem Video auf Tiktok, das seit Sonntag mehr als 75 000-mal angeklickt wurde, ist eine Ansage in einer Stuttgarter S-Bahn zu hören. Der Zug beschleunige nicht mehr richtig, sagt die Stimme. „Das liegt daran, dass wir nur noch mit dem allerletzten Dreck herumfahren“, heißt es in der Brandrede des Lokführers. Einmal in Fahrt, beschwert sich der Mann darüber, dass „die neuen Fahrzeuge, die wir bekommen haben, einfach nur noch Schrott sind“.

 

Derzeit liefert der Hersteller Alstom 58 weitere S-Bahnen der Baureihe 430 für das Stuttgarter Netz aus. Die Deutsche Bahn (DB) beklagt, dass es immer wieder zu Störungen an diesen Zügen kommt. Wegen noch ungeklärter rechtlicher Fragen dürfen die neuen Bahnen mit älteren Zügen der gleichen Baureihe zudem nicht im Verbund fahren. Auf der Linie S 3 wird deswegen nur alle 30 Minuten gefahren statt im gewohnten Viertelstundentakt. S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein hat vergangene Woche die Möglichkeit ins Spiel gebracht, die elf noch ausstehenden neuen S-Bahnen so lange nicht abzunehmen, bis alle technischen Unzulänglichkeiten abgestellt sind. Das dürfte ganz im Sinne des Beschwerdeführers aus dem Führerstand sein. „Und mit diesem Scheiß dürfen wir rumfahren.“

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Die im Video zu sehenden Fahrgastinformation, der die Uhrzeit und der weitere Fahrweg zu entnehmen sind, dürfte es der DB leicht gemacht haben, den unzufriedenen Kollegen zu identifizieren. Dass die Situation des Personals angesichts des Zustands der Züge nicht einfach ist, sieht man bei der DB. Es sei eigens eine rund um die Uhr erreichbare Hotline eingerichtet worden. Gleichwohl überschreite die Durchsage des Lokführers „eindeutig eine Grenze. Wir arbeiten den Fall intern aktuell auf und bitten deshalb um Verständnis, dass wir uns zu möglichen Schritten derzeit nicht äußern können“, so ein Bahn-Sprecher auf Anfrage.