Auf der Bühne sieht man Eckart von Hirschhausen nur noch selten. Doch für Stuttgart macht der Arzt, Moderator und Kabarettist eine Ausnahme. Im Interview spricht er über Pinguine, Gemeinschaftserlebnisse und Internetbetrug.

Es gab Zeiten, da schien Eckart von Hirschhausen allgegenwärtig. Inzwischen hat er seine Bühnenkarriere zugunsten seiner Stiftungsarbeit aufgegeben. Ab und zu macht er eine Ausnahme – „auch für seine seelische Gesundheit“, wie er sagt. An Aschermittwoch tritt er in Stuttgart im Theaterhaus auf.

 

Herr von Hirschhausen, nach langer Zeit gastieren Sie mal wieder in Stuttgart. Was erwartet einen?

Auf alle Fälle ein guter Abend. Ich kombiniere Aha- und Haha-Elemente – mit einer Mischung aus Lesung, Kabarett, persönlichen Geschichten und Musik. Ich habe ja den genialen Pianisten Christoph Reuter an meiner Seite.

Es gibt einen roten Faden. Ich improvisiere aber auch, gehe auf Aktuelles ein, reagiere auf die Stimmung im Publikum. Jeder Auftritt ist ein Unikat. Und ich kann sagen: Auf der Bühne mache ich was ganz anderes als im Fernsehen. Da bin ich quasi wie der Pinguin im Wasser – in meinem Element.

Dennoch machen Sie sich rar.

Ich habe einfach kaum noch Zeit dafür. Auch beim Fernsehen habe ich extrem reduziert. Ich konzentriere mich auf die Arbeit meiner Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“. Ich sage immer: Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören. Dennoch ist es mir wichtig, ab und zu an ausgewählten Orten aufzutreten, auch für meine eigene seelische Gesundheit.

Etwa im Stuttgarter Theaterhaus?

Genau. Ich bin gern in Stuttgart. Hier gibt es eine ganz wunderbare Kleinkunstszene – und viele Fans, denen ich die Chance geben möchte, wieder einmal live dabei zu sein.

Sie sind ja trotzdem schwer beschäftigt. Eben ist Ihr Buch „Der Pinguin, der fliegen lernte“ erschienen, mit dem Sie auf Anhieb auf Platz eins der Bestsellerlisten gelandet sind.

Darüber freue ich mich sehr. Und es zeigt mir, dass ich mit dem Buch und den Bildern darin einen Nerv getroffen habe. Wir neigen ja dazu, uns ständig mit anderen zu vergleichen – meist zu unserem Nachteil. Wir grübeln viel, beschäftigen uns sehr mit unserem Innenleben.

Veränderung und letztlich ein zufriedeneres Leben erreichen wir meiner Ansicht nach aber nur, wenn wir in einer Umgebung sind, in der wir unsere Stärken entfalten können. Ich nenne es das Pinguin-Prinzip. Diese Wesen wirken an Land wie Fehlkonstruktionen. Sobald sie ins Wasser tauchen, sind sie jedoch unfassbar anmutig. Der Pinguin kann also fliegen – wenn er in seinem Element ist.

Sollten wir uns daran orientieren, also Sprünge ins kalte Wasser wagen?

Ja! Wir bereuen mehr, was wir nicht getan haben, als das, was wir tun. Ich behaupte aber nicht, dass dann alles gut wird. Die Pinguin-Metapher steht dafür, dass es – bei allen Widrigkeiten des Lebens – Dinge gibt, die wir selbst in der Hand haben. Sie kann Menschen zeigen, dass sie in einem anderen Kontext aufblühen können. Es muss ja nicht gleich die große, krasse Veränderung sein. Es reichen auch kleine Schritte.

Vielleicht funktioniert Ihre Metapher so gut, weil Pinguine uns generell anrühren.

Ich kenne niemanden, der Pinguine nicht mag. Vermutlich können wir uns schon wegen ihres aufrechten Gangs mit ihnen identifizieren. Dazu kommt ihre Tollpatschigkeit, eine unfreiwillige Komik an Land und ihre Eleganz im Wasser. Zudem sind sie soziale Wesen. Was die Kraft der Gemeinschaft betrifft, können wir viel von ihnen lernen.

Für Gemeinschaftserlebnisse sind aber auch Theaterabende gut?

Unbedingt. Da erlebt man echte Momente, die allen Menschen guttun – und von denen wir mehr brauchen. Stattdessen verschwenden viele ihre Zeit mit sozialen Medien, die nachweislich depressiv machen. Schon deshalb, weil sie eine Welt vorgaukeln, die nichts mit der Realität zu tun hat . . .

. . . und zudem Betrügern viel Raum bietet.

Es ist unglaublich, was mit Künstlicher Intelligenz heute möglich ist. Die Videos, in denen ich angeblich für Abnehmpulver, Potenzmittel oder „Cardirin“ werbe, sehen täuschend echt aus. Alles Fake! Bitte nie bestellen! Die Politik muss endlich Grundlagen schaffen, die derartigen Betrug verbieten, und die Plattformen müssen das löschen.

Ich kann nur sagen: Anders als so manche TV-Kollegen mache ich keine kommerzielle Werbung. Und im Netz gilt die Faustregel: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist es meistens auch nicht wahr.

Einsatz für Mensch und Umwelt

Engagement
 Eckart von Hirschhausen (57) ist ein Multitalent – Arzt, Moderator, Kabarettist und Autor. Besonders am Herzen liegt ihm das Thema Klimaschutz, wofür er sich unter anderem mit seiner Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“ einsetzt.

Bühnenauftritt
 Am Mittwoch, 5. März, tritt Eckart von Hirschhausen in Stuttgart im Theaterhaus auf. Beginn seiner Show „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben!“ ist um 20 Uhr.