Der Bezirksbeirat Mitte macht sich große Sorgen um die Zukunft des Einzelhandels im Bohnenviertel. Durch den Abriss und den Neubau des Mobility-Hubs und des Hauses für Film und Medien auf dem Gelände des ehemaligen Breuninger-Parkhauses an der Hauptstätter Straße (B 14) klagen diese über teilweise massive Umsatzeinbußen (wir berichteten). Die Lokalpolitiker fordern fraktionsübergreifend in einem Antrag einen 10-Punkte-Plan, um ein mögliches Ladensterben zu verhindern.
Kein Platz, viel Lärm und Dreck – die Laufkundschaft fehlt
Seit Anfang des Jahres laufen die Arbeiten im Bohnenviertel. In den kommenden zwei Jahren entsteht auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Areal im Schatten der Leonhardskirche der Mobility-Hub und das Haus für Film und Medien. Für den Bau muss die B-14-Rampe zum Charlottenplatz gesperrt werden, die Umleitung führt über die kleine Esslinger Straße. Doch nicht so sehr der Verkehr als vielmehr die räumliche Enge, der Lärm und der Dreck machen den Geschäftsleuten zu schaffen. Dadurch ist das Bohnenviertel unattraktiv und schlechter erreichbar, „schlechter sichtbar“ geworden, heißt in dem von allen Fraktionen unterschriebenen Antrag. Die Folge: Es fehlt die Laufkundschaft. Der Effekt wird sich voraussichtlich mit der ab spätestens kommenden Jahres geplanten Sperrung der Breuninger-Unterführung zwischen Rathaus-Passage und Bohnenviertel noch verschärfen.
Stadt soll Werbung für das Bohnenviertel machen
Die zentrale Aussage der Forderung ist daher klar: Die Stadt kann und soll ein drohendes lokales Ladensterben verhindern – dafür soll ein 10-Punkte-Plan umgesetzt werden. Um das Bohnenviertel auch während der Bauphase attraktiv zu gestalten, seien wirtschaftliche und bauliche Aspekte zu beachten.
Insbesondere soll auf das vielfältige Angebot im Bohnenviertel deutlich hingewiesen werden. So soll die Stadt auf eigene Kosten beleuchtete Werbedisplays und Planen an den Baustellenzäunen am Mobility-Hub platzieren. Zudem können sich die Lokalpolitiker auf den Gehwegen auch farbige Leitlinien zum Bohnenviertel ab der Pfarrstraße und dem Charlottenplatz vorstellen, die in Frankfurt bereits während der Fußball-EM eingesetzt wurden. Zudem soll während der Vorweihnachtszeit eine Straßendekoration und eine entsprechende Beleuchtung angebracht werden. Und nicht zuletzt soll von der Stuttgart Marketing GmbH auf der Internetseite der Stadt der Bereich in besonderer Weise beworben werden.
Mehr Platz und einen besseren Zugang schaffen
Aus baulicher Sicht sollen Veränderungen wieder mehr Attraktivität bringen. Vor allem soll der derzeit schmale Gehweg so weit verbreitert werden, wie es die nötige Straßenbreite für die Durchfahrt von Linienbussen und Rettungsfahrzeugen erlaubt. Möglich soll dies vor allem durch den Abbau der bisherigen Baustellenabschrankungen mit den breiten Standbeinen werden. Auch die Fußgängerampel an der Hauptstätter Straße haben die Bezirksbeiräte im Blick. Deren Schaltphasen soll so synchronisiert werden, dass Nutzer nicht mehr wie bisher in der Mitte der viel befahrenen B 14 anhalten müssen.
Nicht zuletzt beinhalten die zehn Punkte auch eine konkrete wirtschaftliche Unterstützung seitens der Stadt. So soll ein Sonderfonds eingerichtet werden, wie er bereits während der Bauzeit der Stadtbahn für die Geschäfte in der Böblinger Straße zum Tragen kam. Dieser soll bis zu 80 Prozent des durch die Baustelle bedingten Verdienstausfalls decken und rückwirkend ab dem 1. Juni dieses Jahres bis zum Ende der Verkehrsumleitung gelten. Zudem sollen im Bohnenviertel ansässigen Cafés auf Wunsch erweiterte Öffnungszeiten gewährt werden.