Weil ihr die Miete am Marktplatz zu hoch war und die Parksituation für die Kunden zu wünschen übrig ließ, verlässt Juliane Schuler Leonbergs Altstadt. Ihre Pläne sind ambitioniert.
Albert Blumen in der Leonberger Altstadt, nur wenige Schritte vom historischen Marktplatz entfernt, das war dort über Jahrzehnte eine feste Institution im Einzelhandel gewesen. Anfang September 2017 hatte Juliane Schuler das Geschäft vom vorigen und langjährigen Inhaber Albert Goertz übernommen. Seit Anfang Juni dieses Jahres ist das Fachgeschäft an der Ecke von Graf-Ulrich-Straße und Schmalzstraße allerdings geschlossen. Die gelernte Floristin ist mit ihrem Laden nach Höfingen in die Lachentorstraße 1 gezogen.
Doch warum hat sie den zentralen Standort aufgegeben? „Mir war die Miete auf Dauer zu teuer. Ein weiteres Kriterium ist die Parksituation für meine Kunden, die auch mal einen großen Kranz oder eine Schale abholen und gerne direkt vor dem Laden das Auto kurz abstellen wollen, um die Ware einzuladen. Das war in der Altstadt einfach nicht möglich“, sagt Schuler. Und nicht alle hätten ein gutes Gefühl oder seien gewillt, die Tiefgarage unter der Stadt zu nutzen.
Viele Kunden mögen die Tiefgarage nicht
In Höfingen ist die 57-Jährige aufgewachsen. Mit ihrer Familie lebte sie viele Jahre in Münchingen. Nachdem die beiden Töchter aus dem Haus waren, arbeitete sie wieder in ihrem Beruf und eröffnete ihr erstes Blumengeschäft in Höfingen in der Nähe der Kirche, das sie nach etwa zehn Jahren aufgab. Bei Albert Blumen in Leonberg war sie zunächst angestellt, bevor sie die Nachfolge von Albert Goertz antrat. Den Namen Albert Blumen durfte sie mit übernehmen. „Diesen kennt man in Leonberg, er ist eine Marke, warum sollte ich ihn ändern.“
Mit dem Umsatz in ihrem Altstadtgeschäft sei sie ganz zufrieden gewesen. Allerdings habe sie festgestellt, dass in den vergangenen Jahren die Kundenfrequenz auf dem Leonberger Marktplatz nachgelassen haben. „Vor einigen Jahren gab es noch eine Haltestelle, hier sind die Fahrgäste ein- und ausgestiegen und haben die Altstadt belebt.“ Mit der Zeit fielen auch die Marktstände weg.
Die Kündigung übergab Juliane Schuler, die neben ihrem Geschäft auch einen Lieferservice betreibt, ihrem Vermieter bereits im April vorigen Jahres. Nachdem klar war, dass dem Kaufvertrag für das alte Haus in der Höfinger Lachentorstraße 1 – mit Ladenfläche im Erdgeschoss sowie zwei Mietwohnungen darüber – nichts mehr im Wege stehen würde und auch die Bank nach großen Anstrengungen schließlich den Kredit bewilligen würde. Über diesen Tatendrang habe selbst der Schwiegersohn gestaunt. „Er zog den Hut, weil er meinte, dass viele in meinem Alter bereits in Rente gehen und ich hingegen noch ein Haus kaufe“, sagt Juliane Schuler und lacht. Doch sie habe sich diese Investition, die für sie auch eine Altersabsicherung ist, gut durchgerechnet.
Zu viele Auflagen für ein Eiscafé
Vorbesitzer des Gebäudes ist der Höfinger Reiner Keller, der bereits seit vielen Jahren im Zollernalbkreis lebt. Die Mutter hatte in dem Haus vor vielen Jahren ein Haushalts- und Eisenwarengeschäft geführt. Später war dort eine Bäckerei mit Stehcafé und schließlich die Post drin. Im Jahr 2023 wollte Keller eine Ladenfläche zu einem gemütlichen Treffpunkt im Ort umbauen. Doch die Arbeiten für sein Projekt musste er einstellen. Er hatte das gesamte Auflagenpaket, das er für ein Eiscafé hätte erfüllen müssen, unterschätzt. Letztendlich entschloss er sich zum Verkauf des Objektes.
Juliane Schuler kannte diese Vorgeschichte und machte sich daher zunächst bei der Stadt kundig, ob an dieser Stelle ein Blumengeschäft genehmigt werden könnte. Seit Januar baut sie bereits fleißig um und renoviert. Tatkräftige Unterstützung bekommt sie von ihrem Partner und von der Familie. So ist bereits ein Stück Wand zwischen den ehemals zwei getrennten Räumen durchbrochen. Nachdem Reiner Keller verkaufte, hat auch Andrea Stammel ihren Obst-, Gemüse- und Blumenladen nebenan aufgegeben. Somit nutzt Juliane Schuler die gesamte Ladenfläche für ihre Topfblumen, Schnittblumen, Deko-Artikel, Körbe oder Karten. „Einige Höfinger schauten schon vorbei und fragten, ob ich auch Obst und Gemüse anbiete, das werde ich nun auch in das Sortiment aufnehmen.“
Nun hofft Juliane Schuler auf ein rasches Ende der Baustelle in der Pforzheimer Straße, damit ihr Blumengeschäft auch gut für die Kundschaft zu erreichen ist. Momentan ist um das Haus herum alles für die Erneuerung von Leitungen und Rohren aufgerissen. Dennoch plant sie die Eröffnung am 11. und 12. Juli. Ein kleines offizielles Fest zum Neustart von Albert Blumen soll dann am 23. August folgen.