70 Cent für eine Kugel – lange her. Eisgenuss wird diesen Sommer teurer: In Stuttgart kostet die Kugel bis zu 3 Euro. Was hinter dem Preisanstieg steckt, erklärt Daniel Ohl vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband.
Die Temperaturen steigen, die Sonne zeigt sich immer häufiger von ihrer besten Seite, und viele Eisdielen haben bereits wieder geöffnet. Für eine Kugel Eis müssen Freundinnen und Freunde der kalten Süßigkeit jedoch mancherorts tief in die Tasche greifen. In Stuttgart etwa kostet die Kugel bis zu drei Euro. Andernorts ist es günstiger. Ist Eis wirklich teurer geworden, oder handelt es sich dabei nur um eine gefühlte Wahrheit?
Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in mehreren Städten und Eisdielen in Baden-Württemberg belaufen sich die Preise für eine Kugel Eis zwischen 1,50 Euro etwa in Bretten (Kreis Karlsruhe) und bis zu drei Euro in Stuttgart. Die Ursachen für die Preisentwicklungen sind unterschiedlich.
Preise liegen zum Teil weit auseinander
Laut Daniel Ohl, dem Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), sind Eisdielen eine stark lageabhängige Branche. Eine Eisdiele in bester Zentrumslage hätte zwar dieselben Betriebskosten zu stemmen wie ein eher peripher angesiedelter Betrieb, müsse aber für ganz andere Mietkosten aufkommen.
Ein Umstand, der sich in den Preisen wiederfindet: Das Eiscafé Italia in Bad Cannstatt bietet eine Kugel Eis, ohne Preiserhöhung, weiterhin für 1,80 Euro an. Und das Eiscafé Amatista in Degerloch wirbt auf seiner Website sogar damit, auch in der kommenden Saison den Preis für eine Kugel bei 1,50 Euro zu halten.
Anders sieht es aus, wenn der Blick auf der Stuttgarter Landkarte in Richtung Zentrum schweift. Die Eisdiele Vana in Stuttgart-West bietet zwei Preisstufen an: Neben der normalen Kugel Eis, hier erhältlich für 2,30 Euro, gibt es bei Vana noch eine Premiumstufe für 2,50 Euro pro Kugel.
Auch die Eiswerkstatt im Stuttgarter Westen hat für die Saison 2025 ihre Preise um 10 Cent auf 2,50 Euro pro Portion erhöht. „Wir haben es uns durchgerechnet und sind zu dem Schluss gekommen, dass die zehn Cent mehr relevant sind, um das Unternehmen so wirtschaftlich zu führen, dass es passt“, sagt Julius Göttl, Mitbetreiber der Eiswerkstatt.
Eisdielen sind besonders von Kostensteigerungen betroffen
Die großen Preistreiber der Branche sind laut Dehoga dieselben wie in der restlichen Gastronomie. Gestiegene Kosten für Material, Energie und Personal. „Allein letztere sind seit 2022 um über 30 Prozent gestiegen“, sagt Ohl. In einer Branche mit hohem Personalaufwand mache sich ein solcher Anstieg deutlich bemerkbar.
Überdies seien Eisdielen ein sehr wettbewerbsintensiver Markt. Es sei demnach davon auszugehen, dass die Betriebe die Preise nicht so stark anziehen würden, sähen sie sich nicht dazu gezwungen.
Die gestiegenen Kosten für Personal, Material und Energie träfen derweil auf eine „trübe Konsumstimmung“, so Ohl. Die Leute hielten momentan eher das Geld zusammen. Ein ungünstiges Zusammenspiel. Zumal Eisdielen wegen des Saisongeschäfts gezwungen sind, ihr Jahresergebnis innerhalb weniger Monate zu erzielen.
Die Diskussion reicht bis in die sozialen Medien
Dass die Kundinnen und Kunden nur ungern höhere Preise zahlen wollen, ist auch in den sozialen Medien nicht zu übersehen. Dort wird die Preisentwicklung rege diskutiert. Eine Instagram-Nutzerin schreibt: „Für 3 Euro je Kugel brauch ich das nicht mehr.“ Ein anderer kommentiert: „Bei 1,50 Euro ist die Schmerzgrenze.“ Doch es gibt auch Verständnis für die steigenden Kosten: Eine Nutzerin, die angibt, in einem Café mit eigener Eisherstellung zu arbeiten, hält die Preiserhöhungen angesichts gestiegener Kosten für total verständlich.
Dennoch Freude auf den Sommer
Auch wenn es Stimmen gibt, die Verständnis für die Preissteigerungen zeigen, überwiegt dennoch die Zurückhaltung. Ein Großteil der Kundschaft zögert, so viel Geld für eine Kugel Eis auszugeben. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider: 2024 ist der Umsatz der Speisegastronomie, zu der auch Eisdielen gehören, nach Angaben des Dehoga in Baden-Württemberg um sieben Prozent gesunken.
Konjunkturunempfindlich sind Eisdielen keineswegs. Doch, betont Ohl , auch in dieser Situation sei eine gute Kugel Eis in der Sonne etwas, was vielen wichtig ist.