Eiskunstläuferinnen Valeria Huber und Anna Orlova Zwei Waldau-Talente auf dem Weg nach oben

Valeria Huber (links) und Anna Orlova starten seit dieser Saison mit neuen Eiskunstlauf-Programmen. Foto: Günter Bergmann

Die zwei Teenager bringen viel mit, vor allem Ehrgeiz. Das hat sich auch beim heimischen Eisemann-Pokal gezeigt. Warum Orlovas Mutter dabei mittlerweile Zuschauverbot hat.

Sport: Marius Gschwendtner (mgs)

Anna Orlova und Valeria Huber verbringen viel Zeit miteinander. Die beiden Stuttgarter Eiskunstläuferinnen trainieren sechsmal die Woche zwei bis drei Stunden gemeinsam in der Eiswelt Stuttgart. Harmonisch ist die Stimmung zwischen der 14 Jahre alten Anna Orlova und der 13-jährigen Valeria Huber, ähnlich wie bei zwei Schwestern, aber nicht immer. Denn bei Wettbewerben sind die Teamkolleginnen des TEC Waldau in erster Linie Konkurrentinnen. „Wenn die eine vor der anderen ist, dann verstehen wir uns danach im Training nicht so gut“, sagt Anna Orlova. Zu sehr ärgern sich die ehrgeizigen Talente in einem solchen Fall darüber, dass die andere besser war. „Am besten verstehen wir uns, wenn es bei uns beiden mal nicht so gut gelaufen ist“, fügt die Neuntklässlerin der Degerlocher Fritz-Leonhardt-Realschule an.

 

Gut gelaufen ist es für die beiden am vergangenen Wochenende beim heimischen Eisemann-Pokal. In der Nachwuchsklasse „Advanced Novice Girls“, wie es in der Fachsprache heißt, wurde Anna Orlova mit 99,83 Punkten Zweite, Valeria Huber kam mit 94,20 Zählern auf Rang drei. Damit gelang beiden die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften im Dezember in Oberstdorf. „Wir sind sehr zufrieden mit den Leistungen“, sagt die Trainerin Olga Daumann.

Die Erfolge sind keine Überraschung. Seit gut zehn Jahren arbeiten die Mädchen erfolgreich mit Olga Daumann zusammen. Als damals Dreijährige haben beide bei ihr mit dem Eislaufen begonnen. Die ersten Berührungspunkte kamen für Anna Orlova über ihre damalige Kindergartenerzieherin – wie es der Zufall wollte: die Mutter von Trainerin Olga Daumann. Valeria Huber hatte über Freunde ihrer Eltern schon einige Monate zuvor zu der Sportart gefunden. Aus einmal pro Woche Schnupperlaufen wurde über die Jahre immer mehr, bis hin zum aktuellen Leistungssportpensum. Zusätzlich absolvieren die zwei Nachwuchstalente jede Woche Athletiktraining sowie Ballettstunden.

Viel Freizeit außerhalb der Eishalle bleibt da nicht. Da beide stundenweise für das Training von der Schule befreit sind, müssen sie den verpassten Unterrichtsstoff eigenverantwortlich nachholen. Zudem stehen dann noch Hausaufgaben an. Wenn etwas Luft im eng getakteten Terminplan ist, dann backen die beiden Mädchen gerne, erzählt Valeria Huber, die die achte Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums besucht.

Am liebsten aber stehen die Sportlerinnen, die bereits drei verschiedene Dreifachsprünge sicher beherrschen, auf dem Eis und arbeiten an ihren jeweiligen Darbietungen. Dafür opfern sie auch gerne die Sommerpause und ihre Ferien. Anna Orlova, deren Eltern beide aus Lettland stammen, verbrachte ihren Sommer dort und absolvierte täglich Übungseinheiten. Valeria Huber, Tochter eines Deutschen und einer Russin, war zur selben Zeit in der Heimat ihrer Mutter in einem fünfwöchigen Camp.

„Anna hat eine extreme Sprungkraft und sehr viel Power“, sagt Olga Daumann. Über Valeria Huber sagt die Trainerin: „Valeria springt nicht ganz so hoch, dreht sich dafür sehr, sehr schnell. Und sie ist sehr ehrgeizig.“ An der Darbietung und Ausstrahlung müsse sie mit beiden noch arbeiten, berichtet Olga Daumann. „Das kommt aber mit der Zeit und der Erfahrung“, sagt die selbst ehemalige Eiskunstläuferin.

Das sportliche Vorbild von beiden ist Kamila Walijewa

Den Sprung in den Bundeskader haben die beiden Stuttgarterinnen, deren sportliches Vorbild die Russin Kamila Walijewa ist, in der abgelaufenen Saison nur knapp verpasst. Die Nerven machten den beiden Talenten, die gerne selbst mal bei den Olympischen Spielen starten möchten, einen Strich durch die Rechnung. „Sie können es, sie müssen es nur auf den Punkt abrufen. Das hat in der vergangenen Saison nicht geklappt. Was nicht heißt, dass sie schlechter sind als die Mädchen, die aktuell im Bundeskader sind“, sagt Olga Daumann.

Anna Orlova hat daraus eine erste Konsequenz gezogen: Ihre Mutter darf bei Trainingseinheiten und auch bei Wettbewerben nicht mehr zuschauen. „Sie ist immer so nervös, und dann bin ich es auch“, sagt die 14-Jährige. Funktioniert hat es damit am Wochenende ja bereits hervorragend.

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