Eklat beim SWR-Sommerfestival in Stuttgart SWR distanziert sich nun doch von Oliver Pocher

Der SWR wird Oliver Pocher wohl nicht noch mal einladen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Erst wollte der SWR Oliver Pocher für dessen Entgleisungen auf dem Schlossplatz nicht rügen. Am Dienstagabend aber dreht sich das Blatt für den Comedian: Der Sender distanziert sich von ihm und bedauert, ihn eingeladen zu haben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der Druck auf den SWR ist immer stärker geworden: Nach der Berichterstattung unserer Zeitung über den geschmacklosen Auftritt von Oliver Pocher war der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Pocher hatte auf dem SWR-Sommerfestival in Stuttgart eine junge Frau bloß gestellt und sie unter der Gürtellinie beleidigt. SWR-Intendant Kai Gniffke bekam zahlreiche Protestmails, die unserer Redaktion vorliegen. Tenor: Ein mit Gebühren finanzierter öffentlich-rechtlicher Sender dürfe nicht unter den Teppich kehren, was sich der umstrittene Comedian auf dem Schlossplatz geleistet hat.

 

SWR spricht von einem „völlig misslungenen Versuch“

Der SWR hatte zunächst mit Hinweis auf die künstlerische Freiheit Oliver Pocher mit keinem Wort kritisieren wollen. Am Dienstagabend kam dann die späte Einsicht, einen Fehler begangen zu haben. Kommunikationschefin Anja Görzel drückte gegenüber unserer Redaktion das Bedauern aus, den Comedian eingeladen zu haben.

„Wir versuchen, durch bestimmte Protagonisten Milieus zu erreichen, die wir sonst nur unzureichend versorgen“, erklärt sie. Dieser Versuch sei in diesem Fall „völlig misslungen, was wir sehr bedauern“. Bloßstellungen wie am vergangenen Sonntag hätten in einem öffentlich-rechtlichen Angebot nichts verloren.

Zuvor kritisierte Radiolegende Matthias Holtmann den Auftritt von Pocher scharf. Angewidert habe er die Show vorzeitig verlassen. Kabarettist Christoph Sonntag sagte, sein Menschenbild sei ein anderes als das von Pocher. Er wolle das Publikum freundlich necken und mit Respekt behandeln.

Rezzo Schlauch ruft Gniffke dazu auf, sich zu entschuldigen

Der Urgrüne und frühere Staatssekretär Rezzo Schlauch hatte SWR-Intendant Kai Gniffke aufgefordert, sich für den Vorfall zu entschuldigen. Schon die Einladung an Pocher, der mit einem Programm unterwegs sei, das darin bestehe, seine Ex-Freundin fertigzumachen, sei „mehr als geschmacklos und eines seriösen öffentlich-rechtlichem Senders unwürdig“. Dass Oliver Pocher obendrein eine Zuhörerin coram publico bloßgestellt und sie „in dem obersten Grundrecht unserer Verfassung, dem Recht auf Würde“ zutiefst verletzt habe, sei unerträglich. Damit habe sich eine Anstalt öffentlichen Rechts, deren Aufgabe es ist, Grundrechten Geltung zu verschaffen, einer „massiven Grundrechtsverletzung“ mitschuldig gemacht, sagte der Jurist.

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