Stefan Wolf, langjähriger Vorstandschef von Elring-Klinger, und der Automobilzulieferer trennen sich überraschend. Bemerkenswert ist die Begründung von Wolf – und auch seine Auskunft zum Verbleib als Gesamtmetall-Präsident.

Der Autozulieferer Elring-Klinger sucht überraschend einen Nachfolger für Vorstandschef Stefan Wolf. Wie das Unternehmen am Gründonnerstag mitteilte, verlässt der 61-Jährige die Firma mit Sitz in Dettingen zum 30. Juni. Darauf hätten sich der Aufsichtsrat und der Manager einvernehmlich geeinigt, heißt es. Über die Gründe wurde in der Adhoc-Mitteilung nichts gesagt.

 

Am späten Nachmittag gab Wolf, der auch Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall ist, eine kurze Stellungnahme vor dem Stuttgarter Landtag ab. Er bestätigte den baldigen Rückzug und begründete diesen insbesondere mit seinem Alter. „Ich war jetzt 26 Jahre bei der Firma, 18 Jahre im Vorstand, 17 Jahre Vorstandsvorsitzender – ich glaube, wir haben die Weichen richtig gut gestellt“, betonte Wolf. „Wir sind richtig gut vorbereitet für die Transformation.“

Intensiv habe er mit dem Aufsichtsrat diskutiert, dann hätten beide Seiten gesagt: „Es ist vielleicht besser, wenn jemand die Transformation des Unternehmens komplett begleitet.“ Dies sei ein längerer Prozess. „Wir wollen jemand, der das jetzt nach vorne bringt, der die Dinge auch länger macht.“ Er selbst werde im September 62 Jahre alt. Es wäre ungünstig, „dass ich das noch drei Jahre mache, und dann kommt jemand Neues.“ Er stehe aber „zu hundert Prozent hinter Elring-Klinger“.

Ermittlungen haben „null Komma null eine Rolle gespielt“

Seit Monaten ermittelt gegen Wolf die Staatsanwaltschaft Tübingen wegen des Verdachts, er habe Arbeitsentgelt im Zusammenhang mit einer privaten Haushaltshilfe vorenthalten und veruntreut. Diese Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag unserer Zeitung mit. „Dies kann auch noch einige Zeit dauern“, sagte ein Sprecher.

Wolf sprach die Ermittlungen nicht direkt an, sondern sagte dazu: „Zu dem Thema Mutmaßungen bezüglich früherer Berichterstattungen: Das hat null Komma null eine Rolle gespielt in diesem Trennungsprozess.“ Man sei „einfach nur auseinander gegangen, weil wir gesagt haben: Das ist das Beste für das Unternehmen, das ist das Beste für die Zukunft“, erläuterte der Jurist.

Der Aufsichtsrat dankt Wolf für „erfolgreiche und langjährige Arbeit“

Der Aufsichtsratchef von Elring-Klinger, Klaus Eberhardt, nannte in einer Pressemitteilung keine Gründe für die Auflösung des Vertrags. Er danke Wolf „für die erfolgreiche und langjährige Arbeit für die Elring-Klinger AG“. Hervorzuheben seien „insbesondere seine Verdienste beim Auf- und Ausbau der Bereiche Brennstoffzelle und Batterietechnologie, die er frühzeitig und weitblickend als Fundamente in der gerade stattfindenden Transformation in der Automobil- und Zuliefererindustrie erkannt und vorangetrieben hat“. Dies seien zentrale Weichenstellungen für das Unternehmen.

Der Aufsichtsrat sucht nun einen neuen Vorstandschef. Übergangsweise werde Finanzvorstand Thomas Jessulat von 1. Juli an die Aufgabe als Sprecher des Vorstands übernehmen, teilte das Aufsichtsgremium mit.

Die global tätige Firma aus Dettingen/Erms hatte erst am 28. März die Bilanz des Jahres 2022 vorgelegt. Von einer Trennung war da noch nicht die Rede. Der Umsatz war um 10,7 Prozent gegenüber Vorjahr auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen, die operative Rendite auf 3,4 Prozent. Unterm Strich blieb aber ein Verlust von 42,2 Millionen Euro. Wolf kommentierte die Zahlen da bereits mit den Worten, Elring-Klinger sei „in einer sehr guten Ausgangsposition, um die Transformation als Chance zu profitablem Wachstum zu nutzen“.

Wolf will an der Gesamtmetall-Spitze weitermachen

Unklar ist nun auch, wie es für Wolf an der Spitze des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall weitergeht. Dem Dachverband steht er ehrenamtlich seit November 2020 vor. Im Juli 2022 wurde er auf der Mitgliederversammlung für zwei weitere Jahre bis 2024 im Amt bestätigt. „Dies gilt für uns“, sagte ein Sprecher von Gesamtmetall auf Anfrage. Mehr könne er dazu nicht sagen.

Wolf selbst betonte nun: „Ich bleibe weiterhin Gesamtmetall-Präsident.“ Er habe schon Rückmeldungen von seinen Vizepräsidenten erhalten, „die alle zu 100 Prozent gesagt haben: Du bleibst der Präsident“. Dies werde er auch „irgendwann entscheiden“, fügte er an und verwies erneut auf sein Alter. „Wenn ich das noch zwei, drei Jahre mache, ist das schön – und wenn nicht, dann ist auch gut.“ Er sei gewählt bis Sommer nächsten Jahres. „Die Periode mache ich auf jeden Fall voll.“

„Immer bei den Menschen geblieben“

Im Juli 2021 wurde der gebürtige Oberndorfer zudem zum Ehrenvorsitzenden von Südwestmetall ernannt – dem Verband hatte Wolf von 2012 bis 2020 vorgestanden. In diese Zeit fielen fünf Tarifabschlüsse – einige davon verhandelte er richtungsweisend auch für andere Bezirke mit. „Du bist dabei nie abgehoben, sondern immer nah bei den Menschen geblieben“, lobte der damalige Verbandsvorsitzende Wilfried Porth in seiner Laudatio.