Für die Esslinger Verwaltung ist die Sache klar: Die Stadtbücherei soll ins frühere Modehaus Kögel umziehen. Der Förderverein der Bücherei warnt vor einer einseitigen Entscheidung.

Kommenden Montag stellt die Verwaltung in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung ab 16 Uhr im Alten Rathaus ihre Pläne für einen möglichen Umzug der Esslinger Stadtbücherei ins frühere Modehaus Kögel vor. Für die Verwaltungsspitze ist die Sache bereits klar, ein Verbleib der Bücherei in einem modernisierten und erweiterten Bebenhäuser Pfleghof wird schon gar nicht mehr groß thematisiert. Stattdessen wirbt das Rathaus für den Umzug. Der Förderverein der Stadtbücherei warnt davor, sich nur auf die positiven Aspekte einer der möglichen Varianten zu fokussieren: „Nur wenn alle Details beachtet werden, kommen wir zu einer Entscheidung, die unserer Bücherei und damit der ganzen Stadt gerecht wird“, betonen der Vorsitzende Hermann Beck und seine Stellvertreterin Petra Helmcke.

 

Standortdebatte wird zur Achterbahnfahrt

Für die Stadtverwaltung führt der Weg der Bücherei nur in Richtung Kögel. Foto: Roberto Bulgrin

Seit mehr als 30 Jahren wird in Esslingen über die Zukunft der Stadtbücherei diskutiert. Aufwendige Planungen wurden entwickelt, einiges wurde versprochen, vieles wurde später wieder kassiert. Hermann Beck ist überzeugt: „Gerade weil diese Debatte schon so lange geht und weil es sogar einen Bürgerentscheid gab, muss diese Diskussion jetzt mit besonderer Sorgfalt geführt werden.“ Das sieht auch Petra Helmcke so: „Wer die diversen Gutachten zum Kögel-Gebäude genau liest, wird manche Ungereimtheiten entdecken.“

Dass sich das lohnen kann, sieht man am Beispiel der Heugasse 11. Deren Sanierung war bislang mit elf Millionen Euro kalkuliert worden, nach näherem Hinsehen sind es noch vier Millionen. Und auch bei der Fassade am Pfleghof hat man festgestellt, dass die Schäden doch nicht so groß sind, wie es zunächst hieß. „Das sollte Anlass genug sein, die gesamte Kalkulation für die Modernisierung und Erweiterung des Pfleghofs nochmals genau anzuschauen“, findet Petra Helmcke. Der Förderverein bringt den Gedanken ins Spiel, die Heugasse 11 zum Lernhaus zu machen, wo dringend benötigte Arbeitsplätze entstehen könnten.

Fördervereinsmitglieder schauen genau hin

Viele Nutzer schätzen die Atmosphäre der Bücherei im Bebenhäuser Pfleghof. Foto: Roberto Bulgrin

Eine Mitgliederversammlung des Fördervereins, in der Beck und Helmcke detailliert über die Vorschläge der Verwaltung informiert haben, war sehr gut besucht, viele hatten sich schon intensiv mit den Plänen beschäftigt. „Das hat uns bestärkt, nichts dem Zufall zu überlassen und dafür zu werben, dass nichts entschieden wird, bevor nicht alle Details berücksichtigt wurden“, erklärt Hermann Beck. Und Petra Helmcke ergänzt: „Es wäre fatal, wenn im Vorfeld große Erwartungen geweckt würden, die sich dann nicht erfüllen lassen.“

Immer wieder wurde die Forderung laut, einem möglichen Umzug ins Kögel-Haus gleichberechtigt die per Bürgerentscheid beschlossene Modernisierung und Erweiterung des bisherigen Standorts gegenüberzustellen, statt sich von Anfang an auf die Variante Kögel festzulegen. „Das ist ein Gebot der Vernunft, wenn man es ernst meint mit dem Versprechen, die beste Lösung für unsere Bücherei zu suchen“, so Beck.

Der Förderverein will darauf drängen, dass die überzeugendste Lösung zum Tragen kommt. „Welche das sein wird, wissen wir noch nicht“, sagt Beck. „Wir wissen nur, dass der oberflächliche Blick nicht immer der beste ist.“ Und Helmcke ergänzt: „Bibliotheken werden immer wichtiger für Bildung, Kultur, Integration und eine funktionierende Stadtgesellschaft insgesamt. Schon deshalb ist die Entscheidung über die Zukunft der Stadtbücherei eine besondere Verpflichtung. Für den Gemeinderat und auch für uns im Verein.“