Nach den Osterferien beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen. Für alle, die jetzt Sorge haben, den Stoff nicht mehr rechtzeitig in ihren Kopf zu bekommen, haben wir acht Lerntipps.

Familie/Bildung/Soziales: Alexandra Kratz (atz)

Am 29. April starten in Baden-Württemberg die schriftlichen Abiturprüfungen an den allgemeinbildenden Gymnasien. Los geht es mit dem Fach Deutsch. Für die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten ist in den Osterferien darum Lernen angesagt. Wie das am effektivsten geht und wie man sich am besten auf die Prüfungssituation vorbereitet, erklärt Reiner Laue. Er ist der Leiter der Zentralen Studienberatung und Lernberatung an der Universität Stuttgart.

 

1 Keine Panik!

Das Lernen fürs Abitur habe längst begonnen, sagt Reiner Laue, und zwar spätestens mit dem Beginn der 11. Klasse. „Die Jugendlichen sind zur Schule gegangen, haben den Unterricht verfolgt, die Hausaufgaben gemacht und sich auf Klassenarbeiten vorbereitet. Das ist ja schon mal jede Menge“, sagt der Experte. Sich das bewusst zu machen, ist ein erster Schritt. Danach folgt eine Bestandsaufnahme. Für jedes Prüfungsfach sollte man überlegen, welche Themen man schon gut beherrscht und wo noch Lücken sind. Eventuell kann es helfen, sich hierzu eine Mindmap zu erstellen, damit man alles im Blick hat.

Lernberater Reiner Laue sagt, bevor der Endspurt beginnt, sollte man kurz innehalten und überlegen, was man schon gut kann und wo noch Lücken sind. Foto: Uni Stuttgart/Regenscheit

2 Routine entwickeln

Dieser Tipp gilt für Themen, die man bereits gut beherrscht. Hier gilt es, noch mehr Routine zu bekommen – zum Beispiel durch das Lösen von Beispielaufgaben. Die findet man unter anderem in alten Klassenarbeiten, aber auch im Internet. Wer zum Beispiel in Mathe viele Aufgaben rechnet, wird dadurch sicherer und schneller. In anderen Fächern kann es helfen, Dritten komplexe Sachverhalte mal einfach zu erklären. Oder sich selbst mögliche Prüfungsaufgaben auszudenken und sich dann mit Freunden über die Lösungen auszutauschen. Dieses Drüber-Reden sei Gehirnjogging, sagt Reiner Laue. Routine bekommt man aber auch, indem man im Alltag das Gelernte einfach mal Revue passieren lässt, zum Beispiel im Bus oder beim Warten in der Supermarkt-Schlange. „So nähert man sich dem Lernstoff von verschiedenen Seiten und verankert ihn solide im Langzeitgedächtnis. Denn unser Gehirn braucht Abwechslung durch Methodenvielfalt“, sagt Reiner Laue.

3 Das Puzzle zusammenfügen

Für Themen, die man noch nicht so gut beherrscht, gilt: Schnell einen Überblick gewinnen! Reiner Laue rät dazu, die Fachliteratur nicht nur durchlesen, sondern gleich gezielt das Wichtigste herauspicken. „Das Lesen ist kein Selbstzweck“, betont er und ergänzt: „Vorsicht beim Zusammenfassen von Lernstoff: Wenn ich aus zehn Seiten acht Seiten mache, dann ist das keine Zusammenfassung.“ Es gilt, die Schlüsselinformationen herauszuschreiben. An diese können dann ausgewählte Detailinformationen drangehängt werden. Das ist wie beim Puzzeln, wenn man mit markanten Punkten anfängt und sich dann Stück für Stück weiterarbeitet.

4 Normal und gesund leben

Reiner Laue rät dazu, einen normalen Lebensrhythmus beizubehalten. „Sechs Stunden Lernzeit netto reichen, viel mehr geht nicht auf die Dauer“, sagt der Experte. Denn am wichtigsten sei es, am Tag der Prüfung „denkfit“ zu sein. Aktionismus sei da wenig hilfreich. „Das ist wie beim Leistungssport: Am Tag des Wettkampfs muss ich fit sein. Also darf ich nicht übertrainiert in den Wettkampf starten.“ Der Tag braucht eine Struktur. Man sollte regelmäßig alle 45 Minuten eine kurze Lernunterbrechung machen und die Mittagspause nicht vergessen. Hobbys helfen, auch mal an was anderes zu denken und nicht nur an die bevorstehenden Prüfungen. „Das ist Erholung fürs Gehirn“, sagt Reiner Laue. Zu einem normalen Lebensrhythmus gehört auch genügend Schlaf. „Schlafmangel ist der Konzentrationskiller Nummer 1“, warnt der Studienberater. Wichtig ist auch eine ausgewogene Ernährung. Dazu gehören Ballaststoffen und Vitamine und ein sparsamer Umgang mit Zucker und Koffein.

5 Die Zeit nutzen

Sechs Stunden Lernzeit sind überschaubar, aber sie müssen auch effektiv genutzt werden. Reiner Laue spricht vom „Lernen mit guter Qualität“. Dazu sollte man sich kleinere Lernpakete schnüren und die Fächer regelmäßig wechseln; zum Beispiel erst zwei Einheiten à 45 Minuten Mathe, dann zwei Einheiten Deutsch. So kann man sich auf das unmittelbare Ziel konzentrieren, das vor einem liegt, und der Tag wird nicht zu lang. Wichtig ist auch, nicht immer das Gleiche zu lernen, sondern gezielt Schwachstellen anzugehen. Ein Blick auf die anfangs erstellte Mindmap kann da helfen. Am Ende des Tages gilt es, das eigene Lernen wertzuschätzen und nach getaner Arbeit Feierabend zu machen. Sonst bekomme man einen „Lern-Tinnitus“, so Laue.

6 Mit Freunden lernen

Lerngruppen können sinnvoll sein. Zum einen hat man so einen verbindlichen Termin und kann sich gegenseitig motivieren. Zum anderen hilft das Reden über den Stoff dabei, sich diesen einzuprägen und ihn zu vertiefen. Wichtig ist aber, dass alle Seiten von einer solchen Lerngruppe profitieren, es darf kein Ungleichgewicht entstehen. Und man sollte auch nicht jeden Tag mit Freunden lernen, sondern auch mal für sich allein.

7 Prüfungsaufgaben durchgehen

Wissen allein reicht nicht, im Abitur muss man dieses auch am Beispiel erklären und anwenden und gut präsentieren können. Auf diese Situation sollte man sich gedanklich vorbereiten – indem man immer wieder alte oder selbst ausgedachte Prüfungsaufgaben durchgeht. Auch die einzelnen Methoden müssen beherrscht werden. Was braucht es für eine Erörterung? Was für einen Vergleich?

8 Die Aufregung kontrollieren

„Es ist völlig normal, dass man am Tag der Prüfung aufgeregt ist“, sagt Reiner Laue. Das brauche man nicht wegzudiskutieren, aber man könne versuchen, sich zu kontrollieren, zum Beispiel mit Merksätzen wie: „Ich habe ungefähr das getan, was ich machen konnte, das reicht dann auch.“ Oder: „Viele andere haben bereits ein Abitur geschrieben und es gut bestanden, warum sollte das bei mir nicht der Fall sein?“ Für die Klausur rät der Experte: Alle Fragen und Anweisungen erst einmal genau durchlesen, nicht gleich anfangen, die erste zu beantworten. Dann eine Reihenfolge festlegen, in der man die Fragen beantwortet. Hierbei gilt: Von leicht nach schwer sortieren, denn es geht ums Punktesammeln. Zu jeder Frage erst Stichworte notieren und daraus dann eine Antwort entwickeln. Denn die Antwort muss selbsterklärend und verständlich sein. Beim Schreiben Sorgfalt walten lassen. Zum Schluss noch einmal alles durchlesen und gegebenenfalls kleine Korrekturen vornehmen.

Infos von der Studienberatung

Online-Termin
Die nächsten Online-Veranstaltungen der Uni Stuttgart zum Thema „Lernen fürs Abitur“ sind am 16. April und 19. Mai. Sie richten sich vor allem an diejenigen, die 2026 Abitur machen. Weitere Infos unter www.uni-stuttgart.de/studium/orientierung/workshops-und-beratungen