Bei einem Extremhochwasser am Neckar würde das Gelände des Heizkraftwerks Münster komplett überflutet. Bis zu 3,5 Meter hoch könnte das Wasser stellenweise stehen. Deshalb wird aktuell eine Mauer verlängert, aber nicht nur.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Ein Extremhochwasser kommt äußerst selten vor. Doch darauf verlassen sich Städte und Gemeinden an Bächen und Flüssen spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 sicherlich nicht mehr. In Zeiten des Klimawandels und dem in der Folge zunehmenden Extremwetter bereiten sich viele auf nie dagewesene Szenarien vor. So auch am Heizkraftwerk Münster in Stuttgart.

 

Laut dem Land Baden-Württemberg ist ein Extremhochwasser zwar sehr selten, es könne aber auch dann eintreten, wenn zum Beispiel Brücken verstopfen, Dämme brechen oder Schutzanlagen überlastet seien.

Extremhochwasser am Neckar und die Folgen

Bei einem Extremhochwasser am Neckar würde das Kraftwerksgelände Stand jetzt komplett geflutet werden. Auf den Hochwassergefahrenkarten des Landes ist das Gebiet markiert. Das Wasser stünde Berechnungen zufolge zwischen einem halben und dreieinhalb Meter hoch, sagt Tobias Reuter von der EnBW, dem Betreiber. „Somit sind nahezu alle Anlagen von einer Überflutung betroffen, die sich auf Bodenniveau beziehungsweise im Erdgeschoss der Kraftwerksgebäude befinden.“

Seit Oktober erweitert die Stadt Stuttgart eine Schutzmauer entlang der Neckartalstraße. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Um die Technik im Ernstfall zu schützen, aber auch um zu verhindern, dass Gefahrenstoffe in die Umwelt gelangen können, habe die EnBW ein Schutzkonzept ausgearbeitet, sagt Reuter. Zum letzten Mal aktualisiert im Herbst 2023. Und Fernwärme- sowie Gasturbinengebäude seien beispielsweise mit einem „umlaufenden, wasserdichten Betonsockel“ versehen.

Um zu verhindern, dass ein mögliches Extremhochwasser überhaupt aufs Gelände des Heizkraftwerks dringt, erweitert die Stadt Stuttgart seit Oktober eine Schutzmauer am Flussufer entlang der Neckartalstraße zwischen Wilhelmsbrücke und Mühlsteg. „Außerdem werden zwei Fluttore installiert, die im Hochwasserfall geschlossen werden können“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Regierung in Berlin beschließt Klimaanpassungsstrategie

Zudem ist laut der EnBW eine Sanierung des Regenüberlaufbeckens an der Voltastraße durch die Stadtentwässerung Stuttgart geplant, um die Extremhochwassergefahr zu bannen. „Sobald diese Sanierung abgeschlossen ist, ist das Kraftwerksgelände selbst bei einem Extremhochwasser vor Überflutungen geschützt“, sagt Tobias Reuter.

Mitte Dezember hat die Minderheitsregierung in Berlin eine Klimaanpassungsstrategie verabschiedet. Diese sieht vor, dass bis 2030 in 80 Prozent der Gemeinden Klimaanpassungskonzepte vorliegen müssen. Schätzungen zufolge haben bislang nur etwa zehn bis 15 Prozent der Kommunen und etwa 26 Prozent der Landkreise derlei Konzepte. Stuttgart hat in dem Konzept Klimaks rund 50 Maßnahmen gebündelt.

Die Klimaanpassungsstrategie gilt übrigens so lange, bis eine künftige Regierung eine neue beschließt, also auch über die anstehenden Neuwahlen hinaus.

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