Weil das Gebäude am Olgaeck kernsaniert werden soll, läuft der Mietvertrag von Anja und Gabriele Lutz aus. Nun sucht ihr Fachgeschäft für Tanzmode nach neuen Räumen.
„Wir wären gern hier geblieben“, sagt Anja Lutz. Seit 1999 befindet sich das Fachgeschäft Gabriele Lutz, das ihre Mutter 1972 gründete, am Olgaeck. Die Schaufenster mit den farbenfrohen Trikots und das pinkfarbene Logo mit der markanten Ballerinensilhouette sind auch Menschen bekannt, die nicht hier einkaufen. Wer mit der Bahn in die City fährt, weiß beim Anblick der Tanzkleidung, dass er gleich am Ziel ist. Und alle Autofahrenden stehen in der Charlottenstraße davor gern mal im Ampelstau.
Die gute Sichtbarkeit und die Anbindung schätzen auch Anja und Gabriele Lutz: Mutter und Tochter führen das Fachgeschäft, das bundesweit zu den ältesten und bekanntesten der Branche gehört, gemeinsam. Doch nun läuft ihr Mietvertrag mit der Commerz-Real zum 30. Juni aus. Durch die mit der Coronapandemie verbundenen Unsicherheiten hätten sie die Vertragslaufzeit kürzer gehalten, erläutert Anja Lutz und führt aus: „Unter der unsicheren Situation in der Pandemie und den Schließungen haben wir finanziell extrem gelitten.“
Das Gebäude in der Olgastraße 34 wird kernsaniert
Wie der Vermieter Commerz-Real mitteilt, will er das Gebäude in der Olgastraße 34 und das gesamte Uhland-Carré von 2026 an „umfassend energetisch sanieren und revitalisieren“. Deshalb sei auch der Vertrag mit Gabriele Lutz Tanzmoden so geschlossen worden, dass er am 30. Juni ende, „ohne dass es einer Kündigung bedarf und ohne Verlängerungsmöglichkeit“, so Commerz-Real. Zum Jahresende wird auch die Allianz-Versicherung aus den angemieteten Büros in den oberen Stockwerken ausziehen.
Bei der Sanierung des Gebäudes hätte ihr Tanzshop, so der Wunsch von Anja und Gabriele Lutz, trotz Baustelle möglichst lange am Olgaeck bleiben sollen. „Doch die Nachfrage bei der letzten Bitte um Verlängerung unseres Mietvertrags hat sich zerschlagen; da war der Schock für uns groß“, sagt die Tochter. „Den Wunsch von Frau Lutz länger zu bleiben, haben wir umfassend geprüft“, entgegnet Commerz-Real-Sprecher Gerd Johannsen, angesichts der voraussichtlich im Januar 2026 beginnenden Bauarbeiten sei er aber nicht realistisch. „Ein Drumherum-Bauen ist nicht möglich“, so Johannsen und weiter: „Wir nehmen allerdings die Sorgen von Frau Lutz ernst und haben daher Zeit bis Ende 2025 gegeben, den Laden zu räumen.“
Rückkehr an den vertrauten Standort?
Anja Lutz ist für das Angebot dankbar. Ein Umzug sei in der ruhigen Sommerzeit besser zu stemmen, sagt sie. Das habe auch mit der Kooperation ihres Fachgeschäfts mit vielen Tanzschulen zu tun. Nach Ferienende beginne die Saison mit neuen Kursen, erläutert sie. „Dafür muss das Warenlager aufgestockt werden für all die Kunden, die sich neu eindecken.“ Das erschwere einen Umzug. Eine Rückkehr an den vertrauten Standort, wie von Commerz-Real angeboten, will Anja Lutz nicht ausschließen. „Doch zusagen können wir das nicht, weil niemand genau weiß, wann das sein wird und wie sich alles weiterentwickeln wird“, gibt sie zu bedenken.
Anja Lutz schätzt am aktuellen Standort auch die Nähe zur Cranko-Schule und dem Stuttgarter Ballett, so international wie deren Ensemble sind die zehn Mitarbeitenden im Fachgeschäft, die alle aus der Tanzbranche kommen. Wer Schuhe und Kleidung für Ballett, aber auch für alle anderen Tanzstile wie Latin, Salsa, Jazz, Modern oder Stepp sucht, kann hier sogar auf Japanisch und Koreanisch beraten werden.
Gesucht: Neue Räume in der Innenstadt
Nun suchen die beiden Frauen hinter Gabriele Lutz Tanzmoden nach neuen Geschäftsräumen. In der Innenstadt und gut erreichbar wollen sie auch in Zukunft sein. „Wir haben Kunden, die bis aus der Schweiz kommen“, sagt Anja Lutz. Meist sind es Kundinnen, die Spitzenschuhe suchen. „Die müssen genau angepasst werden“, sagt Anja Lutz und erklärt: „Da gibt es so viele verschiedene Ausführungen; vor allem Füße, die noch wachsen, können durch den falschen Schuh geschädigt werden. Wir haben einen tollen Ruf und zwei Mitarbeiterinnen, die selbst Ballettlehrerinnen waren und gut beraten können.“
Diesen Kundenkontakt und die direkte Kommunikation wollen Anja und Gabriele Lutz weiter pflegen. Ihren 2008 eingerichteten Online-Shop hatten die beiden nach fünf Jahren wieder geschlossen, weil die für sie wichtige persönliche Beratung so schwer möglich war. Nach den Erfahrungen der Coronazeit warfen sie den Online-Shop 2023 wieder an – und auch die sozialen Netzwerke lernt die bislang skeptische Anja Lutz gerade von einer positiven Seite kennen. Viele hätten auf ihren Instagram-Hilferuf reagiert, sagt sie und fügt an: „Die Menschen sind so herzlich bemüht, das ist eine Freude.“
Sanierungsmaßnahmen zwischen Olgaeck und Stadtpalais
Historie
Die Commerz-Real hat den Allianz-Bürokomplex hinter dem Stadtpalais 2018 gekauft. Hauptmieter der mehr als 60 000 Quadratmeter Fläche blieb der Versicherungskonzern, der das Quartier an der Charlottenstraße in den 1980er Jahren konzipierte.
Dauer
Ende des Jahres ist der Umzug der Allianz-Versicherung in die neue Zentrale in Vaihingen geplant, dann soll das sogenannte Uhland-Carré saniert werden. Laut Commerz-Real ist ein modernes Stadtquartier mit einer Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Leben und Einkaufen das Ziel. Derzeit werde im Dialog mit den städtischen Behörden der Umfang der Maßnahmen diskutiert und der Bauantrag vorbereitet; zu rechnen sei mit einer etwa dreijährigen Bauphase.
Läden
Außer den Tanzmoden von Gabriele Lutz sind zwei weitere Geschäfte vom Umbau betroffen: ein Copyshop, dem zum 30. Juni 2025 gekündigt wurde, und das Restaurant La Piazza. Das Restaurant hat einen Mietvertrag bis Mitte 2028.