Wenn Frauen finanziell abhängig sind, können Männer das nach einer Trennung ausbeuten. Deshalb muss die Gesellschaft traditionelle Rollenbilder auflösen – und mehr über finanzielle Gewalt wissen, findet unsere Autorin Julika Wolf.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Noch so ein Gewaltbegriff, der neben psychischer, physischer und häuslicher Gewalt herumschwirrt: finanzielle Gewalt. Besonders bekannt ist er noch nicht, zeigen Gespräche mit verschiedensten Menschen. Obwohl es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt. Der Fall von Sarah Herrmann klingt extrem. Ihr (Noch-)Mann drangsaliert sie, blockiert Geld und manipuliert die Kinder. Es ist furchtbar, dass eine Familie so etwas durchmachen muss. Zur Realität gehört leider: Die Fetzen fliegen nach Trennungen oft.

 

Deshalb ist es wichtig, dass Frauen finanziell unabhängig sind. Damit soll nicht die Frau verantwortlich gemacht werden für die Gewalt, die ihr zugefügt wird. Etwa: Wer sich so abhängig macht, ist selbst schuld, wenn er später blank dasteht. Nein. Die Schuld liegt beim gewaltausübenden Partner. Dass der Mann meist derjenige ist, der die Abhängigkeit ausspielen kann, liegt an traditionellen Geschlechterrollen. Sie sind der Nährboden für finanzielle Gewalt: Die Frau bleibt mit den Kindern zu Hause, weil sich das Arbeiten für sie weniger lohnt als für ihn. Der Gender Pay Gap, also die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen, lässt grüßen.

Der Gender Pay Gap lässt grüßen

Um finanzielle Gewalt in den Griff zu bekommen, muss unsere Gesellschaft diese Gewohnheiten endlich durchbrechen. Sie muss Frauen die Chance geben, sich mit Finanzen auseinanderzusetzen und unabhängiger zu werden. Vor allem aber muss ins Bewusstsein rücken, dass finanzielle Gewalt ein existierendes Problem ist. Und deshalb müssen Menschen wie Sally Peters und Birgit Happel dazu forschen können.