Im Ludwigsburger Stadtteil Hoheneck entsteht die aktuell umstrittenste Unterkunft im Landkreis. Nach der feindseligen Stimmung bei der ersten Bürgerinfo lief dieses Mal vieles anders. Doch der Austausch war phasenweise sehr emotional.
Diesmal machte Matthias Knecht die Informationsveranstaltung zur Chefsache. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister moderierte die Bürgerversammlung in der Gemeindehalle Hoheneck am Montagabend selbst und beantwortete mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung und des Landratsamtes teils scharfe Fragen der Anwesenden. Überkochende Emotionen und feindselige Zwischenrufe wie bei der ersten Informationsveranstaltung mit Baubürgermeisterin Andrea Schwarz sollten sich nicht wiederholen. Die Stimmung war friedlicher als noch Anfang September, dennoch wurde es wieder emotional. Knecht teilte auch private Einblicke.
Zur Erinnerung: Im August wurde bekannt, dass die Stadt und der Landkreis auf einer Wiese hinter dem ehemaligen Hotel Krauthof im Ludwigsburger Stadtteil Hoheneck eine vorläufige Unterkunft in Verantwortung des Landratsamtes für 114 Menschen planen. Der Ärger in der Nachbarschaft war riesig – vor allem wegen der verkorksten Kommunikation.
Die Stadt habe das übliche Verfahren bei der Kommunikation nicht eingehalten, räumte Matthias Knecht bei der Infoveranstaltung ein. Die Pläne hätten nach der nicht öffentlichen Information des Gemeinderats zunächst bei einer Veranstaltung mit der Bevölkerung vorgestellt werden sollen. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagte Knecht.
Inhaltlich ging es am Abend unter anderem um das Thema Sicherheit. Es gebe keine Verbindung zwischen Flüchtlingsunterkünften und steigender Kriminalität, betonte Guido Passaro, der Leiter des Polizeireviers Ludwigsburg. Von einer hohen Polizeipräsenz an der Unterkunft halte er deswegen wenig: „Wenn wir öfter vorbeifahren, entsteht der Eindruck, dass die ganze Zeit irgendetwas vorfällt. Das erhöht nur die subjektive Unsicherheit.“
Auch die Kritik an der Größe der Unterkunft im Ludwigsburger Stadtteil kam wieder auf. Durch den Neubau würde sich die Einwohnerzahl in der Straße verdoppeln und damit die Nachbarschaft überfordern. Kleinere Unterkünfte wären für Einheimische sowie für Geflüchtete besser, so die Botschaft der Bürger. „Diese Kritik ist angekommen“, antwortete Knecht – ohne jedoch durchblicken zu lassen, ob an der Größe noch etwas geändert werden könnte. Landratsamt-Dezernatsleiter Jürgen Vogt mahnte jedoch: Je kleiner die Unterkünfte ausfallen, desto mehr bräuchte man davon und desto teurer werde es.
Mehrere Bürger erkundigten sich zudem nach der Alternative Krauthof. Im ehemaligen Hotel leben derzeit rund 90 Geflüchtete, die Unterkunft wird jedoch aufgelöst. Einige Hohenecker haben die Hoffnung, dass diese Lösung fortgeführt werden kann, um einen Neubau zu verhindern. Der aktuelle Eigentümer habe den Mietvertrag nicht verlängert, lautete jedoch die Antwort der Behörden. Gespräche könnten zwar noch einmal aufgenommen werden, die Erfolgschancen seien jedoch gering.
Es wurde am Montagabend aber auch wieder emotional. Den Tränen nah, berichtete ein Anwohner von negativen Erfahrungen mit den Geflüchteten im Krauthof, die schon mehrfach Spielgeräte seiner Kinder aus dem Garten geklaut hätten. Demgegenüber stand der Beitrag eines jungen Mannes, der mit hörbarem Kloß im Hals die Fremdenfeindlichkeit in Hoheneck anprangerte. Eine Frau brachte es auf den Punkt, als sie ihre Sorge um den gesellschaftlichen Frieden im Stadtteil ausdrückte.
Matthias Knecht zeigte Verständnis für die Emotionen, nahm sie auf und ließ immer wieder seine persönliche Sicht auf das Thema Migration einfließen. Auch er habe in seiner direkten Nachbarschaft eine Flüchtlingsunterkunft und viele positive Erfahrungen gemacht, versuchte Knecht Ängste zu nehmen. In seiner Nachbarschaft habe er viel Offenheit und Verständnis erlebt – es werde sogar gemeinsam gegrillt.