Zwar sind die Flüchtlingszahlen in Stuttgart rückläufig, dennoch plant die Stadtverwaltung unter Hochdruck die mittlerweile fünfte Tranche bei den Unterkünften. Denn laut Bürgermeister Thomas Fuhrmann, der am Mittwoch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt die Pläne der Stadt vorstellte, sind aktuell immer noch rund 2000 Asylsuchende in Hotels untergebracht. „Mit Abstand die schlechteste Lösung für die Menschen, da sie sich nicht selbst versorgen können“, so Fuhrmann. Zudem ist diese Variante auch noch die teuerste.
Aufwendige Standortsuche
Bei ihrer aufwendigen Suche nach Flächen für neue Modulbauten hat das Liegenschaftsamt fünf potenzielle Standorte entdeckt: An der Rohrackerstraße in Hedelfingen (156 Plätze), an der Lenbachstraße in Feuerbach (76), der Möhringer Landstraße in Vaihingen (92), an der Kirchheimer Straße in Sillenbuch (92) und in der Hofener Straße in Bad Cannstatt. Im leer stehenden und ausgedienten Stadtbad sollen 95 Flüchtlinge untergebracht werden.
Zustimmung aus Vaihingen
Während die Bezirksbeiräte Vaihingen und Möhringen mehrheitlich dem Vorhaben zustimmten, wurden die Standorte von den Bürgergremien in Sillenbuch und Hedelfingen abgelehnt. Gleiches passierte am Mittwoch auch in Bad Cannstatt. Die Fraktionen befürchten, dass das Image Bad Cannstatts immer tiefer in den Keller rutscht. Bekanntlich sollen in der Marktstraße die Roma-Mütter-Beratungsstelle und in der Badstraße im ehemaligen Rot-Kreuz-Krankenhaus der Maßregelvollzug für psychisch kranke Straftäter eingerichtet werden.
Doch auch die hohen Kosten – insgesamt muss die Stadt das Bad für rund 4,6 Millionen Euro umbauen und ertüchtigen – waren Schuld an der Absage an das Liegenschaftsamt bei der Abstimmung. Denn immerhin gut 1300 Euro pro Person kostet das aufwendige Projekt die Stadt pro Monat. Nachdem Untersuchungen gezeigt haben, dass das eigentlich marode Bad von der Statik her noch mindestens fünf Jahre „hält“ und laut einer Machbarkeitsstudie der Einbau von Wohnmodulen möglich ist, soll das Vorhaben – sofern der Gemeinderat abschließend zustimmt – bis Ende 2026 umgesetzt werden.
Schlafmodule rund um das Becken
Die Schlafmodule für insgesamt 95 Menschen werden in zwei Ebenen in der einstigen Schwimmhalle um das Becken herum eingebaut, nachdem die Fassaden nach außen geöffnet worden sind. Zuvor wird die gesamte Technik ausgebaut und das Becken verschlossen. Es soll den dann dort lebenden Menschen als Aufenthaltsbereich dienen.
Zu guter Letzt zeigten sich die Bezirksbeiräte auch darüber maßlos enttäuscht, dass das eigentliche Ziel, auf dem Gelände in bester Lage zwischen Kurpark und Neckar Wohnungsbau zu realisieren, in weite Ferne rückt. „Das Thema werden wir weiter vorantreiben“, versprach Thomas Fuhrmann. Erste Gespräche mit der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft haben auch stattgefunden. Doch für die gewünschten Wohnungen müsse der Flächennutzungs- und der Bebauungsplan geändert werden und das dauere nun einmal in Deutschland seine Zeit.