Der Teppich von Bayeux ist weltberühmt und französisches Kulturgut. In einem Nachlass, der im Schleswiger Landesarchiv lagert, wurde nun ein Fragment des Teppichs gefunden.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Schleswig Ein Fragment des weltberühmten Teppichs von Bayeux ist in einem Nachlass entdeckt worden, der sich im Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig befindet. Das nun gefundene Teppichstück kam im Zweiten Weltkrieg nach Schleswig-Holstein, wie das Landesarchiv mitgeteilt hat.

 
Das Gebäude des Landesarchiv Schleswig-Holstein spiegelt sich im Wasser: Hier wurde das Teppichfragment entdeckt. Foto: dpa/Frank Molter

Von Deutschen geraubt

Es gehört zum Nachlass des bekannten schleswig-holsteinischen Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984). Schlabow war demnach als Teil einer deutschen Wissenschaftlergruppe von der SS-Einrichtung „Deutsches Ahnenerbe“ ab 1941 mit der Neuvermessung des Teppichs von Bayeux beauftragt.

Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde das Stück nach Angaben des Landesarchivs von der Unterseite des Teppichs entnommen. Weitere Details zu dem Fund sollen auf einer Pressekonferenz am 25. März bekanntgegeben werden.

Wegen seiner Fülle an detaillierten Einzeldarstellungen, der durchdachten Ikonografie und der handwerklichen Qualität gilt der Teppich von Bayeux als eines der bemerkenswertesten Bilddenkmäler des Hochmittelalters. Foto: Imago/Zoonar
Die Details geben Aufschluss über viele Aspekte mittelalterlichen Lebens. Foto: Imago/Zoonar
So finden sich Einzelheiten zu Schiffen, Schiffbau und Seewesen, Tracht und Schmuck, Kampfweise und Ausrüstung normannischer und angelsächsischer Krieger, der königlichen Jagd, Reliquienwesen, Herrschaft und Repräsentation sowie Münz- und Geldwesen. Foto: Imago/Zoonar
Der Teppich von Bayeux wird seit 1982 im eigens dafür errichteten Centre Guillaume le Conquérant in Bayeux in der Normandie ausgestellt. Foto: Imago/Zoonar

Rückgabe an Frankreich geplant

Der Teppich von Bayeux sei französisches Kulturgut, teilte das Landesarchiv mit. Daher soll das Fragment in diesem Jahr der Republik Frankreich, der Eigentümerin des Teppichs, zurückgegeben werden. Der Teppich hat die Stadt Bayeux nur zweimal verlassen. Einmal ließ ihn Napoleon nach Paris holen. Das zweite Mal reiste er, um ihn vor den deutschen Besatzern in Schutz zu bringen.

Der Teppich von Bayeux ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 Zentimeter hohen Tuchstreifen. Die in Bild und Text auf 68 Metern in 58 Einzelszenen dargestellte Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer beginnt mit einem Zusammentreffen von Harald Godwinson, Earl of Wessex, mit dem englischen König Edward und endet mit der Schlacht bei Hastings am 14. Oktober 1066. Es fehlen die Schlussszenen, so dass die ursprüngliche Länge des Tuchstreifens unbekannt ist.