Chatbots, die duzen, Autoren, die aus der Rolle fallen, und ein Gastland, dessen Repräsentanten gegen es rebellieren: Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Zur Abwechslung beginnt man in diesem Jahr doch am besten bei Goethe, zumindest in Frankfurt kein ganz unbekannter. Auf dem noch morgenruhigen Platz vor der Paulskirche steht ein rot angestrichener Container. Darin kann man sich einschließen lassen, um in klaustrophobischer Bedrängnis jenen Fluchtreflex nachvollziehen, der den gebürtigen Frankfurter und späteren Weimarer Hofbeamten einmal südwärts über die Alpen getrieben hat. Nur wer imstande ist, einige knifflige Rätsel zu lösen auf den Stationen der Reise, die den Deutschen in der Folge einen unheilbaren Sehnsuchtskomplex eingeimpft hat, findet am Ende den Schlüssel zurück in die Freiheit. Und der Himmel über Frankfurt kann es in diesen Tagen durchaus mit dem römischen aufnehmen, unter dem Goethe seine Wiedergeburt erfahren hat. Vermutlich wieder ein paar Grad zu warm, aber das passt zum Ehrengast der weltgrößten Bücherschau.