Ein Podium mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, Historikerin Lyndal Roper und dem Europa-Abgeordneten Martin Häusling stellte sich in Stuttgart historisch-politischen Fragen mit dem Ausgangspunkt des Jahres 1525.

Volles Haus bei der Podiumsdiskussion „„500 Jahre Bauernkrieg: Was bleibt von 1525?“ mit der in Oxford lehrenden australischen Historikerin Lyndal Roper, dem Bio-Bauern und Europa-Abgeordneten Martin Häusling und Agrarminister Cem Özdemir am Freitagabend im Impact Hub Stuttgart auf dem Wizemann-Areal.

 

Nach einem Impulsvortrag von Lyndal Roper diskutierte das Trio untereinander und mit den Gästen über Freiheit vor 500 Jahren und heute, militante Bauern und Tierschützer oder auch über die Situation der Landwirtschaft und die aktuelle politische Lage der Republik.

Bauernkrieg 1525 als Vorläufer von 1789

Steht das Jahr 1525 in einer Reihe mit den Revolutionen von 1789 und 1848 oder eher nicht? Gibt es Parallelen zu den Bauernprotesten 2024? Die Antwort blieb ein Stück weit strittig, zumal zum Bauernkrieg auch Schattenseiten wie religiöser Fanatismus und antisemitische Ausschreitungen gehören, und das Jahr 2024 in einem ganz anderen Kontext stand.

Mit dem Herzen schien die Mehrheit jedenfalls auf der Seite der rebellischen Bauern und ihrer damaligen Leitidee „Brüderlichkeit“ zur Befreiung von Frondiensten und mittelalterlicher Leibeigenschaft, sozusagen die erste Massenbewegung der Neuzeit. Und damals wie heute ging es um einen fairen Umgang mit natürlichen Ressourcen, wie in der Diskussion klar wurde.

Jeder Teilnehmer auf dem Podium formulierte auch seine persönliche Interpretation von „Freiheit“, wobei Cem Özdemir insbesondere auf die Bedeutung von Meinungsaustausch und freier Rede einging, aber auch auf die Gefahren durch Faktenverdrehung à la Trump oder die aktuell kritische Lage in der Türkei.


„Wir sind nicht in Weimar

„Haben wir inzwischen so etwas wie „Weimarer Verhältnisse“ in Deutschland, wenn ein CSU-Politiker wie Günther Felßner durch einen Mob militanter Tierschützer als Landwirtschaftsminister verhindert wird?“, lautete eine der Fragen von Moderator Michael Maier (StZN).

Autorin Lyndal Roper mit MdEP Martin Häusling. Foto: Jochen Siegle/Momenti Media

„Nein, wir sind nicht in Weimar“, meint die neutrale Australierin Lyndal Roper, aber die Gesellschaft erlebe durch Social Media eine Art Rückfall in Zeiten, die von mündlich kolportierten Erzählungen dominiert waren. Dem könne man nur mit vorurteilsfreien und ergebnisoffenen Diskussionen auch über kritische Dinge begegnen, glaubt sie – und stieß damit einhellig auf Zustimmung. Unter anderem wurde an dem Abend auch das Thema Migration angeschnitten.