Die aggressive Asiatische Tigermücke breitet sich im Landkreis Ludwigsburg aus. Die Behörden rechnen mit einer größeren Population als in den Vorjahren. Droht eine Plage?

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Sie ist klein, mit nur drei bis acht Millimetern geradezu winzig, und dennoch schon jetzt ein großes Problem: Die Asiatische Tigermücke ist im Landkreis Ludwigsburg auf dem Vormarsch. Die Zahlen der gesichteten Tiere, die als aggressiv gelten, sind alarmierend. Droht in diesem Jahr eine Plage?

 

Eberhard Giedl ist sich zwar nicht ganz sicher, doch er glaubt, dass er bereits im vergangenen Jahr Bekanntschaft mit der Tigermücke gemacht hat. Er ist Hobbygärtner und Wasserwart des Nabu Kornwestheim. Im zurückliegenden Jahr, vor etwa acht Monaten, wurde er an zwei Nachmittagen draußen gestochen. Giedl weiß, dass die Gefahr besteht, dass er das Insekt mit der etwas größeren Ringelmücke, die einen gestreiften Körper hat, verwechselt haben könnte. Allerdings hatte der Kornwestheimer den Eindruck, dass er tatsächlich von der Asiatischen Tigermücke gestochen wurde. Seit den beiden Vorfällen achtet er jedenfalls darauf, der invasiven Mückenart keine Gelegenheit zum Brüten im eigenen Garten zu bieten.

Insekt taucht in immer mehr Kommunen auf

In verschiedenen Städten und Gemeinden im Kreis Ludwigsburg ist die Tigermücke bereits aufgetaucht. Zum ersten Mal wurde sie im Jahr 2020 in Korntal nachgewiesen. Seitdem gab es 2022 Funde in Löchgau und Kleiningersheim, ein Jahr später auch in Kornwestheim und Eglosheim. 2024 wurde sie nach Angaben des Landratsamts außerdem in Großbottwar, Ditzingen und Münchingen gesichtet. „Es ist zu erwarten, dass die Tigermücke in weiteren Kommunen Fuß gefasst hat“, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit.

Die Asiatische Tigermücke breitet sich im Landkreis Ludwigsburg aus. Foto: Pixabay

Vor allem die Stadt Kornwestheim hat der aggressiven Mücke, die ursprünglich aus Südostenasien stammt, den Kampf angesagt. Dort gibt es einen großen Hot-Spot-Bereich. Er umfasst das Gebiet zwischen der Eastleighstraße im Westen und der B27 im Osten sowie der Zügelstraße im Norden und dem Salamander-Stadtpark im Süden. Um die Ausbreitung der Tigermücke einzudämmen, hat die Stadt sogenannte Bti-Tabletten kostenlos ausgegeben.

Der Bti-Wirkstoff ist ein biologisch abbaubares Eiweißkristall, das für andere Tiere harmlos ist, sich aber auf Stechmücken tödlich auswirkt. Er soll ins Wasser gegeben werden, wenn die Brutstätten des Insekts nicht beseitigt oder abgedeckt werden können. In nur acht Tagen waren alle 450 Blister, die die Stadt bestellt hatte, verteilt. Die Tabletten können auch im stationären Handel und über Online-Shops erworben werden.

Viele Kleingärtner haben das Problem nicht auf dem Schirm

Dennoch könnte das Interesse größer sein. „Es zeigt sich, dass das Thema zwar präsent ist, aber nur einen Teil der Bevölkerung stärker beschäftigt“, heißt es seitens der Pressestelle der Stadt Kornwestheim. Auch Eberhard Giedl hofft, dass andere Kleingärtner auf das Problem aufmerksam werden. „Ihre Gärten bieten der Mücke viele Möglichkeiten zum Brüten“, sagt er. Die wenigsten Kleingärtner seien dafür sensibilisiert.

Die weiblichen Tiere legen ihre Eier oberhalb der Wasseroberfläche an den Wänden von Gefäßen und Behältern ab. Wenn das Wasser die Eier erreicht, schlüpfen die Larven. Besonders gerne nutzt die Mücke Regentonnen, Gießkannen, Eimer, Schubkarren, Vogeltränken, Topfuntersetzer, Kinderspielzeug und ähnliche Gegenstände als Brutstätten. In einer Broschüre rät die Stadt Kornwestheim unter anderem daher dazu, Gefäße umzudrehen, um Wasseransammlungen zu vermeiden, und Behälter, die draußen genutzt werden, gründlich zu reinigen.

Aggressive Tiere schlagen tagsüber zu

Doch was ist an der tagaktiven Tigermücke so schlimm? Bei einer hohen Populationsdichte sind schon während eines kurzen Aufenthalts im Freien gezielte Stiche zu erwarten. Außerdem können die Tiere gefährliche Krankheiten wie etwa das Zika-Virus übertragen. Letzteres ist derzeit in der Region allerdings noch eher unwahrscheinlich.

Das Gesundheitsamt in Ludwigsburg bittet darum, Funde zu melden. Schon jetzt hat die Saison begonnen. Die Tigermücke bevorzugt sehr warme bis heiße Phasen, die von kurzen Feuchtperioden unterbrochen werden. Bis September oder Oktober findet sie daher in der hiesigen Region gute Bedingungen vor. In den vergangenen Wochen wurden allein in Kornwestheim bereits fünf Funde bestätigt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es 24 Meldungen. Daher heißt es aus der städtischen Pressestelle: „Es ist grundsätzlich von einer Zunahme der Population auszugehen.“ Wie hoch der Anstieg ausfallen werde, hänge maßgeblich von der Kontinuität der Bekämpfung ab. Nach den Sommerferien, also in der Zeit, in der viele Menschen im Urlaub sind und Maßnahmen ausbleiben, sei mit der höchsten Populationsdichte zu rechnen. Für die Stadt selbst lägen allerdings noch keine belastbaren Erfahrungswerte vor.

Stadt Kornwestheim rechnet mit höherer Population in diesem Jahr

Weitere Informationen zum Thema hat die Stadt Kornwestheim auf ihrer Webseite zusammengestellt. Dort ist auch eine Broschüre zur Tigermücke abrufbar.