Fußball Landesliga Julian Bär – ein Bruder im Geiste von Manuel Neuer
Torhüter Julian Bär will es mit 35 Jahren noch einmal wissen und ist die Nummer eins beim Landesligisten SV Leonberg/Eltingen. Dabei war seine Karriere schon am Ausklingen.
Torhüter Julian Bär will es mit 35 Jahren noch einmal wissen und ist die Nummer eins beim Landesligisten SV Leonberg/Eltingen. Dabei war seine Karriere schon am Ausklingen.
Wenn Robert Gitschier von Julian Bär spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Der Trainer des Landesliga-Aufsteigers SV Leonberg/Eltingen, der an diesem Samstag (14 Uhr) beim GSV Pleidelsheim antritt, hält es nicht einmal für vermessen, den 35-Jährigen mit Manuel Neuer zu vergleichen.
„Er ist auf der Linie stark, hat enorme Präsenz und Ausstrahlung und bringt seine langen Bälle punktgenau zum Mitspieler – er bietet das komplette Torhüter-Paket“, begründet Gitschier den Vergleich mit dem deutschen Rekord-Nationaltorhüter.
Und auch wenn Julian Bär im Grunde seines Wesens ein bescheidener Mensch ist, weist er den Vergleich mit dem Weltmeister-Schlussmann von 2014 nicht gänzlich von sich. „Ich bin ja nur drei Jahre jünger als er, als ich in den Aktivenbereich gewechselt bin, habe ich mich schon an ihm als Vorreiter des modernen Torwartspiels orientiert“, sagt der SV-Keeper. Er schätze solche Männer zwischen den Pfosten, die sich nicht nur als „Tor-Wärter“ verstehen, sondern mit dem Ball am Fuß ihrem Team helfen könnten.
Mit dem Kicken begonnen hat Julian Bär beim TSV Heimsheim, doch schon in der D-Jugend wechselte er zum TSV Eltingen. „Im Jugendfußball war das damals die erste Adresse in der Region“, erklärt er das. 2009 rückte er zu den Aktiven auf und wurde schon in seiner ersten Saison in der Bezirksliga eine gleichberechtigte Nummer eins neben Christian Heinz. „Der damalige Trainer Irsen Latifovic hat mich schon früh gefördert, und als ehemaliger Profi hatte er ziemlich viel Ahnung vom Fußball“, erinnert sich Julian Bär.
Acht Jahre lang blieb er dem TSV Eltingen treu, ehe er 2017 zum Verbandsligisten SKV Rutesheim wechselte. Obwohl ihm als Alt-Eltinger damals das Herz blutete und er sich einige Kommentare anhören musste, war es für ihn die richtige Entscheidung. „In Eltingen ging es damals schon zwei Jahre lang sportlich bergab. Viele Spieler sind gegangen, heutige Korsettstangen wie Marco Seufert, Patrik Hofmann und Julian Häusler sind erst gerade aus der Jugend hochgekommen und sollten den Karren aus dem Dreck ziehen“, erinnert sich Julian Bär.
Zudem habe er im Alter von 27 Jahren gespürt, dass damals der richtige Zeitpunkt gewesen sei, es noch mal ein bis zwei Klassen höher zu probieren. Bestärkt in seiner Entscheidung hatten ihn Mitspieler wie Steffen Hertenstein und Gianluca Crepaldi, mit denen Julian Bär auch privat befreundet ist.
Als 2020 die Corona-Pandemie Bahn zog, beschloss der damals 30-Jährige, seine Karriere langsam ausklingen zu lassen. Dass er zum Fusionsclub SV Leonberg/Eltingen zurückkehren würde, war für das Eltinger Urgestein, das zusammen mit seinem Bruder mittlerweile ein Haus im Ezach gebaut hat, alternativlos. Hinzu kam, dass der Bankkaufmann nach mehreren Fort- und Weiterbildungen beim Deutschen Sparkassenverlag Karriere machte und bis zum Bereichsleiter aufstieg. „Da war dreimal Training die Woche und am Wochenende für ein Spiel noch eine kleine Weltreise durch Baden-Württemberg zeitlich einfach nicht mehr drin“, erläutert Julian Bär.
Folgerichtig zog er sich vor fünf Jahren in die zweite Mannschaft zurück und setzte seine Fertigkeiten auf einem neuen Gebiet ein – als Feldspieler. „Er wollte einfach in der Kreisliga B noch ein bisschen kicken und war dann oft unsere Nummer zehn“, weiß Robert Gitschier noch gut, der damals Trainer der zweiten Mannschaft war. Als Gitschier 2022 als Co-Trainer in die erste Mannschaft aufrückte und Julian Bärs Bruder Daniel die Zweite als Trainer übernahm, gelang 2023 der Aufstieg in die Kreisliga A.
Julian Bär hätte seine Karriere wohl dort ausklingen lassen, wenn nicht Robert Gitschier vor dieser Saison mit einem veritablen Torhüter-Problem konfrontiert worden wäre: Silas Herzer zog für sein Studium nach Mannheim, Kim Witte ging zu seinem Heimatverein TSV Höfingen zurück. „Irgendwann hat Robert mich mal gefragt, ob ich nicht noch einmal aushelfen könnte und dann hat sich das Ganze irgendwie verselbstständigt“, erzählt Julian Bär, der im Frühjahr zudem Vater wurde.
Der Torhüter-Routinier einigte sich mit Gitschier und seiner Frau, dass er bei zwei der drei Trainingseinheiten unter der Woche und dem Spiel am Wochenende dabei ist. „Mehr ist nicht drin“, stellt der 35-Jährige klar, der gegen den SV Kaisersbach sein 300. Spiel im SV-Trikot bestritt. Doch das reicht bei einem Torhüter, der zumindest ein bisschen auf den Spuren von Manuel Neuer wandelt, vollkommen aus.