Bunte Schuhe sind der Hit auf dem Rasen. Sie gehören mittlerweile zum Fußball wie Tore, Fouls und Freistöße. Die Hersteller setzten auf grelle Neonfarben und ein auffälliges Design. Schwarze Treter sind nicht mehr gefragt – aber warum?

Stuttgart - Die Farbe Schwarz ist „out“. Und das schon sehr lange. Dieser Satz gilt zumindest für Fußballschuhe. Seit einigen Jahren haben die Kickstiefel der Fußballer alle Farben, die man sich vorstellen kann: rot, blau, lila, grün, orange, pink – um nur einige zu nennen. Ein neuer Trend, den es bei der WM in Brasilien zu beobachten gibt, sind Schuhe in grellen Neonfarben.

 

Vor allem der Schuhhersteller Nike setzt bei seinen neusten Modellen auf ein grelles Gelb und Rot. Adidas bietet den Spielern neben den farbigen Modellen auch ein schwarz-weißes Modell an. Auch Puma, der dritte große Sportartikelhersteller im Bunde, zieht mit.

Pink und blau steigert die Aufmerksamkeit

Mario Balotelli mit den bunten Puma-Schuhen. Foto: EPA
Wer während der WM auf die Füße des italienischen Superstars Mario Balotelli geschaut hat, war vielleicht ein wenig verwirrt. „Hat der von einem Mitspieler einen Schuh angezogen?“, fragten sich einige WM-Zuschauer. Die Antwort: nein! Sein Ausrüster Puma hat zur Fußball-WM ein Modell auf den Markt gebracht, bei dem der rechte Schuh pink und der linke Schuh blau ist.

„Als ich zum ersten Mal die Schuhe sah, dachte ich, der Typ von Puma sei verrückt geworden“, sagte Balotelli zu den verschiedenfarbigen Kickstiefeln. Ist er nicht. Ein Sprecher einer von Puma beauftragten Agentur kennt den Grund für die farbigen Schuhe: „Dadurch steigt die Aufmerksamkeit auf die Spieler, die diese Schuhe tragen.“

Bunte Schuhe gibt es schon länger

Mit diesen Schuhen spielte Günther Netzer. Foto: Puma
Farbige Treter sind kein Phänomen der WM 2014. Einer der ersten Fußballschuh-Exoten war Günther Netzer, der in einem blau-gelben Schuh von Puma spielte. Aber so häufig lief er mit den farbigen Schuhen nicht auf. Er wolle nicht auffallen, hat er einmal gesagt. Rudi Völler wagte sich 1990 mit einem weißen Schuh auf ungewohntes Fußballschuhterrain. Im Gedächtnis bleibt auch noch das magische Dreieck des VfB Stuttgart, bestehend aus Giovane Elber, Fredi Bobic und Krassimir Balakov. Elber mit seinen weißen und der heutige VfB-Manager Bobic mit seinen roten Schuhen setzten einen neuen Trend in der Bundesliga, Balakov trug noch klassisch Schwarz. Bis Mitte der 2000er gab es dann bereits Schuhe in allen Farben.

Der klassische Schwarze Fußballschuh hat größtenteils ausgedient. „Bunte Fußballschuhe kommen insbesondere in der jungen Zielgruppe sehr gut an“, sagt der Sportartikelhersteller Puma. Wahrscheinlich, weil die Jugendlichen es bei ihren Vorbildern sehen. So schnell werden die bunten Treter die Fußballplätze nicht verlassen.

Eine neue Schuhgeneration

Mario Götze und Andres Iniesta tragen den Magista. Foto: FR596 AP
Die neuen bunten Schuhe sehen aber nicht nur gut aus, sie haben auch funktional etwas drauf. Der US-Hersteller Nike hat mit seinem Modell „Magista“ eine Innovation auf den Markt gebracht. Der Schuh mit einen hochgezogenen Schaft sieht auf den ersten Blick aus, als ob er den Spieler vor dem Umknicken schützen soll. Aber falsch: „Der hohe Schaft des Magista dient nicht als Schutz vor Verletzungen“, sagt Björn Gerteis. Er ist Redakteur des Fußballportals Zeugwart.de, das den Schuh getestet hat.

Konkurrent Adidas ist gerade daran mit dem „primeknit FS“ ein ähnliches Modell auf den Markt zu bringen. Der gestrickten Fußballschuh, der bis an die Wade verlängert ist, soll ebenfalls ein Gemisch aus Socke und Schuh werden. Der andere große Schuhanbieter Puma hat diesbezüglich noch nichts konkretes angedacht.

„Der Magista passt sich dem Fuß gut an“

Markus Walther, der Präsident der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, lobt die Eigenschaften des neuen Magistas: Er passe sich „dem Fuß sehr gut an und bietet dem Spieler einen optimalen Halt. Das ist wichtig, weil im Fußball enorm hohe Kräfte auf den Fuß wirken.“

Der Forscher Walther weiß auch, was ein Schuh aus medizinischer Sicht alles können muss: „Ein Fußballschuh braucht einen guten Bodenhalt und muss unter dem Mittelfuß sehr stabil sein. Da, wo der Fuß beweglich ist, sollte auch der Schuh beweglich sein und andersherum.“

Ein teurer, funktionaler Hingucker

Trotz des Lobes hat der neue Schuh auch seine Nachteile. 280 Euro ist für einen Fußballschuh viel Geld. Außerdem haben die Schuh-Tester von Zeugwart.de festgestellt, dass sie mit anderen Schuhen einen festeren Schuss haben. Wer also mit der neuen Generation Fußballschuh beim nächsten Fußballspiel auflaufen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Dafür hat er aber einen aus medizinischer Sicht einwandfreien und aus optisch einen echten Hingucker am Fuß.