Vor 200 Jahren wurde Anton Bruckner geboren. Ein guter Anlass, um die Aktualität des Komponisten und Organisten zu entdecken. War er tatsächlich so bescheiden?
Kühl ist es hier unten, schummrig, hallig, auch ein wenig gruselig. Mitten in der Gruft der Stiftskirche St. Florian steht ein silberner Sarg, darin liegt Anton Bruckner. Dahinter sind unzählige Totenköpfe und Gebeine bis unter die gewölbte Decke übereinandergeschichtet. Die vielen leeren Augenhöhlen irritieren, sie stören das erhabene Gedenken. Eine repräsentative Grabstelle stellt man sich irgendwie anders vor. Warum nur liegt der Komponist an diesem abgeschiedenen Ort? Seit 1868 hat Anton Bruckner in Wien gelebt, in seiner Wohnung am Oberen Belvedere ist der gebürtige Oberösterreicher am 11. Oktober 1896 gestorben. Es wäre also nur folgerichtig gewesen, hätte man den hoch angesehenen Musiker und Lehrer am Konservatorium nach einem pompösen Leichenzug auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. Doch das wollte Bruckner nicht. Er zog es vor, in St. Florian beigesetzt zu werden, in seiner Heimat, in dem Stift, dem er so viel verdankte.