Stuttgart liegt am Neckar. Doch die Stadt, wird oft beklagt, macht wenig daraus. Private Geschäftsleute sind es, die den Fluss den Menschen näherbringen. Neben dem Neckarkäpt’n wirbt nun ein weiterer Anbieter für kulinarische Touren.
Die Flunder ist ein Plattfisch aus europäischen Küstengewässern. Die Flunder ist aber auch ein flaches Floss, das am Wochenende nach Ostern erstmals als Fahrgastschiff über den Neckar schippert. Erweitert der Neckarkäpt’n seine Flotte? Nein, ein anderer Anbieter und Flussfan geht mit der Flunder ins unternehmerische Risiko. Der Gastronom Stefan Sendelbach, der unter anderem das Ausflugsziel Riverhouse am Neckar in Münster betreibt, aber auch Chef eines Touristikunternehmens ist, hat die Lahnarche gekauft, die nach aufwendigen Umbau nun Flunder heißt.
Mit Jens Caspar, der 2019 mit zwei weiteren Investoren kurz vor der Pandemie die Flotte des Neckarkäpt’n gekauft, sich inzwischen aber aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die Schiffe verpachtet hat, ist sich Sendelbach einig, dass die Aufwertung des Flusses etwa für den Tourismus dringend notwendig ist.
Die Konzepte von Flunder und Neckarkäpt’n unterscheiden sich
Beide Betreiber wollen sich dafür einsetzen, dass der Neckar nicht mehr von der Stadt „stiefmütterlich“ behandelt wird, sondern dass man ihn nutzt, um Stuttgart und die Region mit stimmungsvollen und romantischen Fahrten attraktiver zu machen. Noch ist unklar, wo der Riverhouse-Chef seine Flunder anlegen und über Nacht lagern kann. Jens Caspar erklärt gegenüber unserer Redaktion: „An den Anlegern der Berta Epple GmbH und Co geht es leider nicht aufgrund anderer laufender Verträge.“ Vorerst befindet sich der Liegeplatz des Neuzugangs an Fridas Pier unweit des Wasens.
Die Flunder macht den Neckar zum Genussfluss. „Hochwertiges Essen“ wird bei den Rundfahrten angeboten. Man grillt gemeinsam oder genießt Tapas mit Wein. „Partys gibt es bei uns nicht“, stellt Sendelbach klar, „wir gehen voll auf die Entschleunigung.“ Das Gastroboot lädt zu romantischen Touren ein, die an Weinbergen vorbeiführen und auf denen man den Sonnenuntergang genießen kann.
„Das Gesamtangebot am Neckar für Schiffsfahrten ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen“, bedauert Riverhouse-Chef Stefan Sendelbach. „Immer mehr Betriebe haben wegen der vielen Vorschriften, steigenden Kosten und wegen fehlenden Fachpersonals den Betrieb in den letzten Jahren eingestellt.“ Es gebe sogar einige Städte am Neckar, die gar keine Personenschifffahrt mehr anbieten.
Sendelbach beklagt fehlende Unterstützung für Neckar-Akteure
Sendelbach hofft, dass in Stuttgart die Schifffahrt trotz der Zurückhaltung durch die Stadtverwaltung „erhalten bleibt und sich weiterentwickelt“. Stuttgart-Marketing und das Rathaus machen seiner Ansicht nach zu wenig, um die „Potenziale des Neckars für Touristik und Events erlebbar zu machen“ und dafür zu werben. „Die aktiven Akteure am Fluss bekommen kaum Unterstützung“, kritisiert der Flunder-Betreiber. Deshalb würden sich die privaten Unternehmer „gegenseitig helfen und unterstützen“.
Außer der großen Flunder für 80 Fahrgäste zählen zur Riverhouse-Flotte die kleineren Finne und die Flosse. Alle Angebote richten sich auch an Firmen und Charterbuchungen. Mit der Flunder soll’s langsam beginnen. Für dieses Jahr sind 22 Fahrtage angesetzt, die zeigen sollen, wie schön der Neckar und seine Umgebung ist.