Die Osteotomie ist eine präzise Methode, um Fehlstellungen und Arthrose zu behandeln. Modernste Technik am Klinikum Stuttgart macht Eingriffe schonend – besonders für junge Patienten.
Die Osteotomie wurde in den letzten Jahren als effektive Methode zur Behandlung von Gelenkproblemen wiederentdeckt. Dank schonender Operationstechniken und moderner Fixationssysteme bietet diese Technik eine wichtige Alternative zu Prothesen und ist damit insbesondere für jüngere Patienten interessant.
Was ist eine Osteotomie?
Die Osteotomie bezeichnet die chirurgische Durchtrennung von Knochen, um Fehlstellungen etwa an der Beinachse oder den Neigungswinkel des Unterschenkels zu korrigieren. Denn Fehlstellungen wie O- oder X-Beine bewirken eine starke, oft einseitige Belastung, was zu Arthrose, sprich einem verstärkten Verschleiß des entsprechenden Gelenkanteils, führen kann. Auch können bestimmte Achsabweichungen oder extreme Ausprägungen des Unterschenkel-Neigungswinkels Bandverletzungen begünstigen und verhindern, dass nach operativer Therapie einer Bandverletzung die Stabilität des Kniegelenks wieder hergestellt werden kann.
Für Patienten ist das oft mit Schmerzen und einer eingeschränkten Lebensqualität verbunden. Bei Sportlern erhöht sich das Verletzungsrisiko deutlich. Durch gezielte Korrekturen wird die Belastung im Gelenk besser verteilt und ein Fortschreiten der Arthrose verlangsamt. Es ist sogar möglich – etwa auch in Kombination mit einem knorpelregenerativen Verfahren – bei fortgeschrittener Teil-Arthrose, welche normalerweise nur noch mittels Teil-Gelenkersatz behandelt werden kann, über Jahrzehnte hinweg eine Beschwerdefreiheit zu erreichen und die notwendige Prothesenversorgung sehr lange hinauszuzögern.
Wann kommt eine Osteotomie infrage?
Vor allem bei jungen Patienten mit fortgeschrittenen Verschleißerscheinungen findet diese Technik Anwendung. Bei Sportlern mit wiederkehrenden Bandverletzungen kann durch einen solchen Eingriff das Wiederverletzungsrisiko drastisch reduziert werden. Festgehalten werden muss jedoch, dass die Rate an Sportlern, welche nach einer Osteotomie in den vollen Leistungsbereich zurückkehren, limitiert ist. Gründe hierfür sind oft vorangegangene Operationen und nicht selten bereits vorliegende erhebliche Begleitverletzungen an Knorpel und Menisken.
In der Sportklinik des Klinikums Stuttgart sind die Erfahrungen mit der Osteotomie sehr positiv. Privatdozent Dr. Michael Schlumberger, Ärztlicher Direktor der Sportklinik im Klinikum Stuttgart, erklärt: „Wir decken das gesamte Spektrum der Osteotomie ab – von der Korrektur am Ober- und Unterschenkel bis hin zu komplexen Drehkorrekturen.“ Als Drehkorrektur – auch Torsionskorrektur genannt – bezeichnet man die gezielte Veränderung der Verdrehung eines Knochens, um eine fehlerhafte Ausrichtung, welche sich vor allem auf das Kniescheiben-Gleitlager (Patellofemoral-Gelenk) auswirkt, zu korrigieren. Hierdurch können beispielsweise eine Kniescheibeninstabilität oder chronische Schmerzen in diesem Bereich behandelt werden.
Wie läuft eine Osteotomie ab?
Damit diese Eingriffe für den Patienten die bestmögliche positive Wirkung haben, ist die Anwendung modernster Technologien erforderlich, etwa digitale Vermessungs- und Planungsprogramme. Damit können die Beinachse digital vermessen, Eingriffe geplant und Korrekturen präzise simuliert werden. „Wir wissen also vor der Operation ganz genau, wie die optimale Stellung der betroffenen Knochen ist und können dies während des Eingriffs abgleichen“, erklärt Schlumberger. Dank speziell entwickelter Plattensysteme, die minimalinvasiv und gewebeschonend eingesetzt werden können, ist der Eingriff relativ schonend, wird aber auch nur in hochspezialisierten Zentren durchgeführt.
Gelenkerhalt statt Prothese
Die Osteotomie kommt vor allem für Patienten infrage, die unter wiederkehrenden Instabilitäten des Kreuzbands leiden und deutliche, knöcherne Veränderungen aufweisen, Probleme durch den Fehllauf der Kniescheibe haben oder eine Arthrose bei begleitender Achsabweichung aufweisen. Zur Behandlung einer fortgeschrittenen Arthrose mit Achsabweichung kommt der Eingriff bei Menschen in Betracht, die noch zu jung für eine Knieprothese sind. Das natürliche Gelenk kann erhalten werden und der Einsatz einer Knieprothese kann drastisch, bei sehr guter Lebensqualität und gutem Belastungsniveau, verzögert werden.
Am Ende kommt es aber immer auf den Einzelfall an, ob überhaupt ein Eingriff sinnvoll ist und ob eher eine Osteotomie oder ein künstliches Knie mehr Vorteile bieten. Privatdozent Dr. Schlumberger sagt: „Die Entscheidung ist oft nicht leicht und von vielen Parametern abhängig. Aber wir können dank unserer umfangreichen Erfahrungen in diesem Bereich im persönlichen Gespräch mit den Patienten wichtige Hilfestellungen geben und die Entscheidung wird von beiden, Behandler und Patient, in Einklang getroffen.“
Die volle Belastbarkeit ist bei einer Osteotomie je nach Eingriff, abhängig vom vorliegenden Gelenkverschleiß und durchgeführter Knorpelregeneration nach etwa vier bis sechs Monaten erreicht. Wer unter einer Fehlstellung oder Instabilität des Kniegelenks leidet, findet weitere Informationen und die Möglichkeit zur Terminvereinbarung auf der Webseite der Sportklinik im Klinikum Stuttgart.
Über die Sportklinik im Klinikum Stuttgart
Die Sportklinik im Klinikum Stuttgart bietet hochspezialisierte Diagnostik, Therapie und Nachbehandlung von Sportverletzungen. Sportklinik, Unfallchirurgie und Orthopädie im Klinikum Stuttgart werden gemeinsam geleitet von den Ärztlichen Direktoren Professor Dr. Christian Knop, Dr. Patrik Reize und Privatdozent Dr. Michael Schlumberger. Patienten profitieren von modernster Bildgebung, einer Rundum-Notfallversorgung und Experten in Schmerz-, Hand- und Wirbelsäulenchirurgie. Nähere Informationen sind auf der Webseite des Klinikum Stuttgart nachzulesen.