Die Besucherzahlen in den Freibädern im Kreis Ludwigsburg sind dramatisch eingebrochen. Zwei Drittel weniger Gäste wurden im Bietigheimer Badepark Ellental gezählt. Andernorts fällt die Bilanz ähnlich aus, wie unsere Umfrage zeigt.

Mal ist es so schwül, dass man die Uhr nach dem nächsten Gewitter stellen kann. Mal regnet es in Dauerschleife, oder die Temperaturen sacken unter die 20-Grad-Marke. Kurzum: Die vergangenen Wochen waren alles andere als sommerlich. Das bekommen auch die Freibäder zu spüren. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr dramatisch eingebrochen – woran die Betreiberkommunen auch wirtschaftlich zu knabbern haben werden.

 

Wellarium in Steinheim: Umlagen für Kommunen steigen

„Selbst mit einem sehr guten Hochsommer werden wir die Besucherzahlen der vergangenen Jahre von rund 200 000 Badegästen pro Saison nicht mehr erreichen können“, sagt Torsten Bartzsch, Bürgermeister von Murr und Vorsitzender des Verwaltungsverbands Steinheim-Murr, der für das Wellarium in Steinheim zuständig ist. Dies bedeute, dass die Umlagen, die die beiden Kommunen für den Betrieb des Freibads zahlen müssen, „noch größer werden in diesem Jahr“.

Aktuell liege man bei rund 52 000 Gästen. 2023 habe man am 8. Juli bereits den 100 000. Besucher im Wellarium begrüßen können, ein Jahr zuvor sogar schon fünf Tage früher. Bartzsch sehnt sich angesichts dieser trüben Bilanz nun einen Sommer herbei, der diesen Namen auch verdient. Vor allem wünscht er, „dass das Wetter konstanter wird“.

Verheerende Bilanz in Bietigheim-Bissingen

Das kann Ute Grothe nur unterstreichen. Schließlich sei die Freibadsaison von der Witterung abhängig, betont die Pressesprecherin der Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, die den Badepark Ellental in Bietigheim unter ihren Fittichen haben. Die Bilanz fällt dort bis dato sogar noch verheerender aus als im Wellarium. Bis Ende Juni zogen nur 35 000 Frauen, Kinder und Männer in den Becken ihre Bahnen. „Im Vergleich zu anderen Jahren sind das 65 000 Besucher weniger. Bei besserem Wetter sind 100 000 für die ersten beiden Freibadmonate Durchschnitt“, erklärt Grothe. Der Abmangel für den Betrieb der Einrichtung erhöhe sich so deutlich. Die Pressesprecherin hat aber Hoffnung, dass sich das Loch im Etat bis zum Ende der Saison am 8. September stopfen lässt. Voraussetzung sei ein Wetterumschwung. „Es muss ein stabiles Hoch anhaltend über dem Badepark parken, um die Verluste aus den Vormonaten zu kompensieren“, erklärt Grothe.

Stadt Vaihingen appelliert an Bürger: Schwimmen ist gesund

Noch wichtiger wäre die Witterungs-Wende wohl für das besonders klamme Vaihingen an der Enz und sein Enztalbad. Hatten dort vom 10. Mai 2023 bis zum 2. Juli 2023 noch 21 334 Schwimmfans die Ticketschalter passiert, waren es in dieser Saison in einem fast identischen Zeitraum nur 10 095 Gäste, berichtet Benjamin Bräutigam von Bäderlife, das die Anlage im Auftrag der Stadt managt. „Das durchwachsene Wetter hat sich deutlich auf die Besucherzahlen in allen Bädern ausgewirkt. Dies ist besonders schmerzhaft, da die Bäder dringend die Einnahmen benötigen“, resümiert Bräutigam. Astrid Kniep, Pressesprecherin der Stadt Vaihingen, appelliert an die Bürger, trotz widriger äußerer Umstände Bahnen zu ziehen. Das sei aus sportlichen und gesundheitlichen Aspekten lohnenswert – auch bei unter 20 Grad. „Besonders Rückenschwimmen ist der perfekte Ausgleich“, erklärt sie.

In Oberstenfeld hofft man auf heiße Wochenende

Seinen Kreislauf könnte man auch im Mineralfreibad in Oberstenfeld in Schwung bringen. Doch Einbußen bei den Gästezahlen waren hier ebenfalls zu verzeichnen. Rund 50 000 Besucher seien bis Anfang Juli registriert worden, etwa die Hälfte bis zwei Drittel weniger als in den Vorjahren, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. „Dadurch fehlen Einnahmen, während der Energiebedarf unverändert gedeckt werden muss, eher sogar höher ist angesichts der niedrigen Temperaturen“, erklärt Kleemann. „Mit einem richtig schönen Sommer und vor allem heißen Wochenenden lässt sich in den verbleibenden zwei Monaten noch viel ändern. Wir sind aber komplett vom Wetter abhängig“, sagt er.

Schachbrett im Garten des Hohenecker Freibads ist neu

Die Betreiber des Freibads in Hoheneck, die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB), glauben, dass konstant gutes Wetter noch kommt. „In der letzten Freibadsaison gehörten Juli und August bei den Besucherzahlen zu den stärksten. Wir hoffen, daran anzuknüpfen, sodass wir in den nächsten Monaten die Zahlen vom letzten Jahr erreichen können“, sagt Silvia Capalija, Leiterin der Abteilung Bäder. 105 000 Wasserratten hatten 2023 insgesamt in der Anlage geplanscht – wie 2023 wurde das Bad 2024 erst Mitte Mai geöffnet, es schließt dafür später als andere Einrichtungen. Aktuell ist man von den Zahlen des Vorjahres weit entfernt: „Aufgrund des regnerischen und kalten Wetters verzeichnen wir leider 50 Prozent weniger Besucherinnen und Besucher als im vergangenen Jahr“, sagt Capalija.

Auf gutes Sommerwetter hofft sie nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gründen. „Unser Team hat sich monatelang auf die Freibadsaison vorbereitet. Neu sind die Sanitärbereiche und Duschen, die Bepflanzungen sowie ein Gartenschachbrett. Das möchten wir natürlich alles mit unseren Gästen teilen und wie jeden Sommer mit ihnen gemeinsam eine gute Zeit verbringen“, sagt sie.

Genügend Personal

Öffnungszeiten
Viele Freibäder hatten in den vergangenen Jahren Probleme, Stellen zu besetzen. Gelegentlich führte das sogar zu eingeschränkten Öffnungszeiten. Das scheint aktuell bei den meisten Betreibern kein Thema zu sein. Nur in Asperg ist weiterhin montags geschlossen.

Planungen
 Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen vermelden für den Badepark Ellental, dass es keine Schwierigkeiten in der Hinsicht gebe. Gleiches erklären die Verantwortlichen fürs Enztalbad in Vaihingen. Die Planungen seien ja für einen heißen Sommer ausgelegt gewesen. Man habe schon Ende 2023 die personellen Weichen für einen reibungslosen Ablauf der Saison 2024 stellen können, ergänzt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann fürs dortige Bad. „Wir haben derzeit offene Stellen, sind aber solide aufgestellt, sodass die regulären Öffnungszeiten aktuell eingehalten werden können. Auf außerplanmäßige Ausfälle versuchen wir immer im Sinne unserer Gäste zu reagieren. Eine Schließung oder Verschiebung der Öffnungszeiten setzen wir nur im äußersten Notfall um“, erklärt Silvia Capalija, Leiterin der Abteilung Bäder bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim, die für den Betrieb zuständig sind.