Gestank in Böblinger Wohngebiet Am Murkenbach herrscht dicke Luft

Ein penetrantes Parfüm ist zeitweise im Murkenbachweg zu vernehmen. Foto: Stefanie Schlecht/Archiv

Anwohner klagen weiter über einen Gestank im Murkenbachweg. Nach wie vor ist die Ursache aber völlig unklar.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Ralf Sklarski, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, hatte das Thema in den Böblinger Gemeinderat gebracht. Im Böblinger Murkenbachweg soll es aus dem Kanal stinken. Es rieche deutlich und scharf nach fauligem Kohl, was die Stadtentwässerung bestätigte.

 

Seither wurden durch die Stadt Böblingen bereits zahlreiche Schritte unternommen, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Es wurden externe Sachverständige beauftragt, der Kanal wurde komplett durchgemessen, gefunden wurde nichts.

Der Geruch kommt immer abends

Der Fasanenweg liegt leicht oberhalb des Murkenbachwegs. Ein Anwohner dort ist besonders vom Geruch beeinträchtigt, er spricht von schlaflosen Nächten, von Atemmasken, die im Gebrauch seien. Er wirkt verzweifelt und überlegt sich, ob er nicht wegziehen solle. Der Geruch komme jeden Abend, sagt er, immer am Montag und höre immer am Freitag auf. „Daraus schließe ich, dass er von Menschen gemacht wird.“

Manche Anwohner riechen gar nichts. Foto: picture alliance / dpa

Es ist Montag, ungefähr 18.15 Uhr. Die Odeurs im Murkenbach mischen sich. Es riecht nach Buchs, nach einer Thuya-Hecke, nach der Schwarzkiefer hinten im Murkenbachweg. Hin und wieder ist ein leicht saurer Geruch in der Luft, der immer dann wahrnehmbar ist, wenn ein Auto vorbeifährt, und also aus dem Auspuff kommt. Steht man direkt auf den Kanaldeckeln, kann man manchmal einen feinen scharfer Geruch wie nach Asche wahrnehmen, schwächer aber als der Duft von Rosen aus einem Vorgarten. Dort räumt ein Mann die Garage auf. Er hat die Geschichte vom Gestank im Murkenbachweg auch gehört: „Ich rieche nichts“, sagt er, „und ich wohne seit 60 Jahren hier.“

Geruch nach fauligem Kohl

Ein anderer Anwohner fühlt sich ebenfalls stark vom Geruch nach fauligem Kohl beeinträchtigt. Er hat ihn vor allem im Winter wahrgenommen. Da würde es richtig aus dem Kanal dampfen. Sein Problem war, dass die Fallrohre seiner Dachrinnen direkt in den Kanal münden und es deswegen aus den Dachrinnen gestunken habe, unmittelbar an seinem Haus. Er habe schließlich Dampfsperren in die Rohre eingebaut und dann seinen Frieden mit der Sache gemacht.

Alle drei Anwohner bringen aber die Chemiefabrik Schill + Seilacher ins Spiel, die etwa 500 Meter vom Murkenbachweg entfernt Chemikalien zur Herstellung und Veredlung von Chemiefasern, Textilien, Leder, Papier und Additive für die Kosmetikindustrie entwickelt und produziert.

„Wir selbst haben keine Geruchsbelästigungen auf dem Werksgelände, in der betrieblichen Kläranlage oder in der Kanalisation festgestellt“, heißt es in einer Stellungnahme. „Weder das Regierungspräsidium Stuttgart noch die Stadt Böblingen und die externen Fachleute konnten den unangenehmen Geruch nach zahlreichen Begehungen und Tests zuordnen. Trotz intensiver Prüfung konnten wir gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt und anderen keinen Zusammenhang herstellen zwischen von Schill + Seilacher eingeleiteten Abwassern und dem Geruch im Murkenbachweg“, schreibt die Firma weiter.

Volle Unterstützung

Die Unternehmen sichert den Betroffenen aber volle Unterstützung zu: „Wir hoffen, dass die Ursache für die Geruchsbelästigung bald aufgedeckt wird und sind stets zur Mitarbeit bei der Aufklärung bereit. Der Gemeinderat der Stadt Böblingen kann sich gerne vor Ort bei uns im Unternehmen ein eigenes Bild machen.“

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