Die Sanierung verzögerte sich, der Traum musste ruhen – doch nun belebt das Restaurant knitz den Marktplatz. Das Soft-Opening hat für „Klassiker mit modernem Twist“ begonnen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Es ist ein feines Wort, dieses „knitz“. Laut Duden steht es bei den Schwaben für „auf liebenswerte Weise raffiniert, schlau, gewitzt“. Der Großvater der Gastro-Brüder Maximilian und Ferdinand Trautwein liebte diesen Ausdruck. „Knitzes Bürschchen“ war für ihn das höchste Lob.

 

Seit 70 Jahren gibt es bei den Stuttgarter Nachrichten eine Kolumne, die KNITZ (großgeschrieben) heißt. Nun trägt auch ein neues Restaurant am Marktplatz diesen Namen (in diesem Fall kleingeschrieben) – und will ihn mit kulinarischem Leben füllen.

Die Maultaschen werden in Plieningen selbst gemacht

Am Dienstag hat das Soft-Opening von knitz begonnen im Haus des Tourismus. Die Trautwein-Brüder, bekannt von der Linde in Möhringen, den Fondue-Bubles vor Weihnachten im Dorotheen-Quartier sowie vom Weindorf, servieren „schwäbische Klassiker mit modernem Twist“, wie sie sagen. Es gibt also Zwiebelrostbraten, Linsen mit Spätzle, aber auch Tofu-Kichererbsenragout. Die Maultaschen entstehen in der Produktionsküche in Plieningen, handgemacht, versteht sich. Wie bei Oma soll’s schmecken, aber doch mit einem besonderen Pfiff.

Die Brüder bringen dafür reichlich Erfahrung aus der Sterneküche mit: Ferdinand Trautwein kochte einst bei Vincent Klink in der Wielandshöhe, Maximilian Trautwein bei Rolf Straubinger auf Burg Staufeneck. Lange haben sie auf diesen Moment warten müssen, die Sanierung des früheren Breitling-Baus verzögerte sich immer weiter. Nun also kann es mit über einjähriger Verspätung losgehen. Für die beiden wird „ein Traum wahr“. Mitten in Stuttgart sind sie als Wirte angekommen und wollen mit dazu beitragen, den Marktplatz gastronomisch aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen – die Lücke nach dem oft vermissten Scholz schließen.

Die Brüder Maximilian (links) und Ferdiand Trautwein haben ihr Marktplatz-Restaurant knitz eröffnet. Foto: Ferdinando Iannone

Innen dominieren Holz, lange Sitzbänke und Lampen an der Decke, die wie Sterne funkeln. Als „elegant, aber nicht elitär“ beschreibt Maximilian Trautwein das Ambiente. Die Glasflächen zur Marktplatzseite lassen viel Licht herein und können bei schönem Wetter vollkommen geöffnet werden. An der Wand prangt der Schriftzug „knitz“, fast so, als würden die Letter verschmitzt lächeln. Den Namen haben sich die Trautwein-Brüder für die Gastronomie rechtlich schützen lassen. Das Wort Knitz funktioniere auch international, weil es kurz und leicht auszusprechen sei.

Das „knitze Bürschchen“, von dem Opa immer sprach, ist das Maskottchen, das auf der Speisekarte erscheint – da wandelt ein „Lausbub“ auf den Seiten, der es faustdick hinter den Ohren hat. Die Vielfalt der Stadt soll sich hier wohlfühlen: vom Frühstücksgast bis zum Feierabend-Genießer.

Noch ist der Vorplatz des Restaurants knitz zum Teil eine Baustelle. Foto: ubo

In der Softopen-Phase werden noch keine Reservierungen angenommen, „First come, first serve“ gilt bis zur offiziellen Eröffnung am 17. Oktober. Dann feiert auch das Haus des Tourismus den Neustart. Bis dahin, hoffen die Brüder, wird auch die Dachterrasse mit eigener Theke fertig. Gerade wird sie noch begrünt und später dann den Gästen einen Panoramablick über Stuttgart schenken.

Die Öffnungszeiten sind großzügig: montags von 9 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags bis 23 Uhr, samstags bis Mitternacht, sonntags und feiertags aber nur bis 18 Uhr. Die Trautwein-Brüder schreiben in der vierten Generation die Geschichte ihrer aus Stuttgart und Esslingen stammenden Familien fort, die in Backstuben, Metzgereien und in Gasthäusern tätig waren. Mit dem neuen Restaurant soll der Marktplatz ein wenig knitzer werden.