Für eine halbe Million Euro hat die Stadt in zwei Sommern Schirme und ein Sonnensegel zum Hitzeschutz gemietet. Die übrigen 1,5 Millionen Euro will das Tiefbauamt jetzt einsparen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Unter dem Strich, muss man sagen, ist der Gedanke hinter den zwei Millionen Euro verpufft. Diese Summe hatten die Stadträte Ende 2023 mehrheitlich bewilligt, um Stuttgarter Plätze gegen die zunehmende Hitze aufgrund des Klimawandels mit Sonnenschutz auszustatten. Nun, anderthalb Jahre und zwei Sommer später, ist von dem Geld nichts Dauerhaftes übriggeblieben.

 

In den Jahren 2024 und 2025 hat die Stadt insgesamt rund eine halbe Million Euro ausgegeben, um rund zwei Dutzend Schirme und ein spektakuläres Sonnensegel zu mieten. Nicht bei jedem Schirm-Standort erschließt sich der Sinn automatisch: beispielsweise in Botnang im Schatten eines Baumes oder auf dem steinernen Marga-von-Etzdorf-Platz, auf dem der Sonnenschutz wenig bis nichts bringt. Sinnvoll oder nicht – ist dieser Sommer vorbei, verschwinden die Schirme wieder aus dem Stadtbild – und ob sie je wiederkommen, ist fraglich. Denn die Stadt hat sie ja nur geliehen.

Am Marga-von-Etzdorf-Platz in Bad Cannstatt bringen die Schirme wenig bis nichts. Foto: Archiv Judith A. Sägesser

Bleiben theoretisch 1,5 Millionen der zwei Millionen Euro, die man in etwas Bleibendes investieren könnte. Doch Anfrage unserer Redaktion bei der Stadt, was mit dem noch vorhandenen Geld geplant ist, macht deutlich: Auch der Großteil der zwei Millionen Euro ist für das Hitzesofortprogramm, wie es der Gemeinderat Ende 2023 beschlossen hatte, verloren.

Das sagt die Stadt Stuttgart zum Geld für Hitzeschutz

„Im Rahmen der Budgetierung steht dieses Budget zur Deckung anderer Positionen zur Verfügung“, teilt der Sprecher Sven Matis mit. Was übersetzt heißt: Das Geld steht für den Hitzeschutz nicht mehr zur Verfügung. Das hat mit dem aktuellen Sparprogramm der Landeshauptstadt zusammen. Bekanntlich verlangt der Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann, dass in den kommenden zwei Jahren bis zu 630 Millionen Euro eingespart werden müssten.

Die Höhe der Einsparung beim Hitzeschutz überrasche ihn, sagt der Grünen-Fraktionschef Björn Peterhoff. „Klar muss man überall Federn lassen, aber das ist übertrieben. Wir haben gar nicht die Möglichkeit, bei diesem Thema in diesem Maße zu kürzen.“

Das Mietmodell bei den Schirmen nennt Peterhoff „vergeudetes Geld“. Und auch Lucia Schanbacher (SPD), treibende Kraft hinter dem Hitzeschutzsofortprogramm, stellt ernüchtert fest: „So haben wir uns das nicht vorgestellt.“