Luft-Luft-Wärmepumpe Dieser Stuttgarter heizt auch mit seiner Klimaanlage

Matthias Riedel und seine Multisplit-Klimaanlage: Sie ist über isolierte Kälteleitungen aus Kupfer mit den drei Inneneinheiten verbunden.  Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Die Gasheizung von Matthias Riedel aus Stuttgart hatte im Winter Pause, denn er heizt sein Haus nun mit der neuen Klimaanlage. Bezahlt hat er für das Gerät überraschend wenig.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Wenn Matthias Riedel zeigen will, warum es bei ihm im Wohnzimmer in Stuttgart-Feuerbach so angenehm kühl ist, öffnet er die Terrassentür – und läuft erst einmal gegen eine Wand. Die Hitze steht an diesem Hochsommertag in Riedels Garten. Schnell zieht er die Tür wieder hinter sich zu und läuft ums Eck. An der Wand über ihm hängt das Gerät, das sein Haus herunterkühlt. „Ich konnte in meinem Büro unter dem Dach nicht mehr effektiv arbeiten.“ Der Clou: Seine Klimaanlage ist seit letztem Winter auch seine Heizung.

 

Vor zweieinhalb Jahren hat der Stuttgarter sich das Klimagerät – eine sogenannte Multisplit-Klimaanlage – an die Mauer montieren lassen, an drei Stellen führen Kälteleitungen aus Kupfer ins Haus; in den Zimmern hängen Inneneinheiten an der Decke. Riedel zückt sein Handy. 400 Watt verbraucht er gerade für die komfortablen 24 Grad. Produziert wird der Strom gleich nebenan: von Solarmodulen an der Fassade und auf dem Dach.

Haus in Stuttgart-Feuerbach mit viel Photovoltaik

Matthias Riedel ist ein Tüftler, ein Entwickler, und er ist vom Fach. Seit ein paar Jahren ist er selbstständiger Energieberater – unter anderem fürs Energieberatungszentrum Stuttgart. In seinem privaten Konzept steckt auch Leidenschaft. Er hat sein Haus automatisiert. „Das war immer schon mein Steckenpferd.“

So sieht die Inneneinheit von Matthias Riedel aus. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Im Keller des Hauses, Baujahr 2008, befindet sich eine intakte Gastherme. Sie hat aber erst einmal Pause. Im vergangenen Winter ist Matthias Riedel nämlich das erste Mal ohne Gas ausgekommen. Weil er es komplett mit seiner Klimaanlage – einer Luft-Luft-Wärmepumpe – als Heizung geschafft hat. „Ich wollte das auch als Test für meine Kunden machen“, sagt er. Und wenn ihm jemand gar nicht glauben will, wie leide das ist, darf dieser Jemand auch mal zur Hörprobe kommen.

Minus zwölf Grad in Stuttgart am kältesten Tag

In Spanien, Italien, Asien sei es völlig üblich, mit Klimageräten zu heizen. Selbst im kälteren Finnland werde das zum Trend, habe er recherchiert. Dass die Klimaanlage, die auch heizt, hierzulande eine Nische ist, kann er sich nur so erklären: „Die meisten Leute haben das einfach nicht auf dem Schirm“, sagt er. „Das ist kein Sonderprodukt, das ist bei modernen Klimaanlagen heute der Standard.“ Und auch der Preis kann es nicht sein. Während man für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit mindestens 30.000 Euro rechnen müsse, habe er für seine Luft-Luft-Wärmepumpe alias Klimaanlage vor zweieinhalb Jahren 8000 Euro bezahlt.

Der Einbau gehe schnell; Leitungen müssen keine verlegt werden, lediglich Innen- und Außeneinheit verbunden werden. Heizkörper oder wie in Riedels Fall Fußbodenheizung braucht man nicht mehr; Kälte sowie Wärme strömen – je nach Jahreszeit – aus der Inneneinheit. Mit der heutigen Erfahrung würde Matthias Riedel fürs Wohnzimmer eine Truhe empfehlen, weil Wärme von unten angenehmer sei. Einziges Manko: Wasser erwärmt das Gerät nicht. „Aber da rate ich zum Durchlauferhitzer.“

Die Heizleistung liege bei fünf Kilowatt und ist damit überschaubar. Aber während sich viele andere nach Riedels Beobachtung überdimensionierte Wärmepumpen einbauen lassen, hatte er die Nerven, es mit einer kleinen zu probieren. „In Stuttgart hat es am kältesten Tag minus zwölf Grad“, sagt er. Der vergangene Winter hat ihn bestätigt. „Er war einen Tick billiger als der Winter davor, aber es war auch wärmer.“ Bei sinkenden Temperaturen verliere die Anlage an Effizienz. Das komme aber selten vor. Und dann „kann man sich für ein bis zwei Tage mit einem Heizlüfter behelfen“.

Beim Energieberatungszentrum „hat man das Thema erkannt“, sagt Riedel. Bei Veranstaltungen gibt er sein Wissen weiter. „Es ist einfach ein Baustein mehr, den ich dem Kunden als Lösung anbieten kann.“ Die nächste Veranstaltung ist am 17. September, 16.30 bis 18 Uhr, im Energieberatungszentrum, Gutenbergstraße 76.

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