Das Führungstrio von Hochland Kaffee: Josué Ruiz (Mitte) mit seinen Söhnen Joshua (rechts) und Jonathan Ruiz Sportmann. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko
Ein Haus des Kaffees mit Kaffeeschule in Stuttgart? Das Führungstrio bei Hochland Kaffee, das vor gut einem Jahr das Familienunternehmen von Gründerenkelin Martina Hunzelmann übernommen hat, sprudelt vor Ideen und Tatendrang, wird aber von den hohen Kaffeepreisen erst mal ausgebremst.
Es duftet nach Kaffee, in der Spezialitätenrösterei Hochland Kaffee am Stammsitz in Stuttgart herrscht Hochbetrieb. 800 bis 1000 Tonnen Rohkaffee verarbeitet die Kaffeemanufaktur pro Jahr. „Unter den kleinen Röstereien sind wir groß, unter den Großen eher klein“, sagt Jonathan Ruiz Sportmann. Doch um Größe geht es ihm, seinem Bruder Joshua und Vater Josué Ruiz nicht. Für das Trio zählen andere Werte.
Seit gut einem Jahr bestimmen die Drei die Geschicke des Unternehmens, das sie im Herbst 2023 von Gründerenkelin Martina Hunzelmann übernommen haben. Josué Ruiz, der aus einer Kaffeedynastie in Panama stammt, arbeitet schon gut 20 Jahre bei Hochland Kaffee und auch seine beiden Söhne haben „Kaffee im Blut“. „Entweder alle drei oder keiner“, stand für sie bei der Nachfolge schnell fest. „Wir ergänzen uns gut“, sagt Jonathan Ruiz Sportmann, der sich eher um Finanzen, Produktion und Qualitätsmanagement kümmert, während sein Bruder den Schwerpunkt auf Marketing und Vertrieb legt, „und der Vater hat die Erfahrung“, wie die Brüder anerkennend sagen.
An Ideen mangelt es den Jungunternehmern nicht. Vor allem wollen sie künftig auch ihre Kaffeekompetenz an Verbraucher weitergeben. Sie planen ein Haus des Kaffees in Stuttgart, bei der Standortsuche sind sie allerdings noch nicht fündig geworden. Dort soll es dann nicht nur um Verkauf und Kaffeegenuss gehen, sondern auch um Kaffeewissen und Zubereitung.
Ausstieg als Partner des VfB
Auch wenn Hochland Kaffee Ende 2024 eine Filiale in Stuttgart geschlossen hat, weil man während der Gebäudesanierung nicht auf einer Baustelle weiter machen wollte, wie die Firmeneigentümer sagen, denkt man nicht an Rückzug. Vielmehr wolle man in den nächsten Jahren die Präsenz im süddeutschen Markt ausbauen – samt Ausschank in den Filialen. Allerdings werden die Pläne langsamer umgesetzt als ursprünglich geplant, denn die hohen Rohkaffeepreise haben hohe Investitionen erst einmal ausgebremst. Aussteigen wird man auch aus der Partnerschaft mit dem VfB Stuttgart, die zum Saisonende im Sommer 2025 endet. „Eine harte Entscheidung“, sagt Ruiz Sportmann. Aber auch die gehörten zum Geschäft.
Kaffee wird deutlich teurer
Das Kaffeegeschäft gerät durch die die steigenden Rohkaffeepreise stärker unter Druck, auch wenn Hochland Kaffee mit seinen rund 80 Beschäftigten schwarze Zahlen schreibt. Ende 2024 stieg der Kaffeepreis an der Rohstoffbörse in New York auf den höchsten Stand seit fast 50 Jahren. Das bekommen auch Verbraucher zu spüren. Kaffee werde wieder zum Luxusgut, formuliert es Ruiz Sportmann. Der Preis für Spezialitätenkaffee aus direktem Handel bewege sich Richtung 30 Euro pro Kilo.
Hochland treibt seit 60 Jahren direkten Handel mit Kaffeebauern in Costa Rica. Foto: Hochland
Auch Hochland wird angesichts der steigenden Rohstoffpreise seine Kaffeepreise erhöhen – zum 1. März 2025 um durchschnittlich 5,50 Euro pro Kilogramm. Seit Januar 2020 beliefen sich die Preissteigerungen für die Sorte Arabica auf insgesamt 170 Prozent, für Robusta sogar auf mehr als 270 Prozent. Hinzu kommen weitere Faktoren, die die Kosten für Rohkaffeeimporte und den Betrieb in die Höhe treiben, dazu zählen weltweite Fehlernten, hohe Transportkosten, steigende Inflation, aber auch die EU-Entwaldungsverordnung sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.
An der bisherigen Unternehmensphilosophie werde man aber festhalten, sind sich die Hochland-Chefs einig. Hochland Kaffee spekuliert nicht an den Kaffeebörsen, sondern garantiert seinen Vertragsbauern Preise, die über den üblichen Marktpreisen liegen. Die Stuttgarter Kaffeemanufaktur gilt als Pionier des direkten Handels und ist damit schon vor 60 Jahren gestartet. Im Juni 1964 sind die ersten dreißig Säcke Rohkaffee aus Costa Rica in Stuttgart eingetroffen. Für die Bauern im Hochland von Costa Rica, das als eines der besten Kaffee-Anbaugebiete der Welt gilt, bedeutet das faire, auskömmliche Bezahlung zu einem zuvor definierten Festpreis. Heute zählen zu der dortigen Kooperative rund 1100 Kaffeebauern.
Nachhaltigkeit und Fairness zählen
Manchmal überraschen die Hochland-Chefs ihre Kunden mit einer Videoliveschaltung auf die Plantage, wo sie dann direkt mit den Bauern reden können. Das kommt gut an und zeigt, dass Nachhaltigkeit und Fairness für sie keine bloßen Schlagworte sind. Etwa ein Drittel der Hochland-Kunden sind Bäckereien, ein weiteres Drittel Lebensmittelhändler wie Rewe, Edeka, Kaufland & Co, der Rest Privatkunden und Unternehmen, wo in Büros Kaffee getrunken wird.
Mit der früheren geschäftsführenden Gesellschafterin Martina Hunzelmann gibt es regelmäßige Treffen, außerdem ist sie dem Unternehmen Hochland Kaffee Hunzelmann R.S. GmbH als stille Teilhaberin verbunden.