Im März wird von Hindus das Holi-Fest gefeiert. Bei dieser Feier finden in Indiens Straßen Farbschlachten statt und wildfremde Menschen feiern miteinander. Wie hat die indische Community in Stuttgart den Feiertag begangen?

Der Frühling kommt! So langsam steigen die Temperaturen wieder etwas und auch die Sonne lässt sich häufiger blicken. In Indien wird der Beginn des Frühlings von den Hindus sogar mit einem Fest zelebriert, dem sogenannten Holi-Fest. Diese Feier findet jeweils am Tag nach dem letzten Vollmond des hinduistischen Monats Phalunga statt, dieses Jahr fiel das Datum auf den 14. März. In der hinduistischen Kultur wird dabei dem Sieg des Neuen über das Alte gedacht.

 

Bimal Agarwala, Vorstand des Zweigs Stuttgart der Deutsch-Indischen Gesellschaft vergleicht es mit dem deutschen Fasching: Es geht um den Übergang vom Winter zum Frühling und ist für die Menschen eine Möglichkeit, ausgelassen zu feiern und zusammenzukommen. Es gibt Musik und Tanz, die Menschen sind auf den Straßen und praktizieren diverse Bräuche.

Laut Agarwala wurde das Fest zuerst von Anhängern Krishnas, einer der bedeutendsten Gottheiten im Hinduismus, gefeiert und breitete sich dann allmählich über ganz Indien aus.

Ein buntes Farbspektakel

Eine Besonderheit in Indien ist die Aufgabe der Klassenunterschiede, zumindest für diesen einen Tag. In dem Land, in der Religion eine große Rolle spielt und die Standesunterschiede relativ wichtig sind, feiern am Tag des Holi-Fests die Menschen – egal ob Freunde, Verwandte, Bekannte oder Fremde und egal welcher Kaste und welchen Geschlechts – miteinander.

Was genau passiert bei dem Fest? Das bekannteste Ritual ist das der Farbschlachten. Hierbei ist das wichtigste Utensil meist organischer Farbstaub in Tüten, egal ob rot, rosa, gelb oder blau. Dieser Staub wird mit Wasser vermischt als Paste oder als geworfene bunte Rauchbomben auf den Klamotten der feiernden Menschen verteilt. Je bunter, desto besser.

Doch nicht nur die Farbschlachten spielen eine Rolle: Neben dem ausgelassenen Feiern auf der Straße gehören auch Gebete in Tempeln und große Feuer dazu, die das Verbrennen von altem Übel symbolisieren. Agarwala berichtet von einem typischen Holi-Tag in Indien: „Vormittags feiert man mit den Menschen und bewirft sich traditionell mit Farbe.“ Danach hätten er und seine Frau im Ganges, einem heiligen Fluss, die Farbe wieder abgewaschen. „Am Abend wird es dann festlich. Man zieht sich schön an, die Frauen meistens im Sari. Dann geht man auf Familienbesuch und isst gutes Essen!“ Auch am Abend spiele die Farbe eine Rolle. Diese komme dann allerdings in Form eines roten Punktes auf die Stirn vor, der Liebe oder Segen repräsentiere.

So wird Holi in Stuttgart gefeiert

Während man das Holi-Fest in Indien aus den sozialen Medien vor allem mit bombastischen, bunten Bildern verbindet, feiern die in Stuttgart lebenden Inderinnen und Inder etwas ruhiger. Dhaval Modha vom India Culture Forum berichtet von befreundeten Hindus aus seiner Community, die am Wochenende ebenfalls das Fest der Farben zelebriert haben. „Die Leute kommen zusammen“, das sei das schönste an Holi. Obwohl er selbst nicht aktiv gefeiert habe, habe er viele Bekannte, die gemeinsam den Frühling begrüßt hätten. Im Gegensatz zur Feier in Indien stünde in seinem Freundeskreis eher das gemeinsame Feuer im Vordergrund. Allerdings hätte auch die Farbe nicht fehlen dürfen.

„Für uns hat Holi eine sehr große Bedeutung“, sagt der Sprecher der Non-Profit-Organisation. Für ihn ist es wichtig, die indische Tradition auch im Ausland aufrecht zu erhalten. Dort seien nicht nur die hier lebenden Inderinnen und Inder willkommen, der Aspekt des kulturellen Austausches und der Inklusion stehe für ihn hier im Vordergrund. Ganz gemäß der indischen Tradition würden bei den Feiernden keine Unterschiede gemacht, auch interessierte Deutsche seien willkommen.

Kommerz statt Tradition?

Insgesamt bekommt er mit, dass Holi auch in Deutschland eine immer größere Rolle spielt.

Nicht ganz unwahrscheinlich spielt dabei auch Social Media eine große Rolle: Das bunte Spektakel macht sich gut auf Posts und klickzahlengenerierenden Videos. Seit einigen Jahren lässt sich auch in Deutschland eine eher kommerzielle Verwertung des jahrtausendealten aus religiösen Gründen entstandenen Fests beobachten. Sogenannte „Holi-Festivals“ werben mit Techno-Beats und wilden Farbschlachten, die eher einem Musikfestival als einem traditionellen Hindu-Fest ähneln. Die Farbbeutel sind dann meist extra buchbar. Einer der bekanntesten Veranstalter etwa, das „Holi Festival of Colors“ , organisiert diese Events in fünf großen deutschen Städten, die Tickets reichen von 19,99 Euro für den bloßen Eintritt bis zu 119,99 Euro für ein VIP Plus Ticket mit Meet and Greet.

Wie steht Modha dazu? Er geht auf die andere Ausrichtung dieser Festivals ein: „Die wollen tanzen, Musik hören, dazu ein bisschen Farbe“. Die in den meisten deutschen Großstädten stattfindenden kommerziellen Farbfestivals haben mit der hinduistischen Kultur lediglich die Lust am Farbspektakel gemeinsam – insbesondere, da sie wie klassische Musik-Festivals meist bei sommerlichen Temperaturen im Juli oder August stattfinden, und nicht wie das eigentliche Holi-Fest zum Frühlingsbeginn. Für ihn sei das in Ordnung, bestätigt Modha: „Solange die Leute Spaß haben!“