Einzigartiger Stuttgarter Bau Start der Weltpremiere – Stuttgarts erstes Holzschwimmbad

, aktualisiert am 04.11.2025 - 15:40 Uhr
Die ersten vorgefertigten Module für das Holz-Schwimmbad kommen in Stuttgart-Zuffenhausen an. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Bahnen ziehen im Hallenbad aus Holz, das ist bald in Stuttgart-Zuffenhausen möglich. Das Bad wird in nur drei Wochen gebaut und kann bei Bedarf umziehen. Ein Baustellenbesuch.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Die Landeshauptstadt Stuttgart verfügt seit vielen Jahren über eine der größten Baustellen Europas. Noch ein Superlativ ist nun hinzugekommen: der Baustart des weltweit ersten Holz-Schwimmbades in Modulbauweise. Und sehr wahrscheinlich wird das Bad deutlich früher bezugsfertig als der neue Hauptbahnhof, das Gebäude selbst wird bereits in gut drei Wochen auf dem Kelterplatz in Zuffenhausen stehen.

 

Danach erfolgt der Innenausbau. Im Jahr 2026 können dann die ersten Kinder das Schwimmen lernen, Schülerinnen und Schüler ihre Bahnen ziehen. Das alte Schwimmbad nebenan wird in der Folge abgerissen und neu gebaut – von Behnisch Architekten – so der Plan.

In Stuttgart-Zuffenhausen entsteht das Schwimmbad

So soll 2026 in Stuttgart-Zuffenhausen geschwommen werden. Foto: POOL out of the BOX/4a Architekten

Der Baubeginn des Modul-Schwimmbades war an diesem Montag, die ersten LKWs sind aus Großenlüder gestartet, wo die vorgefertigten Module, etwa in der Größe eines Tiny Houses, hergestellt werden. Bereits nächste Woche wird das Edelstahlbecken montiert, sofern alles nach Plan geht.

Noch steht das rund 50 mal 30 Meter große Gebäude mit seinem 25-Meter-Schwimmbecken nicht, da spricht man bereits über dessen Abbau und Weiterreise: denn das Bad kann wieder komplett auseinandergebaut und dann als Ersatzbad in Möhringen, später in Untertürkheim wieder aufgebaut werden.

In den nächsten Tagen werden die Passanten erleben können, wie das geht: ein Schwimmbad zusammenzubauen, das bis auf den Betonboden aus Holz besteht. Regelmäßiges Sirren und Brummen des imposanten Krans mit seinem rund 70 Meter langen Lastenarm ist zu hören, der die 46 tonnenschweren Module – 3,5 Meter breit, rund zwölf Meter lang, zwölf Tonnen schwer – in die Höhe durch die Herbstluft trägt. Der konzentriert dreinblickende Fahrer kann auf dem Bildschirm in der Fahrerkabine sehen, wo genau er die Teile platziert.

Die Module für Stuttgart werden nahe Fulda gefertigt

An diesem Montag beim offiziellen Baustart sind besonders viele Menschen auf der Baustelle, ungefähr alle vertretenen Firmen und Gewerke, selbstredend der Bezirksvorsteher Saliou Guey, der sagt: „Ganz Zuffenhausen freut sich.“ Auch zugegen sind Vertreter der Holzbaufirma Blumer Lehmann aus der Schweiz, die seit einigen Jahren bei Fulda von der deutschen Niederlassung aus den deutschen Markt bedient, Ernst Ulrich Tillmanns, Geschäftsführender Gesellschafter der Stuttgarter 4a Architekten, die man von ihrer Sanierung des Bad Berg kennt und die dieses neue Bad gestalten.

Detlef Szlamma, der Leiter der Abteilung Technik, Bau und Beschaffung bei den Bäderbetrieben Stuttgart begutachtet die Baustelle – und natürlich die Erfinder, die alle Beteiligten zusammengebracht haben: Joachim Maier und Marco Lassnig von POOL out of the BOX aus Heidenheim.

Freuen sich auf das Schwimmbad: Zuffenhausens Ortsvorsteher Saliou Guey und Joachim Maier, Geschäftsführer von POOL out of the BOX. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Das Stuttgarter Bad erhält Wärmepumpen

Maier berichtet zunächst von den vielen „Aber“, mit denen das Projekt begann. Eine Anfrage aus Dänemark für ein Ersatzschwimmbecken, das auf einem Tennisplatz entstehen sollte, während eine alte Schwimmhalle renoviert wurde. „Eine gute Idee, aber . . .“, so habe die Antwort auf die Pläne gelautet, zunächst standen die Tennisplätze nicht mehr zur Verfügung, dann fiel die Entscheidung, die alte Schwimmhalle doch im laufenden Betrieb zu sanieren.

Vor rund zehn Jahren war das, die Projektidee wurde weiterentwickelt und auf Messen präsentiert, im Jahr 2022 meldete die Stadt Stuttgart Interesse an. In Feuerbach war vier Jahre lang das Schwimmbad geschlossen– das sollte für Zuffenhausen vermieden werden. 19,1 Millionen Euro sind für den Bau des Bades eingeplant, der (mit PV auf dem Dach und mit Wärmepumpen) im Gebrauch fast CO2-neutral sein will. Die Technik ist im Erdgeschoss, die Schwimmhalle und die Umkleiden befinden sich im oberen Geschoss.


Schwimmen mit Blick auf die Bäume mitten in Stuttgart-Zuffenhausen

Die Kosten fürs modulare Bauen, so Marco Lassnig, seien noch nicht günstiger (teurer aber auch nicht), dafür haben die Menschen in Zuffenhausen nur gut drei Wochen lang Lärm und Lastwagen, die täglich bis zu zehn Module antransportieren, zu ertragen, dann steht der Bau.

Die Firma arbeitet zudem daran, die Bäder in Serie fertigen zu lassen, um weitere Kosten zu senken. Doch die Qualität, so alle Beteiligten, muss stimmen. „Wir bauen gestalterisch anspruchsvoll“, sagt der Architekt. „Die Qualität ist hoch, das Bad könnte auch stehen bleiben und hat eine Mindestlebensdauer von 50 Jahren“, sagt Marco Lassnig.

Bis dann beim Schwimmen die frei sichtbaren Holzträger an der Decke und die verschiedenfarbigen Schallschutzplatten, die sogenannten Sauerkrautplatten, zu bewundern sind, dauert es noch ein Weilchen. Besonders freut sich Marco Lassnig schon jetzt, dass die großen Fenster in Richtung Bäume gerichtet sein werden: „Das finde ich großartig, schwimmen mit Blick auf so viel Natur, und das mitten in der Stadt.“

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