Nach dem spektakulären Unfall auf dem Gerlinger Stadtfriedhof ermittelt die Polizei weiter. Die Ursache bleibt unklar. Deutlich wird hingegen das Ausmaß des Schadens. Für Angehörige hat der Unfall ebenso Konsequenzen.

Am Tag danach dringt erst langsam ins Bewusstsein ein, was am Montag auf dem Gerlinger Stadtfriedhof passiert ist. Vor allem aber, was bei dem Unfall alles hätte passieren können.

 

Der Fahrer einer Mercedes S-Klasse hatte am späten Vormittag auf dem Friedhofsparkplatz in der Brennerstraße gehalten. Der 86-Jährige habe, so heißt es, auf seine Frau gewartet, die sich auf dem Friedhofsgelände aufhielt.

Auto kam im Grabfeld der Gerlinger Stadtfriedhofs zum Stehen

Plötzlich beschleunigte der Senior das Fahrzeug so stark, dass der Wagen zunächst Zaun und Hecke durchbrach, dann auf dem leicht abschüssigen, asphaltierten Weg im neuen Teil des Friedhofs weiterfuhr, erneut eine Hecke durchbrach und einen außerhalb des Geländes verlaufenden Fußweg querte.

Letztlich muss der Mann laut der Polizei durch einen Grabstein ausgehoben worden sein, um in der Folge rund zehn Meter weit in den alten Teil des Friedhofs zu schanzen. Das Auto überschlug sich um die Längsachse, kam anschließend auf den Rädern zum Stehen. Inmitten eines Grabfelds. Mehr als hundert Meter vom Parkplatz entfernt, wo der Senior im Wagen auf seine Frau gewartet hatte.

Friedhofsfläche stark beschädigt

Ein Kran hatte das Auto aus dem Friedhof geborgen. Dort, wo der Mercedes stand, ist am Tag danach eine große leere Erdfläche zu sehen. Laut dem Sprecher der Gerlinger Feuerwehr war auf Anweisung der Unteren Wasserschutzbehörde der Erdboden mehrere Zentimeter abgetragen worden, weil Betriebsstoffe ausgelaufen waren. Nichts mehr zu sehen ist indes von dem biologisch abbaubaren Schaum, den die Feuerwehr versprüht hatte, um das brennende Fahrzeug zu löschen.

Passanten und Ersthelfer hatten den schwer verletzten Fahrer aus seinem Auto gezogen. Der Mann sei bei Bewusstsein gewesen, heißt es. Ersten vorsichtigen Angaben zufolge wurde ein medizinischer Notfall als Ursache zunächst ausgeschlossen. Die Ermittlungen der Polizei zur Unfallursache dauern an.

Schockierende Schäden

Derweil wird die Höhe des entstandenen Sachschadens mit rund 70 000 Euro angegeben. Allein der Schaden auf dem Friedhofsgelände beträgt laut der Stadt rund 40 000 Euro: Etliche Grabsteine waren aus der Verankerung gerissen worden, manche brachen entzwei. Holzkreuze blieben rußgeschwärzt zurück. Laut der Stadtverwaltung wurden rund 50 Gräber beschädigt.

Es sind diese Bilder von den beschädigten Gräbern, die die Gespräche auf dem Friedhof am Tag danach dominieren. Die Frage nach dem Wie wird laut, aber auch die Überlegung, was um diese Tageszeit hätte passieren können. Unweit der Stelle, wo das Fahrzeug zum Stehen kam, wird ganz offensichtlich eine Erdbestattung vorbereitet.

In der Nähe verläuft auch der Hauptweg über den Friedhof, der als viel genutzte Abkürzung zwischen der Ortsmitte mit Ladengeschäften und Schulzentrum und einem Wohngebiet dient. Tatsächlich waren zum Unfallzeitpunkt wohl mehrere Passanten auf dem Friedhof. Sie waren geschockt, unterstützten sich aber gegenseitig. Der Rettungshubschrauber, der sich bereits im Landeanflug befand, konnte dann zu einem weiteren Einsatz in Richtung Ludwigsburg abdrehen.

Bürgermeister Dirk Oestringer war am Montag ebenfalls an den Unfallort gekommen, um sich ein Bild der Lage zu machen und die städtischen Einsatzkräfte zu koordinieren. Wie die Stadt mitteilt, können geplante Bestattungen diese Woche stattfinden. Die Grabnutzungsberechtigten der betroffenen Gräber würden telefonisch kontaktiert, fast alle seien inzwischen auch erreicht worden, so die Rathaussprecherin Sofie Neumann. Betroffene können sich unter der Telefonnummer 07156/2057120 auch an die Stadt wenden.

Aufräumarbeiten nach dem Unfall

Unmittelbar nach dem Unfall waren 14 städtische Mitarbeiter und 19 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit den Aufräumarbeiten befasst. „Uns als Stadt war es ein wichtiges Anliegen, den Zustand des Stadtfriedhofs so schnell wie möglich wieder herzustellen“, sagt Neumann. Die Grabsteine mussten zunächst liegen bleiben. „Sie dürfen nicht durch die Stadt aufgestellt werden, dies muss aufgrund der Sicherstellung ihrer Standfestigkeit durch einen Steinmetz erfolgen“, sagt Neumann.