Trendig auf der Matte stehen: von Minigolf-Yoga und herabschauenden Seehunden. Ein Beitrag aus den Bonbons, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.
Als in Indien vor mehr als 2000 Jahren die ersten Yoga-Lehren entstanden, gab es noch keine Volkshochschulen und Fitnessstudios, keine Yogamatten aus ökozertifiziertem Kunststoff und keine Bluetooth-Lautsprecher, um mit meditativen Sphärenklängen oder Blauwalgesängen ganz tief in die Entspannung zu kommen. Nein, diese bemitleidenswerten Ur-Yogis mussten noch ganz ohne all diese Hilfsmittel auskommen.
Die modernen Nachkommen dieser alten Lehrmeister besinnen sich offensichtlich auf diese einfachen Anfänge. Ob beim „Outdoor-Yoga“, bei „Yoga im Grünen“, „Yoga Walk“(mit oder ohne Kinderwagen) oder auf dem „Yoga-Natur-Pfad“ im Sulzbachtal – wer die harmonische Einheit von Körper und Geist sucht, findet diese offenbar an allen Orten und in allen nur erdenklichen Formen.
Manche dieser Natur-Yoghurts, pardon!, -Yogis, kommen dabei auf wirklich absonderliche Ideen. In Magstadt findet sich zum Beispiel ein Angebot namens „Yoga meets Minigolf“. Wer ein Handicap mit Frusttoleranz und Impulskontrolle hat, kann hier nach einem versaubeutelten Schlag seine negative Energie gleichsam einem Golfball ganz entspannt in einem Loch versenken.
Ein ebenfalls eher ungewöhnlicher Ort für Asanas (Körperhaltungen) und Pranayama (Atemübungen) ist der Beckenrand im Freibad Hildrizhausen. Dort bietet Kursleiterin Stephanie Leifer jeden Sonntagmorgen von 9 bis 10 Uhr Übungen direkt an. Ausrichter ist der Förderverein Freibad Hildrizhausen. Offenbar sind dort auf der Schönbuchlichtung nicht nur Schönwetter-Yogis am Start. „Wir trotzen auch dem Regen“, berichtet ein Kursmitglied, dass man hier auch bei Wasser von oben auf der Yogamatte steht beziehungsweise liegt.
Wird bei Yoga im Wasser der Krieger zum Pirat
Was lernen wir daraus? Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft – ein echter Yogi kann immer und überall. Fragt sich nur, ob es je nach Element auch entsprechende Figuren gibt: Vielleicht wollen ja zum Beispiel die Freibad-Yogis ihre Übungen einmal nicht nur am, sondern auch im Wasser machen. Wird dann der herabschauende Hund zum herabschauenden Seehund, die Katze-Kuh zur Katze-Seekuh, die Kobra zur Wasserschlange und der Krieger zum Seeräuber?
Wahrhaft spannende Fragen tun sich hier auf – über die wir demnächst bei einem schönen Yogi-Jägertee in Ruhe meditieren wollen. In diesem Sinne: Namaste und Olé, Olé!