Kommunikation ist in Zeiten von Whatsapp, Snapchat und Co. so allgegenwärtig, dass es fast unmöglich scheint, dass irgendwer nicht auf irgendeine Art miteinander kommuniziert. Das aber ist scheinbar zwischen der Böblinger Kreisverwaltung und der Gemeinde Aidlingen passiert. Wobei hier tatsächlich nicht ganz klar ist, wer bei der stillen Post eventuell nicht so ganz aufgepasst hat.
Kürzlich stand in einem Ausschuss des Kreistags ein Thema auf der Tagesordnung, das Aidlingen tangiert. Ein Hang direkt vorm Ortseingang soll teilweise abgetragen und ein neuer Radweg mit schützender Betonmauer gebaut werden. Der Ausschuss ist schon kurz davor, das Thema abzuschließen, da meldet sich ein Kreisrat, der auch im Aidlinger Gemeinderat sitzt, zu Wort. „Der Einzige, der in Aidlingen informiert ist, bin ich“, ist er überzeugt. Er will das Thema vertagen, bis die Gemeinde informiert ist.
„Gehen von kommunalem Einverständnis aus“
Alle reagieren ungläubig, es wird geschmunzelt und getuschelt. Dann wird nachgeschaut: Der Aidlinger Gemeinderat habe irgendwann in den letzten Jahren beschlossen, dem Rückbau des bestehenden Radwegs zuzustimmen. „Insofern ist die Gemeinde durchaus informiert über diese Maßnahme“, sagt Wladimir Hahnstein, der Leiter des Amts für Straßenbau und Radfahren, mit dem Anflug eines Kicherns.
Tatsächlich hat es seit diesem Beschluss des Aidlinger Gemeinderats einen Wechsel an der Spitze des dortigen Rathauses gegeben. Mit Helena Österle ist eine neue Bürgermeisterin im Amt. Im Frühjahr hatte besagter Kreisrat darum die Kreisverwaltung gebeten, die Gemeinde erneut zu informieren. Man habe Aidlingen daraufhin angeboten, einen Ortstermin an der Steigungsstelle – der sogenannten Kehle – zu machen, sagt Hahnstein. Auch ein Besuch im Gemeinderat sei möglich gewesen. „Dies war aber nicht erwünscht von der Gemeinde Aidlingen“, führt er aus. Es sei aber signalisiert worden, dass der Kreis – sollte der Bedarf je gesehen werden – von Aidlingen hören würde. „Von unserer Seite aus gehen wir nach wie vor von einem kommunalen Konsens aus.“
Wo genau nun die Information über den Stand des geplanten Bauprojekts stecken blieb – in wessen Kehle, wenn man so will – lässt sich wohl nicht mehr herausfinden. Möglichkeiten gibt es viele: zwischen dem Landratsamt und dem Rathaus oder rathausintern – oder muss man gar von kollektiver Amnesie ausgehen?
Weil der eventuelle Neubau des Radweg-Teilstücks aber dann doch auf soliden Füßen stehen soll – und man den Aidlingern nicht auf dieselben treten will – ist das Thema jetzt noch mal mit der Gemeinde besprochen worden. Am Montag, 13. Oktober, will der Kreistag darüber entscheiden, ob die Kehle entschärft wird.