Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) gehört zu den Wildbienen, die wesentlich fleißiger als die verwandten Honigbienen sind. Die einzeln lebenden Tiere sind bereits früh im Jahr unterwegs, wenn es in Bienenstöcken noch ruhig ist.

Fellbach - Dieses kleine Bienchen dürfte eigentlich jeder kennen. Nur das Erkennen dürfte das Problem sein. Erst wenn man genauer hinschaut, fällt auf, dass die etwa zwölf bis fünfzehn Millimeter große Biene anders gefärbt ist, auffallend braunrötlich. Der Vorderkörper ist schwarz, der Hinterleib ist leuchtend rötlich braun, auch die Bauchbürste. Das Weibchen hat einen schwarzen Kopf, das Männchen erkennt man an einer weißlichen Stirnbehaarung – wie bei der nahe verwandten Roten Mauerbiene. Die Männchen besitzen längere, dünnere Fühler als die Weibchen, diese haben sogar zusätzlich noch die beiden namensgebenden kleinen Hörner.

 

Die Rote Mauerbiene kommt gut mit dem Menschen klar

Es ist also keine gewöhnliche Honigbiene, die ja eigentlich nur als domestiziertes Nutztier existiert. Es muss sich um die wilde Verwandtschaft handeln! Na ja, so „wild“ ist sie auch nicht. Die Gehörnte Mauerbiene ist eine von den in Mitteleuropa vorkommenden Arten, obwohl sie eher aus dem Mittelmeerraum stammt. Sie ist aber nicht nur eine der häufigsten Arten, sondern wie die Rote Mauerbiene auch eine, die gut mit dem Menschen klarkommt. Sie nutzt als Brutstätten sämtliche Löcher und längliche Hohlräume, die ihr größenmäßig passen – also alles mit einem Durchmesser zwischen einem halben und einem Zentimeter. Sie geht in Fraßgänge von holzbewohnenden Käfern, in Pflanzenstängel oder in kleine Ritzen im Mauerwerk. Ganz beliebt sind die Gummistöpsel der Rollladen-Stopper, die meistens einen perfekten Wohnraum bieten. Die Mini-Nester der Mauerbiene wurden auch schon in Türschlössern und Fensterrahmen gefunden – oder sogar in Tabakpfeifen.

Die Brutkammer wird dann mit einem Speisevorrat gefüllt

Die Wildbienen leben nicht in großen Staaten wie die Honigbiene oder Wespen und Hummeln. Nein, sie leben einzeln, wie der Begriff Solitär-Bienen korrekt bezeichnet. Sie müssen sich alleine durchs Leben schlagen. Die Nester jedenfalls sind bei länglichen Nistquartieren nichts anderes als eine Aneinanderreihung von kleinen Brutzellen, die mit feinen Lehmwänden abgetrennt sind. Die Brutkammer wird dann mit einem Speisevorrat gefüllt: Blütenpollen und Nektar. Ein gutes Dutzend Versorgungsflüge sind nötig um genug Nahrung für den künftigen Nachwuchs anzuhäufen. Dann wird das Ei gelegt und das nächste Kinderzimmer eingerichtet. Auf diese Weise schafft eine Mauerbiene etwa ein bis zwei Kammern pro Tag. Und die ganze Arbeit passiert bevor die Scharen der Honigbienen ausschwärmen. Den Fleißpreis hätten also die Wildbienen verdient und nicht die für ihren Fleiß so viel gerühmten Honigbienen.