Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Fetisch hören? An Lack und Leder, Strümpfe und Stiefel, Tattoos und Tabledance? Dann haben Sie wohl zu viel Freud gelesen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Der österreichische Psychiater und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856-1939) gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhundert. Auch die Macher des „International Fetish Day“ (Twitter #internationalfetishday / Facebook) sind unverkennbar von ihm inspiriert.

 

International Fetish Day

2008 riefen britische BDSM-Anhänger den Internationalen Fetisch-Tag ins Leben, um die BDSM-Gemeinde auf der Insel zu unterstützen und um mehr Verständnis für ihre Vorlieben zu wecken. Seit 2009 findet dieser Aktionstag weltweit jeweils am dritten Freitag im Januar statt. In diesem Jahr fällt er auf den 19. Januar.

Das Kürzel BDSM steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Der Begriff meint sexuelle Verhaltensweisen und Vorlieben, die teils mit Schmerzen, Dominanz, Bestrafung und Unterwerfung einhergehen.

Sigmund Freud und der sexuelle Fetischismus

Der weltberühmte Tiefenpsychologe Sigmund Freud beschäftigte sich – nebst anderen psychologischen, kulturtheoretischen und religionskritischen Themen – intensiv mit der sexuellen Spielart des Fetischismus.

In seiner Schrift „Fetischismus“ aus dem Jahr 1927 beschreibt er den sexuellen Fetischismus als eine Orientierung, die sich auf einzelne Körperteile und vor allem auf unbelebte Objekte als Stimulus sexueller Erregung bezieht. „Um es klarer zu sagen, der Fetisch ist der Ersatz für den Phallus des Weibes (der Mutter), an den das Knäblein geglaubt hat und auf den es – wir wissen warum – nicht verzichten will.“

Magische Wirkung des Fetisch

Ursprünglich stammt der Begriff Fetisch nicht aus der Psychologie oder Sexualwissenchaft, sondern aus der Ethnologie (Völkerkunde) und Religionswissenschaft. Im 15. Jahrhundert brachten portugiesische Seefahrer von ihren Reisen nach Westafrika seltsam geschnitzte Tier- und Menschenfiguren mit. Da die Eingeborenen diesen Artefakten eine magische Wirkung zuschrieben, wurden sie von ihnen „fetiço“ genannt – portugiesisch für „Zauber“. Daraus wurde im 18. und 19. Jahrundert der Begriff Fetisch.

„Dr. Sommer-Team“ klärt auf

Mit dem religiösen Fetischismus von Naturvölkern und animistischen Gesellschaften, die mit übernatürlichen Kräften aufgeladene Gegenstände verehren, hat der moderne sexuelle Fetischismus nichts zu tun. Auf der Internet-Seite der Jugendzeitschrift „Bravo“ klärt das „Dr. Sommer-Team“ seine Leser über dieses besondere Spielart sexuellen Verhaltenn auf:

„Sexuelle Fetische sind oftmals zum Beispiel bestimme Gegenstände, die zur sexuellen Erregung beitragen. Das können zum Beispiel Unterwäsche, bestimmte Schuhe, eine Maske, Seidenstrümpfe oder Fesseln sein. Es gibt aber auch bestimmte Materialien, wie Lack, Leder oder Samt, die beliebte Fetische sind, weil sie sich besonders anfühlen. Einige Fetischisten fahren auch total auf bestimmte Körperteile ab, wie zum Beispiel Füße oder Brüste.“

Bildergalerie: Die Welt der religiösen und sexuellen Fetische

In unserer Bildergalerie geben wir einen intimen Einblick in die faszinierende Welt des religiösen und sexuellen Fetischismus.