Live-Konzerte von Kraftwerk sind äußerst selten. Die Legenden des Elektro-Pops haben einem Exklusivauftritt am 8. Juli bei den Jazz Open zugesagt. Dieser Termin war noch offen. Erinnerungen an das Geheimkommando Spacelab von 2018 werden wach.
Ihr einziges Deutschlandkonzert in diesem Jahr hat die 1970 gegründete Band Kraftwerk im September vor der barocken Kulisse der Dresdner Semperoper gegeben. Die Avantgardisten der elektronischen Musik lieben historische Orte. Auch im nächsten Jahr will das Düsseldorfer Ensemble nicht auf Tour gehen. Bisher ist nur ein einziger Auftritt geplant – exklusiv bei den Jazz Open vor dem Neuen Schloss in Stuttgart, also ebenfalls an einem Platz mit Geschichte.
Nur noch wenige Stehplatz-Karten für Lionel Richie
Für das Konzert von Kraftwerk am 8. Juli bei den Jazz Open beginnt der Vorverkauf an diesem Donnerstag um 11 Uhr. Wie sich am Beispiel von Lionel Richie zeigt: Wer Karten haben will, muss sich ranhalten. Für den Auftritt des US-Sängers am 13. Juli gibt es nur noch wenige Stehplatz-Tickets.
Dass Kraftwerk zurück zu den Jazz Open kommt, ist mit Erinnerungen verbunden. Im Jahr 2018 hatte der Auftritt der Band auf dem Schlossplatz weltweit für Schlagzeilen gesorgt, weil der Astronaut Alexander Gerst live aus dem All dazugeschaltet wurde und mit seinen Idolen zusammen spielte.
Wir blicken zurück: Dass es zu dieser ganz besonderen Kombination kam, war die Idee von Gerst. Der ISS-Astronaut ist ein großer Fan von Kraftwerk. Lang vor dem Start ins Weltall hatte der heute 48-Jährige mit seinen Idolen den Gastauftritt bei den Jazz Open in Stuttgart klargemacht.
Dafür nahm Astro-Alex einen mit virtuellen Synthesizern konfigurierten Tablet-Computer an Bord, denn er wollte mit seiner Lieblingsband eine spezielle Version des Tracks „Spacelab“ im Duett spielen. Perfekt hatte Gerst alles vorbereitet, auch die Zeitdifferenz berücksichtigt, die bei einer Liveschaltung zwischen All und Erde besteht: Es sind fünf Sekunden.
Gersts Beteiligung am Konzert war ein Geheimkommando. Aus Sicherheitsgründen hatte die Europäische Weltraumorganisation (Esa) mit Sitz in Paris verlangt, den Plan auf keinen Fall vorher anzukündigen. Die Befürchtung, so hieß es, sei gewesen, dass Hacker die Verbindung zwischen Erde und Weltraum knacken könnten, sollten sie wissen, zu welcher Zeit die Schaltung aufgebaut wird.
Die Nachricht verbreitete sich weltweit
Der Livekontakt von Astro-Alex zum Schlossplatz lief über die Esa. Von dort war die Leitung mithilfe des SWR nach Stuttgart geführt worden. Die Redaktion der „Tagesthemen“ hatte sich überlegt, live von dieser für 22 Uhr geplanten Sensation bei den Jazz Open zu berichten. Das Risiko, dass es nicht klappen könnte, war ihr aber dann doch zu hoch. Die Nachricht verbreitete sich im Nu online und über etliche TV-Sender weltweit. „Dies war nicht nur für die Jazz Open eine tolle Werbung“, erinnert sich Festivalleiter Jürgen Schlensog, „sondern auch für Stuttgart.“
Aus 400 Kilometer Höhe hatte Alexander Gerst die Völkerfreundschaft und das Miteinander der Nationen gerühmt: „Hier im europäischen Columbus-Labor, dem Nachfolger des Spacelab, forschen wir von der europäischen Weltraumagentur Esa an Dingen, die das tägliche Leben auf der Erde besser machen werden. Über 100 verschiedene Nationen arbeiten hier friedlich zusammen und erreichen Dinge, die eine einzelne Nation nie erreichen könnte.“
Gerst spielte auf einem Tabletcomputer
Auf der Leinwand wurde hinter der Band der Astronaut zugeschaltet, der vom All runter auf die Erde rief: „Guten Abend Kraftwerk. Guten Abend Stuttgart!“ Alexander Gerst grüßte nicht nur freundlich am 20. Juli 2018 um 21.50 Uhr Ortszeit – allein das schon war sensationell – , sondern spielte auf seinem Tabletcomputer auch noch die Melodie des Songs „Spacelab“, ehe er eine Tafel in die Höhe hielt. Aufschrift: „Good Night Earth“.
Dieses Zusammenspiel zwischen Himmel und Erde bewies eindrucksvoll, dass Kraftwerk als eine der wegweisendsten Popbands der Welt immer neue Ideen für die Musik der Zukunft entwickeln.