Ein Testkäufer der Polizei war im Rems-Murr-Kreis unterwegs. Kaum ein Verkäufer verlangte seinen Ausweis – es kam häufiger zu Verstößen als im vergangenen Jahr.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Wie leicht es für Jugendliche ist, an Alkohol, Tabakwaren und andere Dinge zu kommen, die nur für Erwachsene bestimmt sind, zeigt das Resultat einer Kontrollaktion der Polizei. Diese hatte in den vergangenen zwei Wochen einen minderjährigen Testkäufer in Fellbach und Kernen auf Einkaufstour geschickt. Dieser ging in insgesamt 53 Geschäfte – und bekam fast immer, was er wollte.

 

Die Polizei stellte insgesamt 37 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz fest. Im Einzelnen wurden dem jugendlichen Testkäufer 20-mal branntweinhaltige Alkoholgetränke, 14-mal Tabakwaren und in einem Fall eine Blu-Ray mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren verkauft. In zwei Fällen durfte er ein Sonnenstudio besuchen – auch dies illegal. „Da die Haut von Kindern und Jugendlichen besonders krebsgefährdet ist, erlaubt der Gesetzgeber den Besuch von Solarien erst ab einem Alter von 18 Jahren“, erklärt das Polizeipräsidium Aalen in einer Mitteilung.

Die meisten Verkäufer verlangen keinen Ausweis

„Obwohl bei sehr vielen Kassen in den Geschäften mittlerweile technische Einrichtungen zur Altersüberprüfung vorhanden sind, hat ein Großteil des Verkaufspersonals keinen Ausweis vom Testkäufer verlangt“, resümiert Niels Mayer, Leiter des Fellbacher Ermittlungsdienstes. Bereits im Jahr 2022 hat die Polizei bei einer ähnlichen Testkaufaktion 110 Objekte kontrolliert und dabei 65 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz festgestellt. Damals lag die Beanstandungsquote bei rund 60 Prozent – nun ist sie sogar noch schlechter. „In der Summe ergibt sich bei den Testkäufen eine Beanstandungsquote von fast 70 Prozent“, sagt Niels Mayer.

Viele Kassen geben sogar einen Warnton ab und blenden das erforderliche Geburtsdatum ein, wenn Waren gescannt werden, die nur an Volljährige abgegeben werden dürfen. „So wie es aussieht, scheint es für Jugendliche in Fellbach und Kernen noch immer sehr leicht zu sein, unerlaubt Alkohol und Zigaretten zu kaufen“, stellt der Fellbacher Revierleiter Jan Kempe fest. Die Polizei hat angekündigt, das Thema weiter im Fokus zu behalten.