Österliches Feuer im geschichtsträchtigen Gefängnis in Stuttgart-Stammheim: Fünf Verletzte, kein geflohener Häftling und viel Rauch. Die Brandursache steht noch nicht fest.
Alleine der Gedanke ist eine Horrorvorstellung – für Häftlinge ebenso wie die sie bewachenden Justizvollzugsbeamten: Feuer im Gefängnis. Am Ostersonntag brannte es gegen 16 Uhr in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart-Stammheim. In einer Zelle war der Brand ausgebrochen, über Brandmelder war die Feuerwehr alarmiert worden.
„In so einem Moment laufen die gut abgestimmten Pläne ab, die wir und die JVA für solche Fälle haben“, sagt ein Sprecher der Stuttgarter Feuerwehr. Regelmäßig werde die Zusammenarbeit für so einen Fall geübt. Auch weil, sagt Michael Schwarz, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Vollzugsbeamten, „in so einem Moment der Puls hochschnellt. Denn man weiß nie, was einen hinter der Zellentür erwartet.“ Aus Sicherheitsgründen dürfen die beiden nicht tiefer ins Detail gehen. Nur so viel: „Das ist so gut erprobt, dass eine Hand reibungslos in die andere greift.“
Im Vordergrund der ersten Maßnahmen: Menschenleben retten. So retteten in Stammheim speziell ausgebildete Justizvollzieher und Feuerwehrler unter Atemschutz einen schwer verletzten Gefangenen aus seiner Zelle. Sie leisteten Erste Hilfe und übergaben ihn dann den eintreffenden Rettungskräften. „Wichtig ist in so einem Fall, dass auch verletzte Häftlinge trotzdem bewacht werden, um einen möglichen Fluchtversuch zu unterbinden“, sagt Schwarz.
Unverzichtbar seien auch bei einem Brand in einer JVA freiwillige Feuerwehrleute, betont der Sprecher der Wehr. „Die spielen eine sehr wichtige Rolle in unserem Konzept.“ Denn: Oft sind die Freiwilligen schneller am Brandort als die Kräfte der Berufsfeuerwehr. Oder die verfügen über spezielle Kenntnisse und Ausrüstung wie Drohnen oder eigene Fahrzeuge, die bei Waldbränden eingesetzt werden können. Und verstärken die professionellen Wehrler gerade bei längeren Einsätzen oder großen Bränden.
Unklar ist, ob der österliche Brand in der JVA Stammheim vorsätzlich gelegt wurde. Brandermittler der Polizei ermitteln in der Sache. „Deshalb können wir im Augenblick nichts zur Brandursache sagen“, sagt der Feuerwehrsprecher am Montagvormittag. In Polizeikreisen spricht man von „einem dringenden Tatverdacht“, also von einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Tat vorsätzlich begangen wurde. „Das Motiv dafür kann von einem Selbstmordversuch bis hin zu einem geplanten Ausbruch liegen. Das muss in den Ermittlungen herausgefunden werden“, sagt ein Kriminaler.
Fünf Verletzte in Kliniken gebracht
Wie bei vielen Bränden, sagt der Feuerwehrsprecher, hätte sich auch in der JVA Stammheim das Problem des Rauchs ergeben. „Der gefährdet die Gesundheit sehr. Deshalb müssen wir uns genau anschauen, wo der Rauch hingezogen ist und ihn dann absaugen.“ Bei der taktischen Ventilation wird mit Hilfe eines Überdruckbelüfters der Rauch aus einem Gebäude rausgedrückt. In Stammheim wurden mehrere Häftlinge und Justizvollzugsbeamte durch den Rauch verletzt. Sanitäter lieferten fünf in umliegende Krankenhäuser ein.