Kellergroup in Ditzingen Eine Spedition auf neuen Wegen

Im Jahr 2023 bestand das Unternehmen 90 Jahre. Heute sind Alexander Hewel (Mitte) und Patrick Krech (rechts) sowie Christopher Hewel verantwortlich. Foto: Jürgen Bach

Die Ditzinger Kellergproup ist einst aus einem Fuhrunternehmen hervorgegangen. Der Warentransport von A nach B macht heute nur einen Teil des Leistungsangebots aus. Das Familienunternehmen erschließt sich in einer Nische einen neuen Markt.

Einen runden Geburtstag nimmt man bisweilen zum Anlass, zurückzublicken. In der Spedition Keller in Ditzingen hat man das im vergangenen Jahr auch getan. Zugleich aber war das Jubiläumsjahr mit elementaren Veränderungen verbunden. Das Unternehmen, das seit 90 Jahren besteht, hat sein Leistungsspektrum erweitert. Der Transport der Waren macht heute nur einen Teil des Firmenportfolios aus – wenngleich einen zentralen. „Solange das Beamen nicht erfunden wurde, werden wir die Logistik brauchen“, sagt Alexander Hewel. Er führt heute das Familienunternehmen gemeinsam mit Patrick Krech und seinem Bruder Christopher.

 

Mit dem „bahnamtlichen Rollfuhrunternehmen“ wie es in den 1930er Jahren gegründet worden war, hat die Kellergroup, wie sie heute heißt, nur noch bedingt etwas gemein. Keller bietet sein erworbenes Wissen auch in einer Beratungsfirma an, die zur Unternehmensgruppe gehört. Warum das über Jahrzehnte erworbene Wissen nicht weitergeben? Seither plant und baut Keller auch. Zu den Kunden der Ditzinger gehört beispielsweise das Mode- und Lifestyleunternehmen Breuninger. Breuninger erweitert derzeit sein Warendienstleistungszentrum in Sachsenheim nach den Plänen von Keller. Breuninger will sich weiter für den Onlinehandel rüsten. 200 neue Arbeitsplätze sollen durch die Erweiterung entstehen.

Doch ein Logistikzentrum, wie es heute gebaut wird, verschlingt Fläche – in einer Zeit in der auch die Politik über Flächenverbrauch und Neuversiegelung diskutiert. Langfristiges Ziel des Landes ist es, bis 2035 die Netto-Null zu erreichen, die Neuversiegelung also massiv zu reduzieren. Bei Keller ist man sich dessen bewusst. Man müsse mit bestehenden Flächen anders arbeiten. „Die Gebäude müssen höher, die Flächennutzungseffizienz besser werden“, sagt Alexander Hewel und formuliert damit auch eine Forderung an die Politik. Denn das sei nur möglich, wenn der Gesetzgeber eine Anpassung der Bebauungspläne zulasse.

Zugleich könne man alte Gebäude revitalisieren, so die Überlegung der Ditzinger. So oder so müsse man aber auch die Vorgaben des Brandschutzes „handhabbar machen“. Heute, so Hewel, gelten in jedem Bundesland diesbezüglich andere Vorgaben.

Als das Unternehmen gegründet wurde, standen solche Themen freilich nicht auf der Agenda. Hermann Keller gründete 1933 die „Keller GmbH Spedition + Logistik“, die bis 1989 als bahnamtliches Rollfuhrunternehmen mit Sitz am Bahnhof tätig war. Wo einst die Firmengebäude standen, befindet sich heute das Parkhaus. Im Jahr 1977 trat Barbara Krupper ins Unternehmen ein, die Enkeltochter des Gründers und Schwester des späteren Geschäftsführers Stephan Hewel, dem Vater von Alexander und Christopher Hewel.

Die bauenden Spediteure

Nach dem Bau des ersten Logistikgebäudes im Ditzinger Gewerbegebiet, befindet sich der Hauptsitz heute wenige Meter entfernt in der Dieselstraße.

Das Unternehmen, wie es sich heute darstellt, hat sich seit dem Jahr 2005 so entwickelt. Die Bereiche Spedition, Logistik und Unternehmensberatungen wurden beständig weiter ausgeprägt. Zehn Jahre später zählten zu den Projekten mehr und mehr Großprojekte, unter anderem für den Herrenausstatter Olymp oder eben Breuninger. Das Unternehmen wuchs weiter: Im Jahr 2021 waren es erstmals mehr als hundert Beschäftigte. Diese an sich zu binden, sei immer noch eine Herausforderung, sagen Hewels. Das Image von Speditionen hat sich gewandelt, gut ist es aber immer noch nicht.

Die Geschäftsführung weiß das. Flächenverbrauch, den CO2-Ausstoß – ein Teil der Ditzinger Flotte fährt inzwischen mit klimaneutralem Gas, die ersten E-Fahrzeuge sind ebenfalls in den Fuhrpark integriert. Dabei hat die Elektromobilität laut den Logistikern noch einen schweren Stand: Die grundsätzlich zur Verfügung stehende Stromversorgung reiche zum Beispiel in Ditzingen gar nicht aus, zahlreiche E-Laster gleichzeitig zu laden. Man benötige für das Thema eine breite Unterstützung der Öffentlichkeit, so Hewel.

Eine Branche mit Imageproblemen

Ohnehin wird die Umstellung auf E-Laster nicht allein zu einem Imagewandel der Speditionen führen, sind sich die Verantwortlichen sicher. Ein Umdenken in der Gesellschaft sei erforderlich: Die Bedeutung der Logistikbranche müsse in den Fokus rücken, die Jobs müssten wertiger gemacht werden. Schließlich verbinde man mit Arbeitsplätzen in der Logistikbranche heute, sie seien schlecht bezahlt, dreckig,störend.

„Es ist ein Zeichen des Respekts, sich auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt Patrick Krech. Das gelte bei Keller sowohl außerhalb des Unternehmens als auch intern. „Wir wollen den Mitarbeiter als Unternehmer im Unternehmen sehen“, sagt Alexander Hewel. Das Unternehmen habe in Ditzingen seinen Platz gefunden. Mit dem Portfolio wolle man eine Nische besetzen und den Unternehmen in der Region in den Bereichen Spedition und Logistik zur Seite stehen.

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