Leerstand, Krise? Von wegen! Stuttgarts Königstraße trotzt den Gerüchten. Experten sehen die Einkaufsmeile auf dem Vormarsch.

Abgeklebte Scheiben, die Räume dahinter sind leer und dunkel. Seit Monaten sind die Türen an der Königstraße 10 C verschlossen. Die ehemalige Filiale der italienischen Modemarke Benetton war hier beheimatet. Seit dem Auszug Ende 2024 herrscht dort Tristesse. Doch warum passiert an dieser Stelle so lange nichts? Ist die Königstraße nicht attraktiv genug? Sind die Mieten zu hoch? Schreckt das Erscheinungsbild des unteren Teils der Einkaufsmeile Interessenten ab?

 

Marion Gödel weiß Bescheid. Sie ist die Geschäftsführerin von Storescouts. Das Unternehmen hat sich auf die Vermittlung und Betreuung von Handelsimmobilien spezialisiert. „Im Stadtbild trügt oft der Schein: Viele Flächen, die vermeintlich leer stehen, sind bereits vermietet“, sagt Marion Gödel. Dazu zählen auch die ehemaligen Benetton-Räume. „Der neue Mietvertrag ist unterzeichnet. Es gab mehrere Interessenten.“

Aktuell wartet man auf die Genehmigung der Stadt Stuttgart. Wenn alles zügig über die Bühne geht, könnte noch in diesem Jahr wieder Leben in das Gebäude einkehren. Wer einziehen wird, darf Marion Gödel noch nicht verraten. Nur so viel: Der neue Mieter hat schon ein Geschäft auf der oberen Königstraße und wird die rund 1200 Quadratmeter große Fläche in der 10 C zusätzlich bespielen.

Das sei eines von vielen Beispielen, das zeige, dass die Stuttgarter Innenstadt gefragt sei und zu den Top-Adressen in Deutschland gehöre, sagt Marion Gödel. Das sieht auch Sascha Storm von der Firma Seybold so. Er und sein Unternehmen kümmern sich um die Belange von Filialisten. „Erst die Insolvenzwellen der vergangenen Jahre sorgten für spürbare Bewegung im Einzelhandelsimmobilienmarkt“, sagt Storm. Nun zeige der Markt nicht nur erste Anzeichen der Erholung, sondern vor allem eine neue Offenheit für frische Ideen. „Neue Gastronomiekonzepte wie Cookie Couture zeigen auf der Königstraße, dass Erlebnis und Qualität gefragt sind. Die Menschen stehen wieder Schlange – ein Signal für Relevanz und Attraktivität.“

Die Kosmetikmarke Kiko hat Anfang Oktober auf der Königstraße eröffnet. Foto: Torsten Ströbele

Grundsätzlich sehen beide Experten die Königstraße aktuell als sehr gefragte Adresse. Es gebe keine riesige Fluktuation und keine Leerstände aufgrund fehlender Nachfrage. Seit wenigen Tagen ist auch die Fläche in Gebäude 54a wieder belebt. Dort ist die Kosmetikmarke Kiko eingezogen. Zuletzt war dort das Unternehmen IQOS ansässig, das mittlerweile auf der Königstraße neue Räume bezogen hat.